Kapitel 4

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Hey,
Mir ist aufgefallen, dass ich nicht so richtig auf den Punkt komme, was ihre Geheimnisse sind und was jetzt mit Jackson und so ist...Aber es kommt noch etwas Großes und deswegen brauche ich eine dementsprechend lange Vorgeschichte.
Hoffe, es wird spannend!
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Ich stand im Waschraum und band mir meine OP Haube um den Kopf, drehte mich zum Waschbecken und versuchte mich irgendwie zurecht zu finden. Als erstes suchte ich nach einem Mundschutz. In einer kleinen Box, welche auf einem Regalbrett rechts von mir stand, wurde ich fündig und nahm mir einen der sauber zusammengefalteteten Stoffstücke. In diesem Augenblick kam Dr. Shepherd durch die Tür, welche zum OP-Raum führte herein und lächelte mir zu. Sie hatte ihre OP-Haube schon auf und nahm sich genauso wie ich einen Mundschutz. Mit zwei leichten Handgriffen hatte sie ihn um ihren Mund und Nase gebunden und drehte, den vor ihr stehenden Wasserhahn auf, um ihre Hände zu waschen. Ich stand einfach nur da und starrte sie verwirrt an. Nach ein paar Sekunden bemerkte Dr.Shepherd meine Verwunderung, woraufhin sie mich nett fragte, ob es ein Problem gäbe. "Ein Problem nicht. Ich wundere mich nur, wo die Stoppuhr ist..." Jetzt schaute Sie mich verwundert an, "Was denn für eine Uhr? Jetzt lag es an ihr mich perplex anzusehen. Arrgh, ich hätte einfach aufhören sollen zu reden. "Kennen Sie das hier etwa nicht? In Deutschland gibt es in jedem Waschraum eine Stoppuhr, damit die vorgeschriebene Zeit zum Hände waschen eingehalten wird." Nun vielmehr belustigt als verwundert antwortete mir die Ärztin: "Nein, so etwas gibt es hier nicht. Da müssen Sie schon in ihrem Kopf die Zeit abzählen, oder ein langes Lied singen, falls Ihnen das helfen würde." Mit leichtem Kopfschütteln gab ich ein "okay" von mir und fing ebenfalls an mir die Hände zu waschen. Nach einer geschätzten Zeit von 2 Minuten hörte ich, kurz nach Dr. Shepherd, auf mir die Hände zu säubern und betrat zum ersten Mal den OP im Grey Sloan Memorial Hospital. Von irgendwo her kam eine Schwester, um mir den OP- Kittel umbinden zu können und half mir beim Anziehen der Handschuhe. Als ich an den Tisch trat, hatte Dr.Shepherd schon angefangen ein Stück der Schädeldecke unseres Patienten anzubohren. Auf einmal drehte sie ihren Kopf kurz in meine Richtung und fragte mich: "Hat sie jemand über den Fall informiert?" Ich erschrak etwas, weil ich es nicht gewöhnt war, dass man im OP einfach anfing zu reden, gefasst antwortete ich jedoch: "Oh, Sie können mich übrigens ruhig duzen. Aber um auf Ihre Frage zu Antworten, ein Pfleger hat mich schon aufgeklärt." Vollkommen ruhig kam ihre Antwort, während sie sich wieder dem Bohrer zugewendet hatte: "Okay, die OP sollte eigentlich ohne irgendwelche Komplikationen verlaufen und nicht länger als eine Stunde dauern. Du kannst mich auch gerne duzen, ich sehe das nicht so eng. Erzähl mal, wie ist es so in Deutschland? Ich war noch nie da." Auf diese Frage antwortete ich gerne. "Auf jeden Fall ganz anderes als hier, nicht nur was das Krankenhaus angeht. Das Krankenhaus, wo ich vorher war, war eine Uniklinik, die eigentlich relativ groß war, aber in den wenigsten deutschen Krankenhäusern gibt es noch eine Notaufnahme. Außerdem ist in Deutschland alles viel strenger geregelt. Aber das Land ist sehr schön! Zuerst habe ich ja in München gelebt, da war es toll. Es ist zwar eine der größten Städte Deutschlands, aber man merkt die Massen nicht wirklich, wenn man dort lebt. Danach sind wir nach Köln in NRW gezogen, da lebt meine Mutter jetzt auch noch. Köln ist auch schön, aber schon wieder ganz anderes. Auch, was die Aussprache angeht, in Bayern gibt es nämlich einen ziemlich extremen Dialekt. Zum Studieren bin ich dann wieder in die Nähe von München gezogen. Die Stadt heißt Nürnberg und ist ungefähr eine Stunde von München entfernt. Das ist bis jetzt die schönste Stadt in Deutschland, in der ich war. Sie ist sehr alt, aber durch die vielen Studenten hat sie sich auch wieder modernisiert und ist eine wirklich lebhafte Stadt. Du solltest unbedingt mal nach Deutschland reisen!" Ohne ihren Blick von dem, nun offenen Schädel vor ihr abzuwenden, reagierte sie sehr positiv auf meine Schwärmerei: "Das klingt wirklich fantastisch. Bei der nächsten Gelegenheit, die sich mir bietet, fahre ich hin. Sag mal, wenn wir jetzt schon im OP sind, erzähl mir doch mal die Geschichte deiner Haube." Leicht entgeistert schaute ich sie an und fragte mich nur was damit wohl gemeint ist. Ich glaube, ich sollte mir ein Buch schreiben, über Ausdrücke und Angewohnheiten, die hier verwendet werden, damit ich mal durchblicken.
Als ob sie meine Gedanken gelesen hätte, hatte sie auch schon die Antwort auf meine Frage: "Zu jeder OP-Haube gibt es doch irgendeine Geschichte. Warum hast du zum Beispiel genau diese gekauft?" Ich musste erstmal über diese Frage nachdenken. Gab es bei mir überhaut eine Antwort?! Nach einer kleinen Ewigkeit antwortete ich ihr dann: "Meine OP-Haube wurde mir von meiner Mutter geschenkt, nachdem ich die Ausbildung zur Neurochirugin abgeschlossen hatte. Sie meinte diese Haube würde total zu mir passen, weil in mir so viele unterschiedliche Nationen vereint sind. Ich bin hier in Amerika geboren, habe damals ja in Deutschland gelebt, war mit einem Italiener zusammen und meine beste Freundin kam aus Dublin (Irland). Wenn ich im Nachhinein so darüber nachdenke, passt sie wirklich ganz gut zu mir." Zustimmend blickte sie hoch. "Die passt auf jeden Fall zu dir! Einen Italienischen Freund also? Wie war der denn so?" fragte mich die Ärztin gespannt. Jetzt musste ich lügen, es ging einfach nicht anders. Ohne sie anzuschauen sagte ich, so normal es beim Lügen halt ging: "Ganz ehrlich? Es war sehr anstregend mit ihm. Er war mehr wie ein kleines Kind, als wie ein Freund, aber er war wirklich nett. Es hat nur einfach nicht wirklich geklappt zwischen uns, wir waren dann doch zu verschieden. Wir haben uns nach 5 Jahren, als es ernster wurde, unter gegenseitigem Einverständnis getrennt. Danach habe ich mich viel freier gefühlt und bin nach Seattle gekommen." Dr.Shepherd wollte wohl etwas entgegnen, da kam ihr eine Schwester zuvor, die sich meldete, weil ihr Pieper wohl losgegangen sei. Ein Notfall käme in die Notaufnahme und sie bräuchten dringend ein Neurokonsil. Dr.Shepherd stöhnte. "Ich kann gerade nicht, ich stecke mitten in dem Gehirn dieses Mannes!" Sie drehte sich zu mir um. "Würdest du vielleicht gehen? Wenn ich hier fertig bin, komme ich so schnell wie möglich nach. Warscheinlich ist es gar nichts Großes und sie brauchen das Konsil nur zur Sicherheit."; redete sie mir aufmunternd zu. Ich nickte und bekam im nächsten Moment schon meine sterile Kleidung ausgezogen. Sofort ging ich aus dem OP und machte mich auf den Weg in die Notaufnahme.

PS: Das oben soll Avaryas OP-Haube sein.☺☺

Die 2. AveryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt