Blue
Ich rieb über meine Augen und blinzelte mehrmals heftig gegen das Sonnenlicht, das durch die Jalousie auf mein Bett schien.
Grummelnd drehte ich mich um und zog die Decke über den Kopf. Ich hörte Julien in der Küche Frühstück machen. Wenn ich nicht aufstand, würde er mich holen kommen.
Mein Kopf tat weh von dem ganzen Weinen. Gestern Abend war kein guter Abend gewesen. Ich war mal wieder paranoid geworden; ich hatte Angst bekommen, dass Marquise hier sei. Ich bin wieder durchgedreht und habe an meiner Haut gekratzt. Es war merkwürdig. Wenn ich in solche Angstzustände rutschte, verlor ich die Kontrolle über mich selbst.
Seitdem Julien und ich nach Roseville in Minnesota gezogen sind, litt ich an Verfolgungswahn. Immer, wenn ich allein das Haus verließ, hatte ich das Gefühl, dass mir jemand folgte. Ich hatte ständig Angst, dass ich weiteren Seelenlosen begegnen könnte. Es ging sogar so weit, dass ich manchmal glaubte, dass einige Menschen mich anstarrten, weil sie wussten, wer ich war. Weil sie wussten, dass ich noch lebte.
Ich sah auf die Uhr. Es war bereits kurz nach acht und ich erinnerte mich daran, dass ich um neun einen Termin bei einem Psychologen hatte. Julien hatte immer wieder darauf bestanden, dass ich mir erneut ‚professionelle Hilfe‘ holte und damit er endlich still war, tat ich es.
Ich vermisste Donna. Sie lebte immer noch in Deutschland, natürlich. James und sie hatte geplant uns bald besuchen zu kommen, aber ich vermisste sie. Vielleicht hätte es mir geholfen, wenn sie öfter hier wäre. Sie war mein Anker. Das war sie schon immer.
Vorsichtig richtete ich mich auf. Mein Arm war zwar nicht mehr eingegipst, aber ich musste ihn immer noch verbinden.
Ich wollte nicht aufstehen und irgendwas tun. Ich hatte außer dem Termin heute auch nichts zu tun. Vor zwei Wochen hatte ich mich bei einem Krankenhaus beworben, aber einen Termin bekam ich erst nächste Woche. Momentan war ich folglich nutzlos. Ich lag die meiste Zeit zuhause rum.
Ich schwang meine Beine aus dem Bett und schlurfte zur Kommode. Ich zog einen Pullover raus und zog ihn mir über. Dann ging ich in die Küche.
„Guten Morgen, Schönheit“, begrüßte mich Julien und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
Ich lächelte kurz und ließ mich auf einen Stuhl fallen.
Julien hatte bereits den Tisch gedeckt und setzte sich mir gegenüber auf den Stuhl.
„Gut geschlafen?“, fragte er lächelnd. Wie konnte er morgens nur immer so gut drauf sein?
Ich schüttelte den Kopf und sah Julien dabei zu, wie er mir und sich selbst Kaffee eingoss.
„Warum?“, fragte er vorsichtig.
„Ich hab schlecht geträumt“, antwortete ich und nahm mir einen Toast, obwohl ich eigentlich gar keinen Hunger hatte. Ich wollte nicht, dass Julien sich noch mehr Sorgen machte und deswegen aß ich.
„Wieder der Albtraum?“, Julien musterte mich besorgt.
Ich nickte müde, fuhr mit einer Hand durch mein Haar und bestrich dann meinen Toast mit Nutella. Es ging mir drastisch schlechter und mittlerweile konnte man es mir ansehen.
„Du solltest Kyle davon erzählen.“, Stellte Julien fest.
„Vielleicht.“, Murmelte ich und biss in meinen Toast. Seitdem ich wieder in meinem Jahr steckte, hatte ich immer wieder denselben Albtraum. Marquise kehrte zurück und wollte sich rächen. In diesem Traum hatte ich keine Chance. Wieder und wieder träumte ich, wie er mich umbrachte.
„Nicht nur vielleicht, Blue, “ Meinte Julien vorsichtig, „Ich denke wirklich, dass es besser wäre, wenn du es ihm erzählen würdest.“
Ich nickte: „Ist ja gut.“
„Soll ich dich hinfahren?“, schlug Julien vor.
„Bitte.“, Erwiderte ich und aß meinen Toast auf. Alleine würde ich nicht einmal bis zum Briefkasten laufen.
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Blues Caribbean 4 - Wem gehört dein Herz?
FanfictionZurück in der Gegenwart flieht Blue mit Julien nach Amerika. Doch bereits wenige Wochen später steht ihr Leben schon wieder Kopf, als der bekannte Cpt. Jack Sparrow vor ihr im Supermarkt steht.