Als ein wenig mehr Leben und Energie in meinen Körper zurück wanderte,war die Frau weg.Ob sie nun eine Einbildung war oder nicht,war mir gleichgültig.Früher dachte ich nachdenken wäre klug und vorteilhaft,doch in den letzten Tagen lernte ich,dass das Gegenteil stimmte.Das war wohl auch der Grund warum intelligente Menschen nie glücklich waren.Denn rein gar nichts auf dieser Welt ist positiv,wenn man es nur gründlich überdenkt."Dumme" Menschen lassen sich gerne vom Schein täuschen und sehen an einer pinken Pistole nur ihre Farbe.Und das hat nichts mit Optimismus oder Pessimismus zu tun,jeder Wissenschaftler war Realist.Ich war ein intelligenter Mensch,deshalb dachte ich von Natur aus immer nach,bevor ich handelte.Doch manchmal hilft es nicht jede Handlung zu planen,manchmal muss man einfach dumm sein und aufhören nachzudenken.Und das tat ich jetzt,um mich selbst nicht verrückt zu machen.Wenn ich es nicht schon war.
Ich sah mich um.Das Bild vor mir war noch verschwommen, doch als ich mir die Augen rieb,verschärfte sich meine Umgebung. Ich sah nach rechts und links und bemerkte,dass kein anderer Patient in meinem Zimmer lag.Mein Kopf brummte und mein Mund fühlte sich an wie die Sahara,ich schmeckte einen leichten Eisengeschmack.Ich beschloss aufzustehen um ein Schluck Wasser zu trinken.Meine Schritte hörten sich an wie kleine Explosionen in der Stille des Ganges und jeder einzelne verursachte ein Echo,das mindestens noch 10 Sekunden durch das Gebäude hallte.Die Lichter flackerten wie in einem schlechten Horrorfilm und machten summende Geräusche dabei,aber das störte und wunderte mich nicht.Das "Krankenhaus" hatte anscheinend schon eine Menge Jahre hinter sich.An den Wänden löste sich die Farbe und die Decke war gelbbraun verfärbt.Ab und an sah man eine tote Spinne auf dem Boden,die dünnen Beine (wenn sie noch vorhanden waren) miteinander verknotet.Ich war nun am Ende des Ganges angekommen und es war immer noch keine Menschenseele zu entdecken.Bis ich dann wieder auf die Dame von vorhin traf.Ich zögerte nicht und sprach sie sofort an.»Was ist passiert?«,fragte ich und klang dabei schon fast etwas bedrohlich,wie ich fand. »Was meinen Sie?«
Ihr Mimik verriet mir,dass sie wirklich durcheinander war und es nicht nur spielte.Aber sicher war ich mir nicht.
»Wieso bin ich hier?«
Sie schwieg erst eine Weile,es schien so als würde sie überlegen oder sich eine Lüge ausdenken?
»Sagen Sie schon, ich habe nicht vor mein ganzes Leben hier zu warten.«
»Sie wurden ohnmächtig in einem Club aufgefunden.«
»Was ist mit Joshua?«
»Mit wem?«
»Meinem Freund,er war auch in dem Club soweit ich mich erinnern kann.«
»Tut mir leid,aber sie waren alleine als wir sie gefunden haben.Eine Passantin hat uns gerufen als sie einen Schrei aus dem Gebäude hörte.«
War Joshua einfach gegangen,damit er nicht in den Fall verwickelt werden würde? Das ist unmöglich,Joshua hätte das nicht getan.Er war mein bester Freund. Ich hatte wohl wieder die Grenze zwischen Realität und Traum verloren.Doch anmerken lassen würde ich mir das ganz sicher nicht.
»Stimmt«,sagte ich »Er war gegangen.«
Sie lächelte mich an,drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit der verstorbenen Seelen.
Ich stand noch mindestens 15 Minuten regungslos da.Ich war alleine und erst jetzt fiel mir auf,wie sehr ich Angst davor hatte.Oder war es nicht die Tatsache,dass ich alleine war,vor der ich Angst hatte,sondern die Tatsache,dass ich alleine war?
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Verloren in mir
HorrorIch stand draußen und sah sie.Dunkles, nasses Haar und eine Leichenblässe. Ich nahm sie bei der Hand und führte sie zu mir herein. Sie schaute mich mit leeren Augen an. Sie sah so verloren aus.Ich fragte woher sie käme und wieso sie alleine bei dem...