Tag O.1

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Die kleinen Holzhütten stellten sich als nummerierte Schlafunterkünfte heraus, die jeweils mit zwei Betten ausgestattet waren. Sie waren allein für die Projektteilnehmer vorgesehen, wie man ihm erklärte. Die Ärzte und Wächter nächtigten im Hauptgebäude. Lancers zugewiesene Holzhütte war mit der Nummer 2 versehen und als er sie betrat, war sein neuer Mitbewohner bereits dabei sein Bett zu beziehen. Auf Matthews Schritten aufmerksam geworden, hob er den Kopf und offenbarte sich als rothaariger Jüngling, von vielleicht gerade einmal 19 Jahren, der noch ziemlich grün hinter den Ohren aussah. Jemanden wie ihn hätten Ace und Lancer damals als junges Gemüse belächelt, das auf ihren Missionen nichts zu suchen hatte. Warum nur hatte man ihn dann zu diesem Projekt eingeladen?

„Hey, du musst Lancer sein, nicht wahr? Die Wächter haben bereits von deiner Ankunft gesprochen", riss ihn der Rotschopf aus seinen Gedanken und reichte ihm die Hand, die Lancer entschlossen ergriff und schüttelte, wobei der Jüngere schmerzhaft das Gesicht verzog. Sofort lockerte Lancer seinen Händedruck, überrascht wie wenig der andere aushielt. Allgemein gehörte sein Gegenüber eher zu der kleinen, schmächtigen Sorte. Muskeln suchte man vergebens, dafür besaß er hellblau leuchtende Augen, die sich von seiner bleichen Haut abhoben, die mit einigen Sommersprossen bestückt war.

„Ich bin Corvin", stellte sich der Jüngere vor und sein Stocken verriet, wie schwer es ihm noch fiel sich mit seinem Decknamen vorzustellen. Auch für Lancer war dies damals eine Umstellung gewesen, aber das lag lange zurück und mittlerweile mochte er Lancer mehr als seinen wirklichen Namen.

„Freut mich", antwortete er Corvin kurz und legte seine Sachen auf das andere Bett. Ihre Holzhütte war nur karg eingerichtet. Zwei Betten, ein Schrank, zwei Schreibtische mit Stühlen und ein kleines Bad. Aber er hatte ohnehin nicht mehr erwartet und für ein paar Wochen würde man es hier sicherlich gut aushalten können.

„Außer uns sind schon vier andere angereist. Zwei echt komische Typen, wenn du mich fragst, der eine ist ein muskelbepackter Riese und der andere sagt kein Wort. Die anderen beiden sind die einzigen beiden Frauen im Projekt, Rose und Viper. Rose ist echt super nett, hat mich gleich rumgeführt, nachdem ich die Untersuchung hinter mir hatte, während Viper ihrem Namen alle Ehre macht und genauso bissig ist wie eine Schlange. Ich habe die Gute noch nicht einmal lächeln sehen und frage mich, ob sie das überhaupt kann."

Corvins Redefluss glich dem eines Wasserfalls und es wunderte Lancer kein bisschen, dass diese Viper sich ihm gegenüber nicht von ihrer besten Seite gezeigt hatte. Der Rotschopf hatte das Potenzial einem bereits nach kurzer Zeit auf die Nerven gehen. Nicht unbedingt die Art Mitbewohner, die er sich gewünscht hatte, aber er würde sich nicht beschweren. Er hatte während seiner Ausbildung gelernt mit den unterschiedlichsten Leuten auszukommen, wenn er es musste. Corvin würde dabei keine Ausnahme sein. Und außerdem würden sie die meiste Zeit ohnehin gemeinsam mit den anderen verbringen. Genug Möglichkeiten also dem Kleineren aus dem Weg zu gehen.

„Der Rest soll im Laufe des nächsten Tages ankommen", fügte Corvin hinzu, der sich an Lancers Schweigen nicht zu stören schien, „Ich bin schon echt gespannt, wer noch zu uns stoßen wird. Die Wächter haben etwas davon gemunkelt, dass einige Elitesoldaten dabei sein sollen. Bleibt abzuwarten, ob das nur Gerüchte sind. Aber es wäre schon echt cool einem Mitglied einer Spezialeinheit zu begegnen."

Lancer nickte bloß und verschwieg ihm, dass er einst selbst solch ein Soldat gewesen war. Das Prahlen hatte ihm nie gelegen, genauso wenig wie Arroganz. Er benötigte keine Anerkennung von außen, die Erfolge ihrer Missionen waren ihm Lohn genug.

„Und spürst du schon etwas von der Wolfs-DNA?", wechselte er das Thema und rieb sich dabei unbewusst über das blinde Auge, das seine Sicht noch nicht zurückgewonnen hatte, doch er hatte auch nicht erwartet, dass es so schnell gehen würde.

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