Kapitel 14

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"Und du bist dir sicher, dass du Gus für den Richtigen für dich hältst?"
Ich verdrehe wieder die Augen. "Ivana, ich habe es dir als Erste erzählt, weil ich dachte, dass du dich für mich freuen und nicht meine Entscheidungen hinterfragen würdest."
"Du hast ja Recht, es tut mir leid. Ich denke einfach nur, dass du Erich gut tun würdest, das ist alles."
Ich schaue meine Kollegin ein wenig sanfter an.
"Er kommt schon klar, das weiß ich. Was könnte ich groß für ihn tun, ich meine, seine Wutanfälle kann ich auch nicht verhindern."
"Verhindern nicht, aber du beruhigst ihn. Er schämt sich, wenn er einen schlechten Eindruck bei dir hinterlässt und das ist doch schon mal was."
Ich schnaube.
"Na ganz toll, ich bringe ihn dazu, dass er sich schlecht fühlt, wie hilfreich."
Ivana seufzt.
"Irgendwann verstehst du schon, was ich meine. Du brauchst nur ein bisschen Zeit."
"Ivana, wie oft noch? Ich bin mit Gus zusammen und damit hat sich der Spaß. Augustus ist der Wahnsinn, wie schade, dass du das nicht erkennen kannst. Bist du etwa eifersüchtig darauf, dass ich eine Beziehung mit ihm habe?"
"Oh Court, jetzt mache aber mal halblang, ich bin nicht eifersüchtig und selbst wenn ich es wäre, würde ich es dir sowieso sagen. Es geht hier nicht um Eifersucht, ich bin einfach nur der Meinung, dass Erich endlich mal jemanden wie dich verdient hätte. Jemanden, bei dem er er selbst sein und sicher sein kann, dass man ihn auch in seinen schlimmsten Tagen nicht fallen lässt, nur weil einem manche seiner Eigenarten nicht passen."
Ich hebe die Braue und sehe sie mit schiefem Kopf an.
"Wenn du ihm das wünscht, warum bietest du es ihm nicht an?"
Ivana lacht aus vollem Halse, als hätte ich gerade etwas unglaublich Bescheuertes von mir gegeben.
"Erich Maxwell Blunt ist unglaublich wählerisch, Courtney. Wenn er etwas bzw. jemanden will, bekommt er das auch, das kannst du mir glauben."
Ich seufze nur und wende mich zum Gehen, denn mein Freund, oh wow, es ist so cool das zu sagen, wartet vor der Tür auf mich.
"Wenn unbedingt ich es bin, die er möchte, dann wird er seinen Willen in diesem Fall nicht bekommen. Tut mir leid."

Gus greift schüchtern nach meiner Hand, als wir durch die Straßen spazieren. Auch wenn wir schon seit knapp einem Monat zusammen sind, habe ich ihn gebeten, es endlich Ivana erzählen zu dürfen, denn mit irgendwem habe ich darüber reden müssen, sonst wäre ich vermutlich geplatzt. Der Rest der Firma, inklusive Erich, weiß noch nichts von uns.
Apropos Erich: Ich glaube nicht, dass es ihn sonderlich freuen würde, wenn wir jetzt damit um die Ecke kommen würden, denn er ist gerade ziemlich schlecht drauf. Das SFPD hat ihn weiterhin im Auge, da Spuren von seinem Sperma in Cindys Mund gefunden wurden, das heißt, dass er bei ihr gewesen ist, einen Tag, bevor sie tot aufgefunden wurde, was ihn natürlich mehr belastet. Mehr Informationen haben wir alle noch nicht bekommen. Erich ist sich sicher, dass es nicht mehr lange dauert, bis Detective Mulligan und Detective English wieder in der Firma auftauchen. Das bedeutet, dass gerade sowieso alles ziemlich angespannt ist, was die Arbeit betrifft.
Privat allerdings läuft es momentan einfach nur fantastisch, wenn ich schon so mit euch plaudere. Gus ist einfach nur unglaublich, ein Traum. Mit ihm kann man lachen, sich über ernste Themen unterhalten und ich bin so entspannt in seiner Gegenwart. Alles fällt mir leichter.
"Was sagst du? Klingt Abendessen bei mir nach einem guten Angebot für dich?", fragt er und lächelt wieder auf diese süße Weise.
"Natürlich, es klingt perfekt. Was Besseres könnte ich mir kaum vorstellen, Mr Jackson."
"Und es klingt noch nicht einmal ironisch, ich bin begeistert."
Ich lache und lege meinen Kopf kurz auf seine Schulter.
"Warum sollte ich Ironie verwenden?"
"Um mich zu ärgern? Das wäre doch bestimmt ein gefundenes Fressen für dich."
Noch immer muss ich lachen.
"Jetzt unterstellst du mir aber wirklich etwas, Augustus Jackson. Was soll ich davon halten?"
Er grinst.
"Woher soll ich das wissen? Ich kann nicht in deine Gedanken sehen, Courtney Hunter, auch wenn ich es manchmal wirklich gern könnte."
Das Spiel kann ich auch spielen.
"Ach ja? Und was erwartest du denn? Was willst du denn in meinen Gedanken finden?"
Sein Grinsen wird ein wenig breiter.
"Das willst du wirklich nicht wissen, das zerstört sonst nur das Bild, das du von mir hast."
Ich haue ihm lachend auf den Arm.
"Gus! Also wirklich, das hätte ich jetzt nicht gedacht!"
Ich versuche meine Stimme sehr ironisch klingen zu lassen.
"Jetzt kommst du ernsthaft mit der Ironie? Wow."
"So schlimm?"
Er lächelt und küsst mich kurz.
"Nein, aber du überraschst mich immer wieder."
"Das freut mich zu hören, Mr Jackson."
"Wir sollten langsam zurück gehen, du weißt, dass deine Pause gleich vorbei ist. Auch wenn ich auf Risiko stehe, wir sollten Erich nicht noch mehr reizen."
"Da hast du recht, ich will nicht, dass er noch mehr durchdreht."

Sobald ich den Raum betrete, ist mir klar, dass mein Chef erneut einen Wutanfall gehabt haben muss. Überall liegen Dokumente verstreut und Erich sitzt mittendrin auf dem Boden. Sein Gesicht in den Händen vergraben, am ganzen Körper zitternd. Sein Anblick zerreißt mir das Herz. Ich gehe vorsichtig auf ihn zu und setze mich zu ihm, wie ich es innerhalb des letzten Monats oft getan habe. Mir fallen seine aufgerissenen Fingerknöchel auf und es versetzt mir einen Stich in der Brust.
"Erich... Du hast versprochen, dass du dir nicht wieder wehtun wirst. Warum hast du es getan? Ist erneut etwas passiert? Hast du dich schon wieder mit Mulligan verabredet?"
Oh ja, Erich ist unglaublich dumm gewesen. Er hatte sich aus Spaß an der Freude an dem Tag, als ich mit Gus zusammen gekommen war, mit Detective Mulligan verabredet gehabt und bis heute bin ich der Meinung, dass sie so an seine DNA gekommen ist. Aber vielleicht erzählt er euch die Geschichte ja irgendwann mal selbst.
"Nein", sagt Erich nach einer Weile, "sie haben mich angerufen und werden mich gleich zum Präsidium bringen, um mir irgendetwas zu sagen..."
Ich sehe ihn ernst an.
"Erich, ich weiß, dass du mich vermutlich gleich rausschmeißen wirst, aber hast du Cindy umgebracht?"
Sein Kopf schießt in die Höhe und er starrt mich für einen Moment an.
"Court... Nein. Bitte denke das nicht auch noch. Ich habe Cind nicht umgebracht, ich könnte so etwas gar nicht. Ich bin es nicht gewesen. Nein, das schwöre ich dir."
Ich schüttele mit dem Kopf und umarme ihn.
"Es tut mir leid, ich hätte so etwas gar nicht erst denken dürfen."
Ich spüre die Wärme seines Körpers an meinem.
"Ist schon gut, ich glaube, wir leiden alle ein wenig unter dieser Situation...", flüstert er heiser und löst sich von mir.
Ich möchte gerade noch etwas sagen, als es an der Tür klopft und Gus, gefolgt von Terry English, hereinkommt. Erich steht sofort auf und Augustus sieht seinem besten Freund augenblicklich an, in welcher Verfassung dieser sein muss.
"Keine Angst, Kumpel, Courtney und ich räumen dieses Durcheinander auf, geh schon."
Ich sehe ihm nach, wie er sein Büro mit mechanischen Schritten verlässt.

"Oh Gus, das riecht fantastisch! Wirst du mir jetzt endlich sagen, was du gekocht hast? Du lässt mich schon die ganze Zeit im Dunkeln tappen!"
Gus lacht und zieht mir den Stuhl an seinem Wohnzimmertisch zurück, damit ich mich setzen kann.
"Nein und das ist auch Absicht. Du bist nämlich unglaublich süß, wenn du dich über Kleinigkeiten aufregst."
Ich stecke meinem Freund die Zunge raus, bevor er in die Küche geht, um dann mit zwei solchen Servierglocken zurückzukehren. Er stellt eine vor mich und setzt sich dann mir gegenüber. Ich hebe meine neugierig an.
"Tadaaa! Reis mit Hähnchenfilet und einer Ananas-Currysoße!"
Ich bin vollkommen begeistert.
"Augustus, das ist ja unglaublich! Wahnsinn, das sieht verdammt lecker aus!"
Er lacht auf eine unheimlich süße Art und Weise, dass mir vollkommen warm ums Herz wird.
"Probiere es erst einmal, dann werden wir ja sehen, ob du es immer noch so köstlich findest!"

Glaubt mir, es ist köstlich gewesen. Gerade liegt mein Kopf auf seinem Schoß, während wir uns "Kill Your Darlings" ansehen. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Der Film hat erst begonnen, als das Handy meines Freundes klingelt. Er sieht mich entschuldigend an, doch ich bedeute ihm, ranzugehen, also steht er widerwillig auf, um im Flur zu telefonieren. Als ich ihn etwas lauter auf jemanden einreden höre, richte ich mich auf. Sobald Gus das Wohnzimmer wieder betritt, ist mir sofort klar, dass etwas nicht stimmt. Er setzt sich neben mich und nimmt mein Gesicht in seine Hände, während er mir fest in die Augen sieht.
"Das war Erich. Wir müssen sofort zu ihm nach Hause, er braucht uns. Cindy war im dritten Monat schwanger mit seinem Kind..."

Überraschung, Cookies! ❤️
Ich habe es über die freien Tage hin doch geschafft, ein wenig zu schreiben und das ist das Ergebnis! Was meint ihr? :)
Ich freue mich auf euer Feedback!
Ich denke, wir lesen uns Anfang Juni wieder, sollte ich nicht nochmal ein wenig mehr Zeit haben ;)
Read you next time ;*
Momofelton ❤️

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