When Everything Changes[Abgebrochen]

Klein Nagisa in New York

Der Regen tropfte schwer auf den grauen Regenschirm den Lara in der Hand hielt. Nagisa drückte sich eng an  seine Tante damit er nicht völlig vom Regen durchnässt wurde. Die Beiden waren vor gut einer Viertelstunde in New York gelandet und standen, nun nachdem sie ihre Koffer wieder hatten vor dem riesigen Flughafen. Lara stupste Nagisa, der sich mit großen Augen um blickte kurz an. ,,Na komm, schon Nagisa, wir sollten zum Auto gehen" ,meinte sie sanft und der blauhaarige Junge nickte. So schlenderten sie dann gemeinsam über den nassen Bürgersteig und Nagisa bestaunte die Häuser, Straßen und an ihnen vorbei eilenden Menschen. Für Lara war die verregnete Weltmetropole ihr Zuhause und sie war dies alles schon gewohnt, doch für den kleinen Japaner war die Stadt eine unfassbare Reizüberflutung. Aber Lara war davon überzeugt das ihr Neffe sich bald an die vielen Menschen und die Großstadt gewöhnen würde, sobald er sich ersteinmal eingelebt hatte. Bereits nach wenigen Minuten erreichten sie das  silbergraue Auto. Lara's Wohnung war in einem Mietshaus am Rand der Stadt und so mussten die beiden Blauhaarigen fast eine Stunde fahren bis sie bei der großen Wohnanlage angekommen waren. Während der Fahrt kam Nagisa fast nicht mehr aus dem Staunen heraus. Er war zum ersten Mal in seinem Leben in New York, denn bisher hatte immer nur Lara sie in Japan besucht. Bei der Erinnerung an die gemeinsamen Weihnachtsfeiern, Geburtstage und Abende die er zusammen mit Lara und seinen Eltern verbracht hatte zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Solange er sich erinnern konnte gab es immer nur ihn seine Eltern und Lara. Sein Vater hatte keine Geschwister, Nagisa's Großeltern waren bereits gestorben als er noch ein Kleinkind war und selbst wenn Lara hin und wieder einen Freund hatte, es war nie von langer Dauer und dann blieben wieder nur Nagisa, seine Eltern und Lara übrig. Als seine Eltern sich getrennt hatten, war es auch Lara gewesen, die extra nach Japan gekommen war um ihn zu trösten und wieder auf zu muntern. Doch nun waren seine Eltern nicht mehr da und es blieben, wie nach der Scheidung nur noch Nagisa und Lara von der früher so fröhlichen Familie. Um sich abzulenken begann er ein Gespräch mit seiner Tante und Lara erklärte ihm die verschiedenen Sehenswürdigkeiten New Yorks. Als sie endlich bei der Wohnung waren fuhren sie schnell mit dem Lift in den dritten Stock des Hauses, was auch nicht sehr lang dauerte da sie ja beide nur einen Koffer hatten. Lara steuerte auf die Tür mit der Nummer 76 zu und sperrte sie auf. Von dem länglichen Vorzimmer führten insgesamt fünf Türen weg. ,,Zieh einfach die Schuhe aus und stell sie auf die Ablage dort" ,meinte Lara munter und schlüpfte aus ihren Turnschuhen. Ihr Neffe tat es ihr gleich und hing anschließend noch seine blaue Weste auf einen der Kleiderhaken die an der Wand befestigt waren. ,,Also diese Tür" ,Lara zeige auf die erste Tür auf der linken Seite, ,,führt in mein Arbeitszimmer. Das Zimmer dahinter ist das Bad und wenn du durch die am Ende des Raumes gehst kommst du in das Wohnzimmer, wo auch die Küche ist. Das Zimmer zu deiner Rechten ist mein Schlafzimmer und daneben ist das Gästezimmer. Dort werden wir dann auch dein Zimmer einrichten, okay?" ,,Gut, aber eine Frage wann fängt eigentlich wieder die Schule an?" ,fragte Nagisa mit schief gelegten Kopf. ,,Du musst erst in in drei Tagen wieder zur Schule, aber ich muss schon wieder Übermorgen zur Arbeit. Doch morgen können wir noch Möbel für dich kaufen und ich kann dir ein bisschen das Viertel zeigen" ,sagte Lara, ,,Die restliche Zeit kannst du dann selber die Gegend erkunden und vielleicht findest du auch schon ein paar neue Freunde." ,,Das hoffe ich" ,kam es leise von Nagisa. ,,Na komm her Kleiner" ,meinte seine Tante mitleidig und nahm den Jungen in den Arm, ,,das wird schon wieder."
Die Zweiundreisigjährige verstand das Kind sehr gut, denn als sie nach ihrem Studium von Japan nach Amerika gezogen war war es für sie schon sehr schwer sich einzugewöhnen. Doch immerhin wurde sie von ihrer besten Freundin, Maya, mit der sie auch einige Zeit zusammen gewohnt hatte begleitet. Da wollte sie sich gar nicht vorstellen wie es für einen dreizehn Jahre alten Jungen, der erst vor kurzem seine Eltern verloren hatte, mit nur halbwegs guten Englischkenntnissen, Schlafmangel, Unterernährung und einem verstümmelten Körper in einem andern Land, in einer riesigen Stadt, wie New York,  an einer neuen Schule ohne irgendwen den er kannte ergehen musste. Nagisa nickte leicht und befreite sich aus dem Griff von Lara. ,,Ich glaube ich gehe jetzt erst Mal schlafen, es ist ja schon Abend. Meine Sachen packen ich noch nicht aus da wir ja morgen die neuen Möbel kaufen und wegen Abendessen, na ja ..." ,sagte der Junge und gähnte demonstrativ. ,,Also gut, dann Schlaf gut und wenn du mich brauchst, ruf einfach" ,meinte Lara resigniert und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer, doch sie drehte sich noch einmal kurz um und meinte zu dem Jungen: ,,Wenn du willst kaufen wir dir, dann morgen auch noch andere Klamotten und Sachen, das wird schon wieder, okay?" Nagisa nickte darauf hin nur und ging in das Gästezimmer, das von nun an ihm gehören würde, wobei er seinen kleinen Koffer hinter sich her zog.
Nach einer halben Stunde lag Nagisa im Gästebett und hörte seiner Tante dabei zu wie sie im Wohnzimmer Staub wischte. Er dachte wie so oft in den letzten Tagen über sein Leben und die letzten Tage nach. Er wusste, er würde nicht einfach so weiterleben können wie in Japan und dieser Gedanke beunruhigte ihn. Alles was er liebte und das ihm wichtig war, hatte Nagisa zurück lassen müssen. Seine Familie, sein Zuhause und seine Freunde. Aber er konnte den Umzug auch als eine Art Neuanfang sehen. Niemand hier kannte ihn und er konnte auch nach einiger Zeit seine Haare abschneiden. Trotzdem würde er sich wahrscheinlich sehr anstrengen um in der Schule, besonders in Mathe mit halten zu können und die neue Sprache besser zu verstehen.  Doch seine Gedanken drehten sich immer wieder im Kreis und so fiel er nach einiger Zeit in einen tiefen, von Albträumen durchzogenen Schlaf.