Fuck my life

Liam

"Es ist irgendwie alles komisch", es war das erste Mal seit Tagen, dass Katy wieder richtig sprach, "ich meine sie hat auch mir gegenüber nie den Anschein gehabt traurig zu sein - zumindest nicht so. An dem Tag haben wir zwar nicht besonders viel geredet, aber trotzdem hat sie normal gewirkt." Zum Ende hin wurde Katys Stimme immer brüchiger und sie musste sich zurückhalten um nicht schon wieder anzufangen zu weinen. Valérie lächelte und nickte verständnisvoll, doch Katy meinte eine Träne in ihren Augen schimmern zusehen. Kurz sprach niemand ein Wort und nur das Ticken der Uhr war das einzige Geräusch. "Kann - darf ich mir Janni's Zimmer noch ein letztes Mal ansehen?" Marc blickte fragend zu Valérie und bejahte. Katy erhob sich und ging zurück in den Flur, in welchem sie auf die Treppe zu lief. Dort angekommen drehte sie sich noch ein Mal um und sah besorgt zu Janni's Eltern zurück. Marc hatte Valérie im Arm und beide sahen aus, als würden sie weinen. Schnell wandte Katy ihren Blick ab und stieg die Stufen hinauf.

Im oberen Stockwerk angekommen, lief sie nach links und an einigen Türen vorbei, bis sie die allerletzte erreichte. Es war eine weiße Holztür, an welcher ein Selfie von Janni und ihrem Bruder hing. Katy musste schmunzeln. Sie drückte die Türklinke hinunter und betrat den Raum.
Er war relativ groß und seine Wände waren teilweise mit Postern und Bildern tapeziert worden. In der Ecke hinter der Tür, ruhte ein Stapel Bücher, neben ihm stand Janni's Schultasche. Auf der anderen Seite neben der Tür stand ein Kleiderschrank, welcher ebenfalls mit Bildern beschmückt worden wurde. Es waren hauptsächlich Fotos von Janni und ihren Freunden. Auch einige Bilder von Katy und Janni hatten dort einen Platz.
Neben dem Schrank war ein Fenster, welches auf die Straße führte. Das Fensterbrett wurde von einer kleinen Kaktee geziert. In der Mitte des Raumes lag ein schwarzer Teppich, auf welchem Janni und Katy oft gelegen und ihrer Hausaufgaben gemacht hatten. Es war sehr bequem. An der Wand, gegenüber der Tür,  unter dem Fenster,  stand ein Schreibtisch. Katy ging auf ihn zu. Vor ihm stand ein Stuhl, über dessen Lehne ein Panda-Rucksack hing. Janni hatte ihn geliebt und wann immer es ging getragen.
Auf dem Schreibtisch lagen auf der rechten Seite viele Skizzen, Malerein und Zeichnungen. Katy hob eine von dem Stapel. Es war ein Bild eines Dämon, mit spitzen Hörnern und großen, dunkelen Flügeln. In seiner Hand hielt er eine Art brennenden Dreizack und um seinen Hals hing eine glühende Eisenkette. Seine Augen funkelten böse und er hatte ein hinterhältiges Lächeln auf den Lippen. Katy legte das Bild wieder zurück auf den Tisch. Janni hatte definitiv ein Talent zum Zeichen.
In der Mitte des Schreibtisches stand ein Laptop, der mit vielen Aufklebern verziert worden war, einer von ihnen zeigte einen rosanen Dinosaurier. Ein Stiftehalter und Janni's Federtasche ruhten neben ihm. Neben dem Schreibtisch stand ein Regal voller Bücher. Viel von ihnen waren aus dem Fantasy Bereich, doch zwischendurch waren auch immer wieder Krimis und Romane zu finden. Janni hatte das Lesen wirklich geliebt. Sie hatte immer in dem Sitzsack in der Ecke neben ihrem Bücherregal gesessen und die Bücher fast schon verschlungen. Ein Knie hohes Regal an der Wand trug einen modernen Flachbildfernseher. Katy hatte nie gesehen, wie Janni ihn irgendwie benutzt hatte, aber er stand schon länger dort und war ein Teil dieses Zimmers. Über ihm hing ein Foto einer Sonnenblume, aber auch Bilder von Janni mit ihren Freunden. Janni war eines der beliebtesten Mädchen ihres Jahrgangs. Neben dem Bild von der Blume dekorierte ein Maroon 5 Poster die Wand. Etwas weiter hing ein kleines Regal an der Wand, in dem Janni ihre CDs aufbewahrt hatte. Eigentlich lief fast immer Musik, egal ob Janni gerade zeichnete, las oder ihre Hausaufgaben machte. In der Ecke etwas weiter stand Janni's Schultasche, die Katy schon betrachtete hatte, aber erst jetzt fiel ihr der zerknitterter Zettel auf, der aus der Tasche ragte. Katy runzelte die Stirn. Sollte sie wirklich in Janni's Sachen herumschnüffeln? Es könnte ihr weiter helfen, aber es wäre einfach falsch, oder? Katy seufzte und ging zu dem Bett hinüber, auf welches sie sich auch fallen ließ. Katy ließ ihren Blick noch ein Mal durch das Zimmer streifen bevor sie sich wieder in ihren Gedanken verlor. Sie war so versunken, dass sie nicht merkte, wie sich die Tür öffnete und jemand das Zimmer betrat. Vorsichtig ließ sich die Person neben Katy auf dem Bett nieder. "Hey" die Stimme der Person war so zittrig, dass sie kaum zuhören war. Katy blickte zu der Person auf und sie begann wieder zu weinen. Neben ihr saß Janni's älterer Bruder, Liam.