Seelenverwandte

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Der Zug ist leer, nur unsere große Gruppe ist lachend beieinander. Du setzt dich neben mich, lächelst. Du stellst dich vor, schüchtern tue ich es dir gleich. Wir steigen zusammen aus dem Zug aus, unterhalten uns auf dem letzten Teil des Rückweges. An unserem Ziel angekommen, spalten wir uns von den anderen Leuten ab und gehen um das Bundeswehrgelände herum spazieren. Unsere Gespräche werden immer tiefgründiger, wir lachen und verstehen und nach nur zwei Stunden ohne Worte. Du weißt mehr über mich als ich selbst und auch ich habe sehr viel über dich erfahren. Wir treffen uns am nächsten Morgen zum Frühstück, gehen die Zeit bis zum Seminar erneut spazieren, drehen unsere Runden. Als es 09:00 Uhr ist, sitzen wir im Seminar, wir sind beide in der gleichen Gruppe und können so den ganzen Tag miteinander verbringen, was wir auch tun. Abends verbringen wir erneut die ganze Zeit zusammen, reden wieder. Du weißt, was ich denke, was ich fühle, du weißt einfach alles über mich. Du weißt, wie es mir geht und wann ich dich anlüge. Auch den nächsten Tag verbringen wir wieder zusammen. Uns bleiben nun keine 24 Stunden mehr zusammen, dann trennen uns über 500 km. Du schaust mir traurig in die Augen. Unser letzter gemeinsamer Abend. Du willst nach dem Seminar direkt schlafen gehen, so setze ich mich noch zu den Anderen und spiele Codenames. Urplötzlich stehst du hinter mir und sagst, du könntest nicht schlafen. Und wieder drehen wir unsere Runden. Kurz vor Mitternacht schließlich stehen wir vor meinem Zimmer. Du schließt mich in eine lange Umarmung, dann drehst du dich um. Am nächsten Morgen, der Morgen unserer Abreise, gehst du wie jedes Mal den langen Gang hinunter, nur dieses Mal mit deinem Koffer, den du erst hier gekauft hast. Ein letztes Mal frühstücken wir zusammen, gehen eine letzte Runde spazieren. Der Bus kommt und wir müssen getrennt fahren.
Berlin Hohenschönhausen. Gedenkstätte. Da wir in der gleichen Gruppe sind, haben wir die Führung zusammen und genießen so alle Zeit, die uns noch bleibt. Und wieder steigen wir getrennt in die Busse ein.
Wir stehen am Hauptbahnhof Berlins und sehen uns ein letztes Mal in die Augen. Noch ein letztes Mal schließt du mich in eine Umarmung, willst mich nicht loslassen. Wollen beide den Moment einfrieren. Doch ich muss in den Zug. Bevor ich einsteige, drehe ich mich noch ein letztes Mal um. Du schaust mich an, lächelst und ich lächele zurück. Ein allerletztes Lächeln. Du wirst immer in meinem Herzen eingeschlossen sein, mein Seelenverwandter.

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Dies ist alles so passiert, ich sitze gerade im Zug nach Hause, weg von ihm. Deswegen seid bitte verständnisvoll, dass dieser Text etwas anders ist, doch ich musste dies aufschreiben. :)

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