Kapitel 10: Erste Erkenntnisse

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Cassandra drosch mit ihrem Schwert auf die Strohpuppe ein. Kleine Halme lösten sich daraus und flogen durch die Luft. Ein Geräusch hinter ihr ließ sie herumfahren. Dabei hätte sie fast Eugene aufgespießt, der direkt hinter ihr stand. Er hob abwehrend die Hände.

,,Woah, langsam, Tiger."

Sie ließ das Schwert sinken und wischte sich die schweißnassen Haare aus dem Gesicht.
,,Meine Güte, Eugene, willst du deine Nase verlieren?"

Er griff sich an eben jene.

,,Nicht die Nase, nicht die Nase."

Sie verdrehte die Augen und steckte ihr Schwert in die Scheide.

,,Was gibt es denn, dass du mich bei meinem Training störst?"

,,Eine höchst wichtige Angelegenheit. Du weißt ja, dass Rapunzel und ich uns verlobt haben."

,,Ja, ich war dabei, falls du dich nicht erinnerst."

Er ging nicht weiter auf ihren leicht bissigen Kommentar ein, sondern fuhr fort: ,, Jedenfalls... Mein künftiger Schwiegervater, König Frederik, hat anlässlich der Verlobung seiner geliebten Tochter, beschlossen, dass ein Ball abgehalten wird."

Cassandra seufzte genervt. Sie wusste, was dies bedeutete. Tonnen von Arbeit kamen auf sie zu. So ein Fest wollte schließlich ausgerichtet werden.

,,Lass mich raten... jemand hat dich gefragt, ob ich weiß, wo du bist, da er eine Aufgabe für mich hat und du warst sofort übereifrig, mir gleich davon zu berichten. Wie selbstlos von dir."

Er grinste. „Du weißt doch, wie selbstlos ich bin."

„Und wann soll dieses großartige Fest stattfinden?"

„In vier Tagen."

Cassandra klappte vor Schreck der Mund auf. „In vier Tagen...sind die denn alle wahnsinnig geworden."

Sie rannte an Eugene vorbei, der feixend seine Fingernägel betrachtete und direkt ins Schloss. Ihre Füße trugen sie sofort an den richtigen Ort – den kleinen Raum, den die Bediensteten nutzten, um das tägliche Werk zu besprechen .Als sie hineinschlüpfte, war der Raum schon mit einer gewissen Anzahl an Dienern und Zofen gefüllt. Die Köpfe drehten sich zu ihr um, als sie die Tür hinter sich schloss. Lady Vehndert, die Mamsell, sah missbilligend von einem Pergament hoch, dass sie in der Hand hielt.

„Zu spät, Lady Cassandra."

„Entschuldigen Sie, Mamsell. Mir wurde jetzt erst mitgeteilt, dass ein Fest stattfinden soll."

Lady Vehndert rümpfte die Nase. „Nun, dann sei es so."

Sie drückte ihr ebenfalls einen Zettel in die Hand. „Dies ist das Programm, dass der König sich wünscht."

Cassandra las sich den Zettel durch.„Empfang der Gäste, Bereitstellen von Speis und Trank in Buffetform, Verkündung der Verlobung von Prinzessin Rapunzel und Eugene Fitzherbert, Vorstellung des königlichen Alchemisten..." Sie blieb an dem letzten Punkt hängen und runzelte die Stirn. Nur am Rande bekam sie mit, dass Lady Vehndert begann, die Aufgabe zu verteilen. Warum wollte der König Varian dem gesamten Hof und seinen Gästen offiziell als königlichen Alchemisten vorstellen? Sie hatte gedacht, der Titel wäre nur als Deckmantel, um weiterhin ein Auge auf ihn haben zu können...

„LADY CASSANDRA!"

Sie zuckte zusammen. Die Mamsell funkelte sie empört an.

„Ja?", fragte sie ahnunglos.

„Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie zuhören würden, anstatt in der Gegend herumzuträumen."
„Verzeihung, Mamsell. Könnten Sie ihre Worte nochmal wiederholen?!"

Chaosprinz und WindprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt