Kapitel 4

93 3 0
                                    

"Und wie liefs?" Er grinst. "Nicht so toll...zufrieden?" Ich bin zu enttäuscht um bösartigeres von mir zu geben. "Nein. Du hast meine Unterstützung zwar nicht verdient, aber ich will dir trotzdem helfen. Schließlich kannst du ja nichts dafür dass dir schon immer alles in den Arsch geschoben worden ist." Ich ignoriere seinen blöden Kommentar und frage ihn, wie er mir bitte helfen wolle. "Ich kenne mich bei der Jobsuche aus. Aber rechne damit, dass du nicht sofort Managerin eines millionenschweren Unternehmens wirst." "Ist klar." Gemeinsam traben wir in die Bibliothek und nehmen einen der Computer in Beschlag. Zum Glück weiß ich, dass Isla oder Kyle sich niemals an diesen Ort begeben werden und ich kann ruhig atmen. "Lektion 1: Jobfinder, Job4U und sowas sind sichere Seiten. Nicht sowas wie das, was du gefunden hast. Lektion 2: Putzfrau oder Kellner und nicht Manager oder Präsident. Studenten werden nur zum Saubermachen eingestellt. Billige Arbeitskräfte eben. Lektion 3: Diese Nägel-mach die bitte ab. Die sind schrecklich." "Ich kann die Nägel nicht abmachen. Sie sind das Einzige was ich noch mit meinem alten Leben verknüpfen kann.", jammere ich. "Wenn das wahr ist, dann bist du noch bedauernswerter als du eh schon bist.", meint Nicolas schulterzuckend.

Da man als Putzfrau nicht so sehr in der Öffentlichkeit steht wie eine Kellnerin, bin ich eher fürs Boden schrubben. Es gäbe nichts schrecklicheres, als wenn ich einem meiner Exfreunde Drinks und Fritten an den Tisch bringen müsste.

"Das klingt ja mal interessant!" Triumphierend sieht Nicolas mich an. "Was?", frage ich und hefte meinen Blick auf den flimmernden Bildschirm. "
"Luxury Collection Management Office. Die suchen Reinigungskräfte." Ich nicke langsam. Nicolas sucht sofort die E-Mail Adresse raus und schickt meine Bewerbungsunterlagen samt einem schnulzig, schleimigen Text an das Sekretariat.
"Hast du nicht etwas übertrieben?" Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe. "Ich erkenne dich kaum wieder. So unsicher wie du bist.", lacht Nicolas. Dann zwinkert er und schlägt vor, Burger essen zu gehen und dann wolle er mir seinen "Unterschlupf" zeigen.

"Oh mein Gott. Die sind unfassbar gut." Ich stöhne beinahe auf, so köstlich sind die Burger in dem mir zuvor unbekannten Laden in der Nähe der Uni. Ich nehme schlürfend einen Schluck von meiner Cola, stopfe mir zwei Steakpommes in den Mund und frage dann:"Wieso bist du so nett zu mir Nicolas. Ich habe dich nie gut behandelt, was mir nun furchtbar leidtut. Ehrlich..du bist mir grade ein besserer Freund als Isla und die anderen es je gewesen sind." "Ich schmelze dahin.", kichert er, dann fährt er in ernstem Ton fort:"Eigentlich wollte ich dir nicht helfen. Aber du erinnerst mich an meinen Cousin..eigentlich Stiefcousin Juwin. Seine Familie war auch reich und als ihre Firma von einem Tag auf den anderen alles verloren hatte, landete er auf der Straße. Seine Eltern wurden Opfer einer Straßengang und er selbst wurde Junkie. Meine Familie war zu stolz um ihnen zu helfen. Deshalb wendete ich mich von ihnen ab und ich will nie wieder einen Menschen so zu Grunde gehen sehen wie Juwin." "Das ist ja furchtbar. Ich kann aber froh sein, dass Mom mir das Geld nur gestrichen hat und nicht plötzlich verarmt ist.", erwidere ich. Er lächelt und beißt genussvoll in einen seiner drei Riesenburger.
Seine Brille rutscht ihm dabei fast von der Nase und ich muss lachen.
Einen Moment lang muss ich nicht an meine Geldsorgen denken.

Bad BossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt