8. Kapitel

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Mit der finstersten Miene die ihm möglich war, betrat Minhyuk die riesige Villa und ließ die Türe hinter sich laut krachend ins Schloss fallen.

Seit knapp zweieinhalb Monaten musste er jedem Tag an seinem Arbeitsplatz auftauchen, obwohl er zu diesem Zeitpunkt schon längst einen neuen Job haben wollte.

Es war ihm immer noch ein Rätsel wie er auf diesen miesen, und doch so einfachen Trick, hinein fallen konnte. Ab jetzt würde er zur Vorsicht immer noch mindestens drei Mal über seinen Vertrag lesen bevor er irgendwas unterschrieb.

Seine Tasche warf er achtungslos über die Lehne des Sofas und erwischte damit den Hund den Eunjin sich vor wenigen Wochen angeschafft hatte.

Ein lautes Jaulen ertönte und im nächsten Moment hörte man nur mehr die Krallen die über den glatten Boden kratzten als der Hund im Laufschritt aus dem Raum rannte.

Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern wie sie den Köter genannt hatte und es war ihm eigentlich auch scheiß egal. Seitdem er da war durfte er, täglich mehrere Male, dessen Kacke wegmachen.

,,Du wolltest doch unbedingt eine richtige Aufgabe. Jetzt hast du eine.", das waren Shownu's Worte als er ihm mitgeteilt hatte, dass er sich ab jetzt um den Hund kümmern durfte.

Dafür hasste er seinen ehemaligen Klassenkameraden noch mehr als sowieso schon. Kurz hatte er gedacht, einmal doch ein ganz gutes Verhältnis zu ihm aufbauen zu können.

Aber durch den Trick mit dem Vertrag hatte die Versöhnung gewaltigen Schaden davon getragen und das mit dem Hund war dann die entgültige Kriegserklärung gewesen.

Er würde Shownu's Leben genauso zu Hölle machen, wie sein Arbeitgeber es umgekehrt auch mit seinem Leben getan hatte.

Und das würde er bis zum Ablauf der Bindung auch zeigen, wann und wo immer es auch möglich war. Er würde den anderen so lange fertig machen bis er entweder freiwillig früher den Vertrag auflöste oder er zumindest dann am Ende ganz ohne Probleme kündigen konnte.

Wie jeden Morgen, es war gerade mal kurz vor 7 Uhr, bereitete er in der Küche den Morgenkaffee für Shownu und Eunjin vor. Normalerweise genau der selbe, aber das Rezept für Shownu änderte er immer individuell um.

Mit einem schadenfreudigen Grinsen brachte er zuerst Eunjin ihren zu ihr ans Bett und machte sich dann auf den Weg zu Shownu's Zimmer.

Sein Herz klopfte schon wie wild vor lauter Vorfreude. Es war immer wieder lustig die Reaktionen mit anzusehen.

Vorsichtig krümmte er Zeigefinger und Mittelfinger um mit ihnen dreimal gegen die Holztüre zu klopfen und dann auf eine Antwort zu warten.

Er war sich ziemlich sicher das er auch ohne Erlaubnis eintreten dürfte, aber er durfte es sich nicht angewöhnen, da sein nächster Arbeitgeber ganz bestimmt nicht besonders begeistert wäre.

,,Herein!", drang die dumpfe und verschlafene Stimme von Shownu durch die Türe zu ihm hinaus.

Er drückte die Türklinke hinunter und betrat den hell erleuchteten Raum, in der linken Hand hielt er das Tablett mit dem Kaffee.

Shownu saß aufrecht in seinem riesigen Doppelbett, in dem Eunjin aber trotzdem irgendwie keinen Platz gefunden hatte, und starrte zum Fenster hinaus.

,,So was wünscht man sich doch. Man wird von den wunderbaren, freundlichen Sonnenstrahlen geweckt und nur kurz nachdem man seine Augen geöffnet hat sieht man das schöne, mehrdeutige Grinsen seines Angestellten.", lachte Shownu mit rauer Morgenstimme und wandte ihm seinen Kopf zu.

Seine Augen blitzten spielerisch auf:,,Bin ja gespannt was es dieses Mal ist. Hast du wieder Zucker mit Salz verwechselt?"

Minhyuk grinste nur und überreichte dem anderen das Tablett, das sofort entgegen genommen wurde. Es musste schon eine ganze Weile her sein das er das letzte Mal einen genießbaren Kaffee getrunken hatte.

Zögerlich hob Shownu die Tasse an und setzte sie an seinen Lippen an. Die dunkle Flüssigkeit berührte die leicht rötliche Haut, aber bevor sie darüber reichen konnte warf er Minhyuk noch einen misstrauischen Blick zu.

Mithilfe einer leichten Bewegung seines Handgelenks nahm er einen kleinen Schluck und verfiel in eine kurze Starre.

Selbst seine Gesichtszüge waren eingefroren, es bewegte sich nichts außer die Hand die langsam die Tasse wieder zurück auf ihren Platz stellte.

Er zuckte nicht einmal mit der Wimper als er die Flüssigkeit lautstark runter schluckte, sagte aber auch danach erstmal kein Wort.

Minhyuk sah alles aufmerksam mit an und wartete gespannt auf die gewünschte Reaktion, die er so gerne sehen würde. Jedoch blieb diese heute leider aus und Shownu drehte sich langsam wieder zu ihm, während er über seine Lippen leckte.

Er fing nicht sofort an zu sprechen, vorher räusperte er sich noch ein paar mal so leise er konnte.

,,Schmeckt ausgezeichnet. Wie immer.", er sah aus als hätte er gerade einen schrecklichen Geist gesehen.

Auch danach kamen noch ein paar seltsame Geräusche aus seiner Kehle und er hustete auch einmal.
Es war klar das es ein absolut grauslicher Geschmack sein musste, aber es stellte Minhyuk nicht zufrieden ohne Reaktion.

,,Trink es aus.", forderte er seinen Arbeitgeber auf, der nun einen, für ihn unsichtbaren Punkt im Raum, fixiert hatte.

,,Jaa...später...."

Später, später, immer die gleich Ausrede. Der Kaffee landete immer früher oder später im Abfluss.
Zugegeben, eigentlich verständlich, aber Minhyuk wollte den anderen leiden sehen.

Und er würde auch ganz bestimmt nicht aufhören bis er ihn am Boden sehen würde wie er um Vergebung bettelte.

Der Tag zog sich genau wie alle anderen und er musste sich Mühe geben nicht seine ganze schlechte Laune und Frustration an anderen auszulassen. Nur bei Shownu war es ihm egal, der durfte das ruhig abbekommen.

Am Nachmittag wurde er zu eben diesem in dessen Privat Büro, was sich in der Villa befand, gerufen, da er ihm irgendwas mitteilen wollte.

,,Hallo Sonnenschein!", empfing Shownu ihn mit einem Lächeln, hinter seinem Schreibtisch.

,,Halt's Maul!", zischte Minhyuk zurück.

Solche blöden Begrüßungen konnte sich der andere sparen, er hasste sowas und seine Laune war eh schon weit über den absoluten Tiefpunkt hinaus gesunken.

,,Ein Lächeln würde dir bestimmt stehen.", meinte Shownu und verzog die Lippen ein wenig.

,,Blablabla. Hör auf zu labern und sag endlich was los ist!"

Shownu seufzte laut, gab es dann aber auf und öffnete eine Schublade um zwei kleine, dunkelblaue Schachteln heraus zu holen und auf den Tisch zu stellen.

Auf dem Dekel war in Gold eine der teuersten Markenzeichen für Schmuck abgebildet, Minhyuk bekam eine Vorahnung.

,,Ich denke du weißt was ich vor habe.", Shownu sah zu ihm auf und lehnte sich in die Lehne seines Schreibtisch Sessels.

Minhyuk nickte nur emotionslos:,,Wann willst du ihr den Antrag machen?"

,,Innerhalb der nächsten drei Monate. Immerhin willst du doch bestimmt noch dabei sein wenn die Hochzeit stattfindet."

Ein neuartiges Gefühl machte sich in Minhyuk breit und es war definitiv kein Gutes. Im Gegenteil, es war pure Eifersucht die die Oberhand ergriff und seine Laune noch weiter runter zog.

Vermutlich war es keine extrem starke Eifersucht, aber stark genug um es ihn deutlich spüren zu lassen.

Er hatte sie davor noch nie wirklich kennen gelernt und wenn dann nur im Bezug auf Gegenstände die andere hatten und er nicht. Damals war er aber noch im Grundschulalter gewesen.

Er war also zum ersten mal in seinem Leben richtig eifersüchtig.

Nur auf wen?

Etwa auf Eunjin?

Involuntary Marriage - ShowHyukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt