„Das kannst du nicht machen!" Die Stimme seines Bruders klang laut wieder und liess Giles leicht zusammenzucken, bevor er sein Ohr wieder gegen die Tür presste.
„Milton, bitte. Schrei doch nicht so laut!" Sein Vater brachte es fertig, gleichzeitig bittend und autoritär zu klingen.
„Das geht einfach nicht, Vater! Du kannst das unmöglich so regeln!" Giles hörte seinen Vater laut seufzen. „Milton, Giles ist genauso mein Sohn wie du und er hat das selbe Anrecht auf den Posten des Schulleiters."
Dem Geräusch nach lief Milton jetzt aufgebracht auf und ab. „Ich habe ja auch nichts dagegen den Job eines Tages mit ihm zu teilen, aber doch noch nicht jetzt! Giles fängt morgen erst mit seiner Ausbildung an der Ever After High an! Von seinem Abschluss oder seiner Unterschrift im Buch der Märchen und Sagen ganz zu schweigen! Welcher Schüler könnte unter irgendwelchen Umständen jemals Schulleiter seiner eigenen Schule sein!?" - „Du bist auch nur vier Jahre älter! Dein Schulabschluss ist gerade einmal ein paar Monate her und auch wenn du mit guten Noten..." - „Perfekten Noten!" - „...abgeschlossen hast, fehlt es dir an jeglicher Erfahrung! Du brauchst Giles! Ihr könnt das nur zusammen schaffen! Du weisst alles was man über das Amt des Schulleiters wissen kann, aber du siehst nur die eine Seite. Giles kann auch nicht alles, aber er sieht den anderen Teil. Und nur mit einem Teil kann man keine Schule leiten. Lass dir von Giles helfen. Gemeinsam werdet ihr das hinbekommen." Giles hörte Milton aufstöhnen. Aber gegen den Willen ihres Vaters hatte er noch nie eine Chance gehabt.
„Na schön...Ich werde es versuchen", er klang widerwillig und Giles wusste, dass er dieses Versprechen niemals gerne gegeben hätte. Plötzlich glaubte er näher kommende Schritte von innen zu hören. Rasch wich er von der Tür zurück und verliess den Flur so schnell er konnte. Er hatte nicht lauschen wollen, aber er hatte nicht widerstehen können als er die streitenden Stimmen gehört hatte.
Nachdem Giles seine Zimmertür zugeschlagen hatte, lehnte er sich keuchend dagegen. Er spürte einen festen Stich in der Brust.
Er wusste ja selbst, dass er keine Ahnung hatte, wie man eine Schule zu führen hatte und dass er Milton wahrscheinlich eher ein Hindernis als eine Hilfe sein würde. Aber er hätte sich gewünscht, dass Milton sich mehr auf ihre Zusammenarbeit gefreut hätte, egal wie oder wie bald sie anfangen würde. Hatten sie nicht als kleine Kinder davon geträumt, die Schule ihres Vaters gemeinsam zu leiten und alle ihre Träume zu verwirklichen? Hatten sie damals nicht genau auf das hier gehofft?
Giles wünschte, er könnte zu seiner Mutter gehen, sich von ihr trösten lassen und ihren Rat ersuchen, sowie damals, als er noch ein Kind war. Aber die Zeit hatte ihm nicht nur das Vertrauen seines Bruders gestohlen.
Es klopfte leise. Giles wappnete sich innerlich, seinem Bruder wieder gegenüber zutreten, aber als er die Tür öffnete, stand sein Vater vor ihm. „Was ist los, Vater?"
Sein Vater runzelte die Stirn, während er eintrat. „Gar nichts. Wie kommst du denn darauf?"
„Ach, einfach nur so", rettete sich Giles rasch. Wenn seinem Vater etwas nicht passte, dann war es regelwidriges Verhalten und an fremden Türen zu lauschen fiel eindeutig in dieses Spektrum. „Ich wollte nur fragen, ob du soweit für den Empfang bist."
Giles nickte wild. „Natürlich."
Prüfend musterte sein Vater ihn. „Kämm dir besser die Haare bevor du nach unten kommst!" - „Sofort."
Rasch griff Giles nach dem Kamm, der wie immer unbenutzt auf seinem Pult lag. Er hasste es, sich zu kämmen, aber er wusste, dass es sinnlos war, seinem Vater zu widersprechen, Milton hatte das wenige Minuten zuvor eindeutig bewiesen.
„Entschuldigung", murmelte Giles. Sein Vater seufzte. Er sah seinen Sohn ernst an. „Giles... Ich weiss, dass die letzten zwei Jahre nicht einfach für dich waren, aber ich bin... Ich wollte nur sagen, dass du das schaffen wirst." Überrascht sah Giles auf. Das kam einem Lob gefährlich nahe und Giles erinnerte sich nicht daran, je etwas derartiges von seinem Vater gehört zu haben. Er versuchte, etwas zu sagen, brachte aber nur ein Nicken zustande. „Jetzt lass uns endlich nach unten gehen", meinte sein Vater mach einem Moment der Stille bestimmt und damit war dieser Moment vorbei und Giles Leben nahm wieder seinen gewöhnlichen Lauf. Zumindest in diesem Augenblick. Denn in seinem Herzen war Giles sich bewusst, dass es sich bald von Grund auf ändern würde. Und er hatte keine Chance, sich auf das zu wappnen, was auf ihn zukam.
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Once upon a generation
FanfictionLange vor Apple White und Raven Queen ging eine andere Generation durch die Flure der Ever After High. Doch wie erlebte Bad Wolf seine Schulzeit? Wie entkamen Bella und Brutta Sister ihrer Geschichte? Wie wurde Marian vom Burgfräulein zur Heldin? Un...