Neuanfang

18 3 2
                                    

"Ach komm so schlimm ist es doch gar nicht." Wie oft Anissa diesen Satz an diesem Tag schon gehört hat, bei 10 mal hat sie aufgehört zu zählen. Seit ein paar Monaten steht bei ihr alles Kopf. Zuerst starb ihr Vater, als dann auch noch einer seiner besten Freunde sich an ihre Mutter geschmissen hat, wusste sie das, dass das Ende einer wundervollen Zeit werden würde. Das dieser versucht sich auch noch bei ihr als "neuer" Vater für sie auszugeben, war sie auch total kaputt. Und jetzt ziehen sie gemeinsam an den Arsch der Welt. "Wenn du meinst."antwortete Anissa entnervt. "Ja, das tu ich."gab ihre Mutter genauso entnervt zurück. Anissa ging nach unten, sie musste raus um frische Luft zu holen, raus aus dem Chaos das gerade überall um sie herum war. Vorhin hatte sie einen Wald auf der anderen Straßenseite gesehen. Sie brauchte einfach bewegung und frische Waldluft. Ja. Ganz genau das. Wäre da nicht noch eine unüberwindbare Hürde. Paul. Der beste Freund von Anissas Vater und nun der feste Freund ihrer Mutter. "Hey, Annie, wo willst du denn hin?"fragte Paul. "Hör sofort auf mich Annie zu nennen, das durfte nur mein Vater. Und du du wirst niemals so sein wie er."schrie Anissa ihn an. Wie konnte dieser Idiot von Arsch sie nur so nennen? Hatte er sie nicht genug leiden sehen?
Anissa rannte und rannte. Sie hatte das Gefühl als könnten ihre Beine einfach nicht anders. Als könnten sie sie ans Ende der Welt tragen. Ihr schlug die kühle Waldluft um die Ohren während sie rannte als ginge es um ihr Leben. Sie wusste nicht was sie fühlte. Wut? Verzweiflung? Wahrscheinlich ein mix aus beidem, der ihr jede Menge Kraft gab, sie aber trotzdem auch schwächte. Es kamen aber auch Erinnerungen wieder ans Licht die sie versuchte zu verdrängen. Erinnerungen die vor Schmerz schon beinahe selbst weh taten. Sie hatte diese Erinnerungen gut verdrängt, doch jetzt holten sie sie wider ein. Sie hatte das Gefühl als würde sie nicht von dem neuen und unbekannten Leben weglaufen, das ihr eigentlich alles geben könnte was sie jemals brauchte, sondern eher vor diesen Erinnerungen die sie schon längst wieder überholt hatten. Sie versuchte weiter zu kämpfen, doch es nützte ihr nichts. Sie übersah eine dicke Wurzel die wie aus dem nichts erschien und sich ihr in den Weg stellte. Erst als sie stolperte sah sie ein, das egal wie viel sie auch laufen möge, es würde ihr nichts nützen.
Aber sie bemerkte nun auch das sie ohne es wirklich zu merken in den Wald gelaufen war. An ihrer Situation änderte das jedoch nicht besonders viel. Sie saß da einfach nur auf dem Boden. Und erinnerte sich an das was sie so sehr hasste.

Ohne Überblick Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt