Kapitel 8

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Jack

Er war überrascht und erfreut gleichzeitig, als er Donna Winzer wiedersah. Es waren mehr als sechs Jahre vergangen seitdem er sie gesehen hatte und es war eine Freude eine gute Freundin von Blue treffen zu können.
Julien hatte versucht ihm zu erklären, wo Blue war, doch Jack verstand es nicht wirklich. Donna sagte ihm, dass sie für eine Weile weg sei, weil es ihr nicht gut ging und sie Abstand brauchte. Das wiederum verstand Jack. Auch, wenn er nicht verstand, wieso Blue Abstand brauchte. Es war ihre Entscheidung und wenn es ihr dadurch besser ging, dann war es vollkommen in Ordnung.
Er verstand Juliens Reaktionen nicht. Vor wenigen Tagen noch war Julien aufgeschlossen und hilfsbereit, doch mittlerweile war er grimmig und es war schwer einen Moment zu erwischen, in dem er halbwegs gut gelaunt war.
Jack wunderte das. Es ging ihm jedoch ähnlich. Er hatte seit Tagen keine Flasche Rum mehr getrunken und langsam zeigten sich die ersten Entzugserscheinungen. Er riss sich zusammen; immerhin sollte sein Image nicht darunter leiden.
„Ich habe heute mit Blue telefoniert.“, erzählte Donna, als die drei zusammen am Tisch saßen und zu Abend aßen.
„Was?“, Julien sah sie überrascht an. Jack hielt sich vorerst aus der Unterhaltung raus. Er verstand nicht viel von den Gefühlen einer Frau, deshalb ließ er Donna reden. Vielleicht würde er Blue dadurch verstehen können, auch, wenn er sie schon längst verstand.
„Sie hat mich angerufen, “ sagte Donna, „Heute Nachmittag. Sie wird etwas länger als drei Tage bleiben, aber nicht mehr als eine Woche. Es geht ihr schon etwas besser und sie hat erzählt, dass die Menschen da sehr nett sind.“
„Das ist erfreulich.“, stellte Jack fest und bemerkte, dass er sich wirklich darüber freute.
„Ja, auf jeden Fall!“, freute sich auch Donna.
Lediglich Julien verlor kaum ein Wort.
Donna erzählte noch weiter von Blue. Zu Jacks Überraschung fand er Gefallen daran, Dinge über Blue zu hören. Sie schien auf einmal ein großer Teil von ihm geworden zu sein. Jack schob diese Gedanken auf den Mangel an Alkohol.
Julien hatte noch nicht zu Ende gegessen, als er plötzlich aufstand.
Donna und Jack schenkten einander verwirrte Blicke und sahen dann Julien an.
„Es tut mir Leid, “ sagte dieser steif, „Ich muss noch etwas erledigen.“
„Okay?“, Donna sah ihn verwirrt an, „Wann kommst du wieder?“
„Ich weiß es nicht.“, erwiderte Julien und war schneller verschwunden, als Donna und Jack sich wieder ansehen konnten.

Julien

Ein kühler Wind zerrte an seiner Jacke, als er auf dem Dach der Town Hall stand.
Julien war nicht hier oben, um nachzudenken. Er war hier um zu handeln. Er wusste, dass es nur einen einzigen Weg gab, Blue von diesen quälenden Fragen zu befreien. Und Julien liebte sie genug, um dies zu tun. Es hatte gedauert, bis Julien die Entscheidung gefällt hatte, aber als er Donna zuhörte, wurde ihm klar, dass er keine andere Wahl hatte.
„Zeus!“, rief Julien gegen den Wind, „Zeus, ich habe eine Bitte an euch.“
„Was kann ich für dich tun, Sterblicher?“, Zeus machtvolle Stimme ließ Julien erschaudern. Als er sich umdrehte, sah er einen großen Mann mit einem altmodischen weißen Bart. Zeus.
„Es geht um Blue-ähm, Lilian.“, Sagte Julien und spürte, wie seine Stimme leicht zu Beben begann.
Zeus sah ihn bloß erwartungsvoll an.
„Bemerkt ihr denn gar nicht, wie sie leidet, wie sie innerlich zerbricht, Zeus?“, fragte Julien.
Zeus Nicken war so kurz und knapp, dass jeder andere es wahrscheinlich als nicht bemerkbar empfunden hätte.
„Ich... Ich will ihr helfen.“, Nun bebte Juliens Stimme wirklich und er hatte Probleme, sich überhaupt noch zusammen zu reißen, „Ich kann das nicht länger mit ansehen. Beeinflusst ihr sie immer noch?“
„Natürlich, Sohn.“, antwortete Zeus mit würdevoller Stimme.
„Ihr müsst bitte damit aufhören, “ bat Julien, „Sie soll mich nicht lieben. Sie liebt Jack! Er ist der Mann, den sie liebt. Nicht ich. Ich weiß, ihr habt sicher nur darauf gewartet, dass ich hier auftauche und euch darum bitte, und es tut mir unendlich leid, dass ich so lange gewartet habe. Aber nun habt ihr gewonnen. Ich bitte euch, hört auf Blues Gefühle zu beeinflussen und gebt ihr die Chance, wieder normal zu leben.“
„Du bist dir ganz sicher, Julien?“, fragte Zeus und musterte ihn eindringlich.
„Ja, Zeus, verdammt ja!“, Julien stiegen Tränen in die Augen, „Ich...ich muss sie gehen lassen, damit sie glücklich sein kann. Ich muss sie doch beschützen.“, Nach eine kurzen Pause fügte er kaum hörbar noch hinzu: „Das ist meine Aufgabe...“
In Zeus Augen lag Verständnis, als er Julien seine Hand auf die Schulter legte.
„Sie ist bei Jack Sparrow sicherer, “ bestätigte Zeus, „Und durch deine Erkenntnis beweist du großen Mut, Julien.“
Julien nickte kurz: „Das ist mir egal. Ich will, dass sie glücklich ist.“
„Dann soll es so sein.“, verkündete Zeus.
Julien sah wieder auf und blickte in Zeus' bernsteinfarbene Augen: „Moment noch!“
Zeus, der sich bereits zum Gehen gewandt hatte, blieb noch einmal stehen und sah Julien an.
„Bitte gebt mir noch die Chance mich zu verabschieden.“, bat Julien.  
„Nun gut, Sohn“, Mit diesen Worten verschwand der Göttervater und ließ Julien allein zurück. Nachdem er mit Blue gesprochen haben wird, wollte er nach London zurückkehren. In seine Heimat. Möglichst weit weg von allem, was je passiert war.
Doch er wollte Blue noch einmal sehen. Er wollte noch einmal mit ihr sprechen und ihr sagen, wie Leid es ihm tat. 

Blues Caribbean 4 - Wem gehört dein Herz?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt