"Los!", schrie ich durch das ganze Haus.
"Ja, ja. Komme gleich.", sagte Umut lässig.
Seufzend setzte ich mich auf die Couch und wartete.
Wie werden sie reagieren, wenn ich ihnen sage, dass das Kind behindert auf die Welt kommen wird?
Eigentlich sollte mir das egal sein, da ich das Kind neun Monate lang im Bauch tragen werde und es schließlich mein Kind ist..
Ach, ich weiß nicht genau. Ich darf nicht negativ denken.
Umuts Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
"Los, los. Wir kommen zu spät.", sagte er genervt.
Was? Ich warte doch die ganze Zeit auf ihn.
"Aber Umut, ich wa-", und schon war er draußen.
Ich ging auch raus und stieg in den Wagen. Wir werden erst zu Umuts Eltern fahren, danach zu meinen.
Eigentlich muss ich noch zur Ärztin, wegen so einer Pränetaldiagnostik. Ich weiß auch nicht genau. Jedenfalls, sie wissen es noch nicht. Noch, klingt gut..
Als wir ankamen öffnete Umut mir die Autotür und nahm meine Hand. Wir liefen Hand in Hand zur Eingangstür und klingelten an. Die Tür wurde von Umuts 16 jährigen Bruder, Görkem, geöffnet. Görkem ist 6 Jahre jünger als Umut. Somit bin ich 4 Jahre älter als Görkem und 2 Jahre jünger als Umut.
Görkem begrüßte uns und bittete uns herein zu kommen. Wir gingen ins Wohnzimmer, wo Umuts Vater auf der Couch saß. Als er uns sah wollte er aufstehen, doch ich machte mit meiner Hand eine Bewegung, was 'Nein, nein, ist schon okey.', heißen sollte und er saß sich wieder hin. Ich lief auf ihn zu uns küsste seine Hand Oberfläche und legte sie mir dann auf die Stirn. Das macht man so, aus Respekt. Dann ging ich in die Küche und tat dasselbe bei der Mutter von Umut, die übrigens Hatice heißt. Sie bat mich ins Wohnzimmer zu gehen und zu warten, damit ich meinen Körper nicht so belaste, wegen dem Kind. Ich nickte und ging ins Wohnzimmer. Sie brachte das Essen und alles andere, und ich deckte den Tisch.
Nach dem Essen wollte ich zur eigentlichen Sache kommen. Ich sah Umut tief in die Augen und nickte. Er erwiederte mein Nicken und holte tief Luft.
Und schon hatte er alle Augen auf sich.
"Baba." (Vater.), sagte er. Sein Vater antwortete mit "Ja, was ist?".
"Wir müssen mit euch reden. Es geht um den kleinen.", schon weiteten sich die Augen der anderen.
"Ist was mit dem Baby?", fragte die Mutter von Umut besorgt. Sie dachte immer pessimistisch. Meine leibliche Mutter dagegen immer optimistisch.
Ich nickte und sagte vorsichtig und leise: "Es wird vielleicht Down Syndrom haben.."
"Was?", fragte Görkem. "Es wird behindert auf die Welt kommen?"
"Vielleicht.", verbesserte Umut seinen kleinen Bruder.
Es war still. Meiner Meinung nach zu still. Jeder sah gedankenverloren auf seinen Teller. Umut unterbrach die Stille. Er räusperte sich und sagte: "Anne, bize müsade. Hadi, Zeynep, şimdi size." (Mama, entschuldige uns. Los, Zeynep, jetzt zu euch.)
Ich nickte und verabschiedete mich von allen.
Wir fuhren zu meinen Eltern und das gleiche Theater noch mal. Sie wussten genauso wenig was sie sagen sollten. Also gingen wir nach dem Abendessen nach Hause.
Zuhause angekommen zogen wir uns um und gingen schlafen.
Nach drei Tagen muss ich wieder zur Ärztin, wegen dieser Pränetaldiagnostik. Dann sagt sie mir, ob das Kind wirklich Down Syndrom hat, oder nicht..
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Mein Kind - Mein Glück
Non-FictionIn dieser Geschichte geht es um das glückliche Familienleben, wenn man es so lebt, wie man sollte. Natürlich klappt nicht alles auf Knopfdruck, und es passieren Dinge, die nicht passieren sollten, Wörter, die man nicht sagen sollte, Sachen, die man...