Kapitel 23

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Wieder lege ich meine Lippen auf die von Augustus, obwohl ich schon längst wieder im Büro sein sollte und wir uns in einem der Nebengänge, die sowieso niemand je benutzen würde, verkrochen haben. Er drückt mich leicht zurück und lächelt.
"Was ist denn mit dir los? Ich meine, ich habe nichts dagegen, aber solltest du nicht langsam wieder zurück zu Erich, anstatt hier mit deinem Freund zu knutschen?"
Ich fahre mit dem Daumen über seine Unterlippe.
"Ich sollte, aber was ist, wenn mir das hier gerade besser gefällt?"
Gut, um ehrlich zu sein, ist das gelogen, denn ich brauche eine Ausrede, um so wenig wie möglich in Erichs Nähe zu sein, sonst würden wir vermutlich beide auf dumme Gedanken kommen und das kann ich nicht riskieren.
Doch egal, wie oft ich Gus berühre, ihn küsse, es fühlt sich einfach nicht genauso gut an. Da ist nicht dieses Kribbeln unter meiner Haut oder diese wohltuende Wärme, die sich in meinem Körper ausbreitet, wenn ich in der Nähe meines eigentlichen Freundes bin. Gus ist einfach nicht er.
Eine Woche ist vergangen, seit Erich und ich diese wilde Knutscherei in seinem Büro hatten. Auch wenn wir gesagt haben, dass wir nur Freunde sein würden, spüre ich seinen Blick immer wieder auf mir. Jedes Mal, wenn ich mich zu ihm umdrehe, sehe ich dieses Glitzern in seinen Augen und immer, wenn ich ihm nur ein wenig näher komme, weiß ich, dass er sich zusammenreißt.
Ich würde Gus auf keinen Fall für Erich verlassen, so viel steht fest. Er ist viel zu gut dafür. Ich würde mich schon wieder einkriegen, das ist nur eine kurzzeitige Verwirrung meiner Gefühle, nichts weiter.
"Courtney, ich muss weiterarbeiten, aber wenn du willst, kann ich dich nachher abholen und wir gehen ein bisschen spazieren, okay? Wenn du mich suchst, ich bin wieder an den Kabeln."
Dann gibt er mir noch einen Kuss auf die Wange und verlässt den Flur. So muss ich wohl oder übel wieder zu Erich ins Büro gehen...

Als ich den Raum betrete, sitzt Erich an seinem Schreibtisch und brütet über einem Formular. Leise schließe ich die Tür, um seine Konzentration nicht zu stören und stelle ihm vorsichtig eine Tasse Kaffee auf den Tisch, die er sich gewünscht hat. Dann schleiche ich förmlich zu dem Kalender, der an der Wand hängt, um zu überprüfen, ob irgendwelche wichtigen Termine vorliegen.
"Du musst nicht so tun, als würde ich dich gleich auffressen, nur wenn du ein Geräusch machst, Court. Außerdem bin ich hiermit gleich fertig. Dann müssen wir reden."
Bei seinem letzten Satz verkrampfe ich schlagartig und hätte ihm am liebsten eine geknallt, als er zu lachen beginnt.
"Ganz ruhig, es geht um die Geburtstagsfeier der Firma. Oh wow, du bist wirklich zu leicht zu beeinflussen!"
Ich drehe mich zu ihm um und verschränke die Arme vor der Brust. "Ach, du etwa nicht, oder was?"
"Ach, komm schon, sei nicht beleidigt. Das war doch nicht negativ gemeint."
Als ich immer noch mit erhobener Augenbraue dastehe, kommt er auf mich zu. Nah genug, dass ich seine Körperwärme spüren kann.
Nicht schon wieder...
Ich trete einen Schritt zurück und er lächelt, doch seine Augen lügen nicht, denn die Enttäuschung darin ist nicht zu übersehen.
Warum ist es so verdammt schwer mit ihm befreundet zu sein?

Gus sprintet wieder über die Rasenflächen und lacht dabei wie ein kleines Kind. Ich muss zugeben, dass es für Ende September noch ziemlich warm ist und ich binde mir meine Jacke um die Hüften.
Ich habe genug Zeit, um Augustus zu betrachten, während er seine rote Jacke ebenfalls um seinen Körper knotet. Ich dachte schon, dass er das niemals machen würde.
Dann kommt er zu mir und verschränkt seine Finger mit meinen.
"Also hat Erich es dir tatsächlich gegeben?"
Ich verschlucke mich schon fast an dem Schluck Wasser, den ich gerade genommen habe.
"Was meinst du?"
"Naja, vorhin als ich frischen Kaffee geholt habe, hat er mir in der Küche erzählt, dass er dir das Kommando wegen der Feier übertragen hat. Das ist toll! Du wirst das wahnsinnig gut machen, das weiß ich! Erich kann das zwar auch planen, aber mal ganz unter uns, so geil waren die Feiern auch nicht. Erst als irgendwann so gut wie alle betrunken waren. Das wird sicherlich der reine Wahnsinn. Falls du Hilfe brauchst, bin ich gern für dich da. Sollte es allerdings um Dekorationen gehen, wende dich lieber an Ivana, davon habe ich nämlich überhaupt keine Ahnung. Ein Szenenbild kriege ich im Schlaf hin, aber für so etwas bin ich zu unkreativ."
Ich küsse ihn kurz auf die Wange.
"Danke Gus, ich werde dieses Angebot im Hinterkopf behalten."
"Alles für mein Mädchen."
Ich lächle und wir gehen noch ein wenig die Straße herunter, bis mich eine SMS von Erich erreicht, dass ich sofort zu ihm kommen solle.

Leicht panisch stürze ich schon fast in das Büro meines Chefs und habe mich mental schon auf sämtliche Situationen vorbereitet, doch einen grinsenden Erich auf dem kleinen Sofa sitzen zu sehen, das er sich irgendwann mal angeschafft hat, damit habe ich nicht gerechnet.
"Erich, was ist los? Wo brennt es denn? Wer hat was getan? Bist du schon wieder high? Dicht?"
Sein Lachen lässt mir mein Herz schon beinahe aus der Brust springen.
Verflucht, reiß' dich zusammen, Courtney, er ist nur ein Freund!
"Warum hast du mich hier antanzen lassen? Um mich auszulachen?"
Er gluckst noch ein wenig, während er antwortet: "Nein, ich bin nicht high. Ich hätte bloß nicht gedacht, dass du tatsächlich so schnell hier bist. Pünktlich zum Ende deiner Pause, ich bin begeistert."
Ich schnaube.
"Weißt du was du noch bist? Ein Arsch."
Er steht auf und grinst noch immer.
"Danke, das nehme ich als ein Kompliment. Jedenfalls habe ich dich nicht grundlos hergeholt.
Ich weiß nicht, ob dir einer deiner Kollegen schon davon erzählt hat, aber ich mache einmal im Jahr eine Veranstaltung für die APPLSN-Nation, also die Leute, die immer treu unsere Produkte kaufen. Ich habe jeden gebeten, dir nichts davon zu erzählen und wie ich sehe, haben sich alle daran gehalten. Die Veranstaltung ist morgen. Keine Angst, ich habe alles organisiert, das Datum stand nämlich schon fest, bevor du hier angefangen hast.
Jedes Jahr nehme ich jemand anderen mit und dieses Mal möchte ich, dass du mich begleitest. Ich werde dir für den Rest des Tages frei geben, damit du dich drauf vorbereiten kannst. Ich bitte dich inständig darum, dass du mitkommst, Court. Das wird ein wirklich toller Tag. Ein Tag als Freunde, okay?"
Wie hätte ich bei diesem Blick Nein sagen können?

Und noch ein Kapitel vor dem Mittagessen, Cookies! ❤️
Wie fandet ihr es? :)
Oh Gott, Erich und Courtney verbringen Tag zusammen, also als Freunde natürlich. Das versteht sich ja von selbst ;)
Read you next time ;*
Momofelton ❤️

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