"Also.. Umut, ich war ja heute beim Arzt.."
Er fiel mir ins Wort. "Ach stimmt ja, wie war es? Junge oder Mädchen?", fragte er ungeduldig.
"Es war.. wie soll ich sagen? Es war nicht so schön. Unser Sohn hat vielleicht Down Syndrom."
"Was?!", fragte er schockiert.
Ich weinte schon wieder. Wie ihr sicherlich gemerkt habt, bin ich sehr gefühlvoll und weine sehr schnell.
"Was heißt das jetzt? Unser Sohn wird krank auf die Welt kommen? Und Down Syndrom kann nicht geheilt werden, stimmts?", fragte er.
Als Antwort nickte ich nur.
"Oh Mann..", sagte er verzweifelt und strich sich durch die Haare.
Normalerweise würde ich ihn jetzt umarmen und ihn sagen, dass alles wieder gut wird, was aber nicht stimmen würde. Ich würde ihn und mich nur anlügen.
Doch ich versuchte es. Ich ging auf ihn zu und wollte ihn gerade umarmen.
"Hayir." ("Nein."), sagte er und schüttelte seinen Kopf. Seine schönen Augen waren glasig.
Ohne ein Wort zu sagen ging ich in mein Zimmer. Ich war traurig stimmt, aber verstehen konnte ich Umut.
"Scheisse..", sagte ich leise. "Ich wollte doch mit ihm reden, wegen der Abtreibung.."
Ich dachte darüber nach und nahm mir vor morgen mit ihm zu reden.
Ich ging an den Computer und schrieb: Bedingungen zur Abtreibung
Ich las und las. "..das Kind kann in den ersten 40 Tagen abgetrieben werden.."
Was? Nein, kann doch nicht wahr sein. Wie alt ist mein Sohn? 4 Monate und 3 Wochen. Also kann ich die Abtreibung vergessen. Dann bleibt mir nur noch eine Lösung. Eine Pflege Familie.
-Nächster Tag-
Umut hatte Frühstück gemacht. Ich ging an den Tisch und setzte mich hin.
"Danke.", sagte ich unsicher.
Er guckte mich an, und versuchte zu lächeln, was ihm auch einigermaßen gelang.
"Umut, wenn du das Kind nicht großziehen möchtest, können wir es auch ganz einfach ins Heim bringen.", sagte ich ihm leise.
"Was? Spinnst du?", fragte er aufgebracht und wütend.
"Es kann ja sein, dass du es nicht willst..", sagte ich.
"Wie kannst du nur daran denken? Es ist ein Teil von dir - Ein Teil von mir. Ein Teil von UNS.", dass uns betonte er.
"Überleg doch mal, es wird nie eine Familie gründen können."
"Wir sind seine Familie! Wenn ihm ein Leben bestimmt wurde, kannst du ihn nicht so einfach töten oder irgendwo abgeben und ihm eine falsche Familie geben! Er wird einen anderen Mann Vater nennen und eine andere Frau Mutter. Kommst du damit klar?", er weinte.
"Umut, ağlama.." ("Umut, wein nicht..")
"Ich fass es nicht, Zeynep. Es ist dein Sohn!"
Er hat recht. Es ist mein Sohn - Ein Teil von Umut und mir.
Seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken. "Zeynep, wir werden das Kind nicht abgeben. Das kannst du vergessen."
Ich nickte und lief auf ihn zu, in der Hoffnung er würde mich umarmen und sagen, dass alles wieder okey ist, dass er es schon vergessen hat und wie sehr er mich liebt.
Ich ging an ihn vorbei. Nichts. Er tat nichts der gleichen.
"Zeynep?", fragte er ganz leise.
Ich drehte mich um und sah in seine wunderschönen grünen Augen.
Jetzt kam er. Er strich mir eine Strähne hinterm Ohr und durchbohrte meine Augen.
"Wir werden es großziehen. Wir werden die besten Eltern sein. Wir werden es lieben und ihm beibringen was es heißt zu lieben. Wir werden alles tun, damit er ein sorgloses Leben führen kann. Wir werden es schaffen." Er guckte mich unsicher an und wartete auf meine Reaktion.
Lächelnd sagte ich: "Morgen gehen wir einkaufen, für unseren Sohn." Ich zwinkerte Umut zu und ging in unser Zimmer. Er tat es mir gleich. Ich legte mich ins Bett und versuchte ein zu schlafen. Er tippte auf meine Schulter und sagte: "Ich liebe dich."
Ich kicherte leicht und sagte, dass ich ihn auch liebe.
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Mein Kind - Mein Glück
Non-FictionIn dieser Geschichte geht es um das glückliche Familienleben, wenn man es so lebt, wie man sollte. Natürlich klappt nicht alles auf Knopfdruck, und es passieren Dinge, die nicht passieren sollten, Wörter, die man nicht sagen sollte, Sachen, die man...