Kapitel 3

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»Was meinst du? Ich sehe niemanden,Lyann.«,sagte er ohne jegliche Anspannung in der Stimme.»Du KANNST sie auch nicht sehen!«,schrie ich.»Beruhig dich und schrei nicht so,Leona schläft!« Bei dem letzten Teil sprach er lauter und in Silben.Das Mädchen neben Luke schaute uns nur zu.»Guck nicht so,verschwinde!LOS!«,schrie ich sie an.»Lyann,hör auf die Wand anzuschreien.« Er schrie nicht,doch seine Stimme klang energisch.»Kriech doch deiner Leona in den Arsch.«Ich nahm meine Autoschlüssel und ging mit schnellen Schritten aus seiner Wohnung heraus.Ich knallte die Tür zu.Auf meinem Platz im Auto fing ich an zu weinen,doch ich fing mich wieder und sah noch kurz in den Rückspiegel.Hinter meinem Auto stand das Mädchen und starrte durch das hintere Fenster direkt in mein Gesicht.Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken und Gänsehaut breitete sich auf meiner blassen Haut aus.Da das Mädchen ja gar nicht wirklich existiert,kann ich sie auch nicht überfahren.Ich fuhr rückwärts aus der Einfahrt.Kein Gerräusch.Gut.

Ich wusste nicht wohin ich wollte,also fuhr ich einfach.Die Straße vor mir war dunkel und schien endlos zu sein,man konnte kaum etwas erkennen,außer vereinzelt ein paar Bäume am Straßenrand,dessen Kronen hoch in den Himmel ragten und die Nacht ein wenig dunkler machten.Wo soll das hier enden?Ich warf einen Blick auf die Uhr.Schon 4 Uhr morgens.Ich entschied mich zu meinem Ex-Freund zu fahren.Wieso zu ihm?Nun denn...wir haben uns im Guten getrennt und verstehen uns noch,außerdem wohnt er in der Nähe.Er sagte einmal ich könne immer zu ihm kommen und gerade war der perfekte Moment um sein Angebot anzunehmen.Ich machte das Radio an,volle Lautstärke.Ich brauchte ein wenig Ablenkung und Musik kann ja nie schaden.Der erste Ton von 'Weit weg' von Bosse erklang.Ich wollte auch weit weg sein.Ich tippte mit dem Finger im Takt auf das Lenkrad und singte bei den Textstellen,die ich kannte,mit.Nach 'Let me go' von Avril Lavigne, war ich auch schon bei Dylan angekommen.Draußen ging schon die Sonne langsam auf.Die angenehm kühle Morgenluft tat meiner Lunge gut.Der Anblick der rot,orange und blassblauen Wolken war wunderschön,doch leider konnte ich mich diesen nicht länger hingeben,ich musste zu Dylan.Noch bevor ich klingelte,sah ich,dass er auf dem Balkon angelehnt an das Geländer eine rauchte.»Na,kannst du nicht schlafen?«,rief ich ihm zu.Er drehte sich verwundert zu mir um.»Rose,was machst du denn so früh hier?« Rose ist mein zweiter Vorname.Vollständig heiße ich Lyann Rose Connor.Einige nennen mich Lyann,einige Rose,wobei ich Lyann schöner finde.»Kann ich hoch?«

»Klar.« Ich stellte einen Fuß auf die Regenrinne am Balkon,zog dann meinen ganzen Körper hoch und kletterte über das Geländer zu Dylan.Früher,als wir noch ein Paar waren, machte ich das oft und er zog mich immer hoch.Mittlerweile schaffe ich es alleine.»Willst du eine?«,fragte er mich und hielt mir die Zigarettenschachtel vor die Nase.»Nein danke,habe gerade aufgehört.« Meine Aussage stimmte nicht,aber das brauchte er nicht zu wissen.»Ach?«,seine Frage war rhetorisch gemeint,das wusste ich.Ich kannte ihn.»Also«,sagte er,»was ist los?«

»Nichts.«

»Du lügst.«

Ich sah ihn nur an und schweigte.»Rose.«,sagte er sanft,zog einmal kräftig an seiner Zigarette und drückte sie im Aschenbecher aus,dann machte er seinen Mund leicht auf und ließ den Rauch aus seinem Mund gleiten.

»Was ist los?Du kommst doch nicht aus Spaß um 5 Uhr morgens hier hin.«

»Ich hatte Angst.«

»Wovor?«

»Vor mir.«

Verloren in mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt