Project Alpha.

Tag 2.2

Es waren ein paar Monate nach jener Nacht im Nahen Osten vergangen, in der sich Lancer und Ace das erste Mal nah gekommen waren. Es war in der Zwischenzeit fast zur Routine geworden, sich immer wieder gemeinsam davonzuschleichen, sobald es ihr strikter Zeitplan zuließ. Ihre Beziehung war längst ein offenes Geheimnis, wovon jeder in der Truppe wusste, jedoch sprach es niemand an. Schließlich war es ihre Sache und mit Ace wollte sich ohnehin niemand anlegen. Manchmal erntete Lancer zwar ein Schmunzeln und ein anerkennendes Schulterklopfen, doch darüber ging es nur selten hinaus. Einmal hatte es ein Kamerad gewagt, sich während des Essens zu Lancer und Ace hinüberzulehnen und die beiden verschmitzt zu fragen, wer von ihnen denn oben liegen würde. Lancer war rot angelaufen und hatte vor Schreck seine Gabel fallen lassen, Ace hingegen hatte dem Störenfried einen derart tödlichen Blick zugeworfen, dass dieser die Flucht angetreten hatte. Es hatte niemanden gewundert, dass Ace den dreisten Fragesteller beim nächsten Training „ganz aus Versehen" ziemlich zugerichtet hatte. Danach hatten sie ihre Ruhe, doch sie küssten sich niemals vor den anderen.

Ihr Truppenführer hatte ihnen kurz darauf einen einfachen Auftrag zugewiesen. Ihm war die Chemie zwischen ihnen nicht entgangen und es hatte sich herausgestellt, dass Ace und Lancer auch im Hinblick auf ihre Arbeit das perfekte Duo waren, deshalb durften sie viele Missionen gemeinsam in Angriff nehmen und allmählich machten sie sich einen Namen, weil sie kaum eine Mission nicht erfüllten und im Gegensatz zu anderen mit deutlich weniger Verletzungen aus Aufträgen hinausgingen. An diesem Tag sollten sie nun einen Außenposten der Grenze überprüfen. Die anderen hatte sie zu diesem lachhaft einfachen Auftrag beglückwünscht. Es würde ein Spaziergang werde. Die Grenze war an dieser Stelle schon lange ruhig, der letzte Kampf war ewig her und die gegnerische Seite hatte seitdem nie wieder Anstalten gemacht, jenen Posten wieder übernehmen zu wollen. Ihr Job war also Routinearbeit, nichts Besonderes und sollte nicht mehr als eine Stunde in Anspruch nehmen. Man hatte ihn ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt, dass Ace mit stoischer Ruhe durch die staubige Landschaft steuerte, doch er konnte Lancer mit seinem bemühten neutralen Blick nicht täuschen. Lancer wusste nur zu gut, dass der Schwarzhaarige schmollte, dass Zucken seiner Lippen verriet ihn. Für Ace glichen Aufträge wie diese an eine Beleidigung, waren sie doch eigentlich weit unter seiner Würde und Lancer wusste, dass es Ace viel Kraft gekostet hatte, um ihrem Truppenführer nicht zu widersprechen. Wahrscheinlich hatte er sich nur auf dieses Unterfangen eingelassen, weil er wusste, dass er allein mit Lancer sein würde.

„Du müsstest dich sehen", zog er den Blauäugigen auf und lachte leise, was ihm einen Schlag von Ace gegen seinen Arm einbrachte. Natürlich war der Schlag nicht ernst gemeint und schmerzte Lancer nicht im Geringsten, so dass sich sein Lachen nur noch verstärkte.

„Du siehst aus wie ein Kind, dem man seine Schokolade weggenommen hat."

„Fast...", grummelte Ace, „Ich kann nicht verstehen, dass dich dieser Auftrag nicht aufregt. Ich meine, was kommt als Nächstes? Sollen wir bald Klos putzen? Wir sind Elitesoldaten, keine Laufburschen."

„Und jeder andere wäre für so einen Auftrag dankbar gewesen, weil es mal eine entspannte Abwechslung ist und Ruhe bedeutet", wies ihn Lancer schmunzelnd zurecht.

„Ruhe habe ich genug, wenn ich tot bin", war die gegrummelte Antwort, die er erhielt. Lancer lachte nur weiter, bis seine Bauchmuskeln zu schmerzen begannen und sie ihr Ziel erreichten. Am Außenposten war eine kleine Hütte errichtet worden, die ein Funkgerät und ein paar andere nützliche Gegenstände enthielt. Sie sollten einfach nachsehen, ob alles in Ordnung und an seinem Platz geblieben war. Ace parkte den Wagen neben der Hütte und seufzte.

„Das einzige Positive hieran ist, dass wir schnell wieder zurück sind", sagte er, während er nach dem Griff der Autotür griff, doch bevor er diese öffnen konnte, hielt Lancer ihn an der Schulter zurück.