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Es war mal wieder einer dieser Tage, an denen man lieber hätte im Bett bleiben sollen. Es war halb sieben am Morgen und die Sonne schien durch mein halb geöffnetes Fenster. Ich lief in das Badezimmer, das zum Glück nur mir gehörte. So konnte ich morgens aufstehen, ohne mir Sorgen machen zu müssen, dass jemand anderes das Bad blockieren könnte.

Nach einer erfrischenden Dusche zog ich mich an und föhnte kurz meine Haare. Meine Zähne putze ich während ich meine Tasche packte, denn als ich auf die Uhr schaute war es bereits halb 8. Meine Dusche hatte wohl länger gedauert, als ich gedacht habe.

Genervt darüber, dass mal wieder zu viele Leute an der Bushaltestelle standen, stellte ich mich zu ihnen. Einige redeten über die neusten Videospiele, andere über das neuste Make-up. Ich dachte nur an mein Mittagessen. Was es wohl geben wird? Normalerweise war das Essen in der Schule natürlich ziemlich eklig, aber wenn man, so wie ich, Zuhause nichts zum Mittag bekommt, dann ist man über alles froh, was man bekommt.

Ich stieg in den Bus ein und wir fuhren ungefähr 15 Minuten bis zur Schule. Diese 15 Minuten waren die Hölle. Es war ziemlich voll im Bus und jeder wurde an jeden gedrückt. Man konnte nicht mal seine Arme von seinem Oberkörper lösen. Ich lief also mit Schmerzen in den Armen in die Schule, zu meinen Spind.

,,Wir bekommen einen neuen Lehrer!'', hörte ich einen Jungen aus meiner Klasse rufen. Ich seufzte, eigentlich mochte ich meinen alten Mathematiklehrer, obwohl ich nie gut in dem Fach gewesen bin. Andere Fächer, wie zum Beispiel Deutsch, lagen mir deutlich besser. Während ich in Mathe bei meinem alten Lehrer kurz vor einer mangelhaften Note stand, war ich in Deutsch gut dabei eine eins zu bekommen. 

Gelangweilt nahm ich meine Mathe Sachen aus dem kleinen Spind. Ein blaues Buch, ein blaues Heft und einen Taschenrechner. Ich fragte mich, was der neue Lehrer wohl für Unterricht machen würde. Vielleicht machte er noch besseren Unterricht als Herr Grunk. Ich stöhnte jedoch bei dem Gedanken, dass er wahrscheinlich ein alter Mann mit grauen Haaren sein wird, auf. 

Also lief ich schleppend in den Klassenraum, nachdem ich das Schellen der Schulglocke wahrgenommen hatte, die meiner Meinung nach mal wieder viel zu laut war. Ich ließ mich auf meinen Platz in der letzten Reihe nieder. 

Niemand würde mich hier hinten je bemerken. Vor mir saßen die zwei Basketballer Markus und Marius, oder wie sie sich nannten: Die zwei M's. Und wie sollte es bei Basketballspielern anders sein? Sie waren ziemlich groß. Deshalb konnte man mich hier hinten in der Ecke kaum sehen. Herr Grunk hatte mich hier hinten auch nie bemerkt, dafür war er aber sehr witzig. Jeden Morgen erzählte er uns einen Witz, den er beim Frühstück in der Zeitung gelesen hatte. Das lustige daran waren aber nicht diese Witze, sondern Herr Grunk, wie er sich darüber lustig machte. Ich fing an zu grinsen, als ich über den letzten Witz nachdachte, den er uns erzählt hatte.

Meine Gedanken wurden unterbrochen, da die Klassentür zufiel. Ich schaute langsam nach vorne, an Markus und Marius vorbei und sah meinen neuen Mathelehrer an. Überraschenderweise war er weder alt, noch hatte er graue Haare. Er sah relativ jung für einen Lehrer aus. Dazu war er auch noch sehr groß und relativ schlank. ,,Hey! Ich bin Herr Mattson. Ich bin euer neuer Mathematiklehrer, da Herr Grunk nun erstmal für eine Weile ausfallen wird'', sagte er lächelnd und alle fingen sofort an zu tuscheln. Herr Mattson lachte laut auf: ,,Nein, Herr Grunk hat nichts schlimmes, ja ich bin erst Mitte zwanzig und ja, ich bin verheiratet. Tut mir leid.'' Die Mädchen, die in der ersten Reihe saßen seufzten enttäuscht auf.

Ich verdrehte meine Augen und ließ mich wieder in den unbequemen Stuhl fallen. Eingebildet scheint er auch zu sein. Zumindest klang seine Stimme sehr danach. Ich schloss meine Augen, während ich meine Arme verschränkte. Schon nach seinem ersten Eindruck war er mir unsympathisch und ich wünschte mir meinen alten Lehrer zurück. Herr Mattson redete nun schon über quadratische Funktionen, oder von linearen. So genau war ich mir nicht sicher, denn ich hörte ihm kaum zu.

Als ich die Schulglocke plötzlich leuten hörte, zuckte ich zusammen. Ich war wohl eingeschlafen. Schnell packte ich meine Sachen ein und stand auf, während die anderen schon halb aus dem Raum waren. Natürlich war ich wie immer der letzte. Aber was erwartete ich auch? Es gab ja auch niemanden, der auf mich warten würde. Ich lief den anderen hinterher vorbei am Lehrerpult, ohne Herrn Mattson noch einmal anzusehen, doch anscheinend hatte ich das Glück nicht auf meiner Seite: ,,Bleibst du bitte nochmal kurz hier?'', hörte ich eine tiefe Stimme hinter mir. 

Genervt drehte ich mich um und setzte ein lächeln auf. ,,Ich?'', fragte ich ihn. Ich hatte gehofft er meinte vielleicht jemand anderen, doch er nickte und nahm sein Heft in die Hand: ,,Du hast die ganze Stunde nicht aufgepasst, kann das sein?'' Ich stutzte. Herr Mattson hatte mich wohl doch dort oben bemerkt. Das war es dann mit schlafen, nun würde er immer darauf achten, ob ich aufpasse, oder nicht. ,,Wie kommen Sie darauf?'' Der braunhaarige ignorierte meine Frage und sah in sein Heft: ,,So wie ich das sehe, hast du es allerdings ziemlich nötig aufzupassen. Du bist ja bei Herr Grunk ausreichend minus vor zensiert.'' - ,,So wie ich das sehe, sollten Sie sich eine eigene Meinung bilden und das nicht auf Grundlage von Herrn Grunk'', erst nachdem ich zu Ende gesprochen hatte, merkte ich, wie respektlos ich geklungen hatte.

Ich machte mich bereit zum Direktor geschickt zu werden, doch Herr Mattson fing an zu lächeln: ,,Maximilian, richtig?'' Verwirrt sah ich ihn an: ,,Nennen Sie mich Max, bitte.'' Er nahm seinen Stift aus seinem Mäppchen und nahm die Kappe mit seinem Mund ab. Danach schrieb er sich irgendetwas in sein Heft und sah mich dann an: ,,Okay, Maximilian. Dann fangen wir nochmal von neu an.'' Schon fing Herr Mattson an seine Sachen einzupacken und er wollte gehen. ,,Max'', wiederholte ich mich, doch mein Lehrer war schon weg. Was ein Idiot! Musste er mich provozieren? Ich hasste es, wenn man mich bei meinem vollen Namen nannte. 

Genervt ging ich nun auch aus dem Klassenzimmer. Auch, wenn ich nun sogesehen eine zweite Chance hatte, würde ich sie sowieso nicht richtig nutzen. Ich konnte Mathe überhaupt nicht. Jeglicher Versuch es ein bisschen zu verstehen, ging schief. Bereits drei Nachhilfelehrer hatten versucht es mir beizubringen, doch keiner hatte es geschafft. Ich werde wohl für immer ausreichend stehen, oder sogar mangelhaft.

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Hi. Mein Name ist Kira und wahrscheinlich hättet ihr das alle nicht gedacht, aber ich lebe tatsächlich noch. Hoffe ich konnte mit diesem Kapitel euer Interesse wecken. Vielleicht liest es der eine oder andere ja.. Bis zum nächsten Teil. :3

My Teacher. (boyxman) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt