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Als ich am nächsten Morgen aufwache, bin ich mir sicher, das alles nur geträumt zu haben.
Eine Taxifahrerin als Headhunter für ein Unternehmen, das Geld mit gebrochenen Herzen macht?
Unmöglich.
Ich muss echt aufhören, so viel zu trinken.
Als ich mich völlig verkatert aus dem Bett quäle, fällt mein Blick jedoch auf meine am Boden liegende Jeans.
Aus der Hosentasche ragt eine weiße Ecke.
Schon bevor ich mich bücke weiß ich, worum es sich handelt.
Und dass ich nichts geträumt habe, sondern alles real war.
Veronas Visitenkarte.
Und die Bitte, um 12 Uhr bei der angegebenen Adresse zu erscheinen.
Hektisch sehe ich auf die Uhr.
Scheiße.
Schon 10 nach 11.
Das alles klingt zwar völlig abgedreht, aber ich will unbedingt wissen, was dahintersteckt.
Ist diese Verona eine Psychopathin, oder sagt sie die Wahrheit?
Ihre Visitenkarte sieht zumindest seriös aus. Über ihrem Namen und der Anschrift steht in rosanen Buchstaben Heartbreakers Inc geschrieben, daneben zwei Herzen, eines davon gebrochen- scheinbar das Firmenlogo.
Ich zwänge mich in meine beste Jeans und werfe meine schönste Bluse über, weil ich das Gefühl habe, bei dem Treffen handelt es sich um eine Art Vorstellungsgespräch.
Dann stopfe ich mir die Visitenkarte in die Tasche, sprinte ins Bad und bin schon fast aus der Haustür, als ich Mom begegne.
„Wo willst du denn schon wieder hin?"
„Ich hab eine Verabredung."
„Du frühstückst jetzt erst mal mit uns. Wir wollten gestern mit dir zu Abend essen, aber du hast dich einfach davon geschlichen. Dauernd bist du auf Partys und kommst erst mitten in der Nacht wieder. Das geht so nicht, Grace."
„Mach mir Vorwürfe, wenn ich wieder da bin, okay Mom? Ich bin echt spät dran."
„Wo willst du denn schon wieder hin?"
„Ich hab... ein Vorstellungsgespräch."
„Ein Vorstellungsgespräch? Wofür?"
„Das erkläre ich euch, wenn ich wieder da bin... Ich muss jetzt echt los." Ich bin schon halb aus der Haustür, als Mom meine Hand packt und mich zurückzieht.
„Grace, wir wollten aus einem bestimmten Grund mit dir zu Abend essen. Wir wollten dir etwas sagen. Etwas Wichtiges."
„Fein, dann sag es mir eben jetzt. Aber beeil dich."
„Das ist nichts, was man zwischen Tür und Angel besprechen sollte." Mom wirkt sehr angespannt und plötzlich beschleicht mich die Angst, dass es um irgendeine schlimme Krankheit geht.
„Sag mir, was los ist, Mom!"
„Ich hole Steve, er soll dabei sein..."
„Nein!", rufe ich wütend aus. „Wieso muss immer Steve bei allem dabei sein? Wieso können wir nicht mal etwas unter 4 Augen besprechen? Er ist nicht mein Vater!"
„Darum geht es ja, Gracie." Mom beißt sich auf die Lippe. „Er ist vielleicht nicht dein Vater aber... Er wird bald Vater. Ich meine.. er wird wieder Vater. Und das macht ihn dann auch irgendwie zu DEINEM Vater, weil... Na ja... Das Kind wird dein Geschwisterchen."
Ich brauche ein paar Sekunden, um die Botschaft zu checken, doch dann stoße ich einen spitzen Schrei aus. „Mom bist du... schwanger?!"
„Ja." Sie lächelt zögerlich. „Es wird ein Junge."
Ich mache einen Schritt zurück.
Wünsche mir, der Boden würde aufreißen und mich verschlucken.
Ein Baby Steve. Ein heulender Baby Steve. Bald. In unserer Wohnung.
Ich ertrage nicht mal den erwachsenen Steve.
Wie soll ich mit einer sabbernden, stinkenden Ausgabe seiner selbst klarkommen?!
„Mom ich... muss weg", stottere ich, stürze rückwärts aus der Haustür und renne unsere Einfahrt hinunter als ginge es um mein Leben.
Ich bin jetzt fest entschlossen.
Ich werde diesen Job annehmen, egal, worum es sich handelt.
Hauptsache, er bringt mich ganz weit weg von zuhause.

Fall for me Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt