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Die Musik dröhnt in meinen Ohren, der Alkohol kocht in meinem Blut.
Brad zieht mich näher an sich heran, ich umschlinge seine Hüfte mit meinem Bein.
Er nimmt einen letzten, großen Schluck Whisky Cola aus dem versifften Plastikbecher, wirft ihn dann achtlos hinter sich und hat nun beide Hände frei, um sie mir auf den Körper zu pressen.
„Du bist so heiß", lallt er betrunken und kriegt die Wörter kaum noch zusammen.
„Halt einfach die Klappe", erwidere ich, ziehe seinen Kopf zu mir hinunter und beginne, ihn zu küssen.
Die anderen auf der Tanzfläche starren uns an. Ich spüre jeden ihrer Blicke wie einen Messerstich in meinem Rücken.
Was ist euer scheiß Problem, denke ich wütend, Könnt ihr mir meinen Spaß nicht lassen, nur weil ihr selber keinen habt?
Brad schmeckt nach Alkohol und Zigaretten, genau das mag ich.
Ich küsse ihn noch energischer.
Irgendwer zischt meinen Namen und ich bin kurz davor mich umzudrehen und meiner Wut freien Lauf zu lassen.
Doch stattdessen löse ich meine Lippen von Brad, schenke ihm ein verführerisches Lächeln und ergreife seine Hand. „Die gehen mir alle hart auf die Nerven. Wollen wir abhauen?"
„Wir könn' nich' zu mir", nuschelt Brad und der Alkohol trieft förmlich aus seinen Augen.
Ich kenne diesen Typen eigentlich überhaupt nicht, habe unserem kurzen Gespräch zu Anfang der Party nur seinen Namen und die Tatsache entnommen, dass er nicht besonders helle sein kann.
Dämlich, aber heiß.
Und deshalb hätte ich absolut kein Problem damit, ihn mit zu mir nach Hause zu nehmen.
Wäre da nicht Steven, der mir nach jeder Party auflauert und mit widerlicher Besorgnis meine Errungenschaften vergrault.
„Zu mir auch nicht", antworte ich daher genervt und Brad beginnt, mir ins Ohr zu jammern, was wir jetzt tun sollen.
Ich verdrehe die Augen, packe ihn am Handgelenk und schleife ihn auf die Damentoilette.
Er wirkt etwas überrumpelt, als ich ihn in eine freie Kabine schubse und abschließe, scheint aber ansonsten nicht viel gegen meine Absichten zu haben.
Ich will mich gerade an seinem T- Shirt zu schaffen machen, als jemand von Außen gegen die Tür hämmert.
„Gracie?"
Eine tiefe Jungenstimme, und auch mein von Alkohol umnebelter Verstand braucht ein paar Minuten bis er checkt, wer uns da gerade stört.
„Gracie, was machst du da?!"
„Hau ab, Dean", rufe ich genervt und will Brad dennoch küssen, doch er schiebt mich verwirrt von sich.
„Wer is' das da Draußen?", will er erschöpft wissen.
„Mein Ex", erwidere ich und verdrehe die Augen.
„Dein Ex?", höre ich Dean rufen. „Meine Fresse Gracie, komm aus dieser verdammten Kabine."
Widerwillig drehe ich mich um, entriegele die Tür und stoße sie auf.
Dean steht mir mit entsetzten Gesichtsausdruck gegenüber.
Klar, mit meinem verschmierten Lippenstift, dem verrutschten Crop Top und glasigem Blick gebe ich vielleicht nicht unbedingt die süße Gracie ab, in die er sich vor ein paar Wochen verliebt hat.
Aber wisst ihr was?
Das ist mir absolut egal.
Ich wusste nicht mal, dass Dean zu dieser Party kommt und habe ehrlich gesagt auch keine Zeit darauf verschwendet, es herauszufinden.
„Hey Dean", sage ich müde. „Was gibts?"
„Was gibts?!", wiederholt er perplex und schaut von mir zu Brad, der immer noch mit verpeiltem Gesichtsausdruck hinter mir steht. „Meine Freundin betrügt mich auf einer Party mit irgendeinem x-beliebigen Kerl und fragt Was gibts?"
„Ex Freundin", verbessere ich ihn.
„Du hast doch gar nicht Schluss gemacht!", brüllt Dean. „Du hast dich einfach nur tagelang nicht gemeldet!"
Mein Gott, ich weiß echt nicht, was ich mal an dem fand. Der Typ ist ja total cholerisch.
„Ja genau, und ich dachte eigentlich, du hast die Botschaft verstanden!", fauche ich zurück. „Ich hab genug von dir, Dean. Hau einfach ab okay?"
Er starrt mich ein paar Sekunden fassungslos an, dann schüttelt er den Kopf, dreht sich um und rennt aus der Toilette.
Ich zucke mit den Schultern, verschließe die Tür und stürze mich auf Brad.

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