Kapitel 4

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Dieses Kapitel ist etwas kürzer, da ich morgen eine Abiturprüfung schreibe. Ich hoffe es gefällt euch denoch :)

Cyrian

Er wusste gar nicht, was über ihn gekommen ist. Warum hat er diesem Menschenjungen geholfen? Etwas in seinem Geist hat danach gebrüllt ihm zu helfen. Als er sein Schlafzimmer betreten hatte, hätte sein Erstaunen kaum größer sein können. Ihm überkam der Scham. Er hat das Zimmer wie ein Berserker verwüstet. In seiner wütenden Raserei hatte er alles vernichtet, was ihm im Weg stand. Dass ein einziger Mensch sein Zimmer wieder hergerichtet hat, war eine Glanzleistung. Aber als er die blutenden Füße sah hatte er so etwas wie Gewissensbisse empfunden. Jedenfalls glaubte er, dass es welche waren. Er brüstete sich damit ein Gentleman zu sein. Zumindest gegenüber Nymphen und denoch hatte er jemand anderes seine Drecksarbeit machen lassen, was ihm nicht gefiel. Er redete sich ein, dass seine Hilfsbereitschaft nur daher rührte, dass der Junge so großartig seine Arbeit erledigt hatte, aber das konnte er nicht glauben. Es steckte mehr dahinter.

Überhaupt hatte er seinen Brüdern gar nicht gesagt, dass ein Streuner sein Zimmer aufräumen sollte. Das waren seine privaten Gemächer und niemand hatte außer ihm das Privileg einzutreten. Um so mehr bestürzte es ihn nun, dass er bei dem Anblick des Menschen in seinem Zimmer keine Wut empfunden hatte. Die großen grünen Augen, die ihn so intensiv angestarrt hatten, verhinderten es.

Er hätte den Jungen weg schicken sollen, aber dann sah er die blutigen Füße und er konnte es nicht. Statt ihn also wegen den blutigen Abdrücken auf dem Boden zu beschimpfen, hatte er seine Wunden versorgt. Während er ihm die Scherben aus den Gliedmaßen hatte er so etwas wie Respekt für den Streuner empfunden. Menschen waren an den Füßen aufgrund ihrer vielen Sehnen und Nerven sehr empfindlich. Der Fuß des Jungen bestand da zum größten Teil nur noch aus Glas und Splitter und er hatte nicht gejammert. Er hat seine Arbeit verrichtet. Das stieß in ihm widerwillig auf Bewunderung.

Aber dann hatte Cyrian entdecken müssen, dass er von ihm beklaut wurde. Als das metallische Klirren beim Zusammentreffen des kleinen scharfen Objekts mit dem Boden, erklang, hatte er seine fassungslose Miene verbergen müssen. Tief in seinem Inneren hatte es in ihm Unglauben ausgelöst. Enttäuschung war seine Reaktion auf den Verrat, der der Junge ausgeübt hatte. Dieser Kleptomat hatte ihn bestohlen. Wut erfasste ihn und eilig verließ er die Zelle. Warum er so enttäuscht war, wusste er selbst nicht. Es war ein Menschling. Man hätte es so erwarten können. Zornig, dass er damit nicht gerechnet hatte, schlug er auf die Wand neben der Tür ein. Dann wählte er die Bestrafung. Die Insassen sollten ertrinken.

Er zwang sich wieder zu beruhigen und sah zu, wie der Raum sich allmählich mit Wasser füllte. Kluger Junge, gestand Cyrian sich ein, als er sah wie der Junge sich bei steigendem Wasserspiegel treiben ließ. Daran hatten die anderen Streuner bisher noch nicht gedacht. Als er die verzweifelten Blicke sah, die sich die beiden Menschen zuwarfen als sie sich der Decke näherten, musste Cyrian seinen Blick wenden. Er konnte aus irgendwelchen Gründen nicht mit ansehen, welche Qualen der Junge durchlebte.

Stattdessen starrte er nun das das kalten Objekt in seiner Hand an. Eine Rasierklinge, stellte er fest, als er es näher betrachtete. Fassungslos schüttelte er den Kopf. Mit so einer mickrigen Klinge hätte er wohl kaum sich und seine Brüder verletzen können und das musste sie doch auch wissen. Dann kam ihn ein Gedanke. Was, wenn der Bursche gar nicht vorgehabt hatte ihn und seine Brüder zu attackieren? In diesem Trakt waren nicht alle Streuner so gutherzig, wie der Junge. Vielleicht war er zu demselben Entschluss gekommen und hatte sich mit der Klinge schützen wollen. Cyrian schaute wieder in die Zelle. Bestürzung überkam ihn. Der Wasserpegel hatte inzwischen schon die Decke erreicht und das Kind schien bewußtlos zu sein. Der Junge griff verzweifelt nach ihm und zog ihn zu sich. Angst erfüllte Cyrian. Die Lider des Streuners schlossen sich und die angespannten verzerrten Gesichtszüge erschlafften. Hastig tippte Cyrian auf dem Screen ein und atmete erleichtert aus, als das Wasser ablief. Den Beiden ging es wieder besser zu gehen und schnappten keuchend nach Luft.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 01, 2018 ⏰

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