Der Mensch, der jedem hilft, weiß wie es ist, keine Hilfe zu bekommen.
-Meek Mill-
——————————————————"Und bist du nervös?", fragte mich Scotti.
Ich wischte mir nun wahrscheinlich zum fünften mal die Hände an der Hose ab, da meine Hände nass vom Schweiß waren. Wir standen vor der Universität. Richtig gehört, die Uni hat schon begonnen. Die letzten Tagen vergingen wie im Flug. Scotti's Eltern sind von der Geschäftsreise wieder zurück und meinten das ich solange bleiben könne, wie ich es für nötig halte. Die restlichen Tage hab ich mit meinen Gedanken verschwendet, wie meine Zukunft aussehen solle. Ich habe nichts außer ein bisschen Geld was ich mir mitgehen haben lasse. Okay was heißt bisschen, ich hab soviel das ich mir eine eigene Wohnung leisten könnte.
"Erde an Ruth", wiederholte Scotti und schnipste an meine Stirn und brachte mich wieder in die Realität.
"Du brauchst nicht nervös sein, ich werde hier sein", setzte er fort.
"Danke Scotti", lächelte ich zuckersüß verpasste anschließend und verpasste ihn ein Schlag am rechten Oberarm.Er hielt sich verzog sein Gesicht zu einem schmerzhaften Gesichtsausdruck, dass so gespielt aussah das ich anfangen musste zu lachen.
"Komm, sonst kommen wir noch zu spät am ersten Schultag", sagte ich und überraschte mich selbst mit meinem Selbstbewusstsein.
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Die Uhr im Sekretariat sagte mir das es kurz nach acht ist. Ungeduldig schaute ich auf den Zeiger der sich wie Takt bewegte ohne stehen zu bleiben. Er tickt und tickt und tickt,... sowie das Leben. Es geht weiter egal was passiert, das Leben geht weiter. Jeden Tag eine neue Chance die uns gegeben wird. Bevor ich noch weiter nachdachte wurde die Tür vor mir aufgemacht und Mrs. Meliston, die Direktorin, stand in einem eng anliegenden roten Hosenanzug das mit Ihren Lippen super kongruieren. Ihre schwarzen Bob hat sie leicht gewellt und trug zu dem Outfit passenden Nagellack. Für ihre Mitte fünfzig sah sie recht jung aus und ganz verändert hatte sie auch nicht außer vielleicht die grauen Strähnen die aus den Haaren vorlugten. Mit einer einladenden Geste bat sie mich rein, was ich auf ihre Anforderung auch tat. Ich setzte mich ihr gegenüber auf dem braunen dunklen Ledersessel, wo ich im Gegensatz zu ihr ziemlich mickrig aussehen müsste. Ich war schon einige Male hier weshalb sie mich schon kannte. Natürlich kannte sie mich.
"Hallo Ruth", begrüßte sie mich mit einem kleinen lächeln.
"Hallo", entgegnete ich ihr.
"Wie gehts dir? Es ist hoffentlich okay wenn ich duze oder?", fragte sie mich.
"Das tuen sie doch schon mittlerweile", kam ich ihr vielleicht etwas zu streng.Ihre Mimik zuckte für eine Sekunde doch sie überschlug es mit einem etwas breiteren lächeln.
Es herrschte eine merkwürdige Stille die mit jeder Sekunde stiller zu scheinen mag. Ich räusperte mich und setzte fort, "Ich möchte eine zweite Chance. Ich weiß das es nicht einfach für mich sein wird und sie die über Entscheidung noch etwas Zeit nehmen müssen doch ich verspreche ihnen, dass sie es nicht bereuen werden", beendete ich den Satz.Einen Augenblick sahen wir uns einander an bis sie den Blickkontakt abbrach, innerlich freute ich mich das ich diesen Blickduell gewonnen habe. Sie stand auf und ging zu einem der vielen Schränke die etwas abseits des Zimmers stand. Sie fischte eine Mappe oder wohl eher gesagt eine Akte heraus. Meine alte Akte. Dann kam sie wieder in ihren hohen Schuhen zu mir und setzte sich in ihrem gigantischen Bürostuhl hin.
"Nun Ruth, deine Noten damals waren nicht die besten und auch deine Fehlzeiten sind nicht recht wenig. Ich weiß das es lange her ist und du dich möglicherweise geändert hast doch das sind keine Fakten. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass du heute Nachmittag an einem Eignungstest teilnehmen wirst um uns beziehungsweise dich zu beweisen das . Der wird ca. 2-3 Stunden dauern und es wird alles mögliche dran kommen. Wir sehen uns dann um drei im Raum 211", endete sie ihre Rede.
Ich war noch zu perplexe um zu antworten. Der einzige Gedanke der in meinem Kopf herumschwebte war, dass sie mir eine zweite Chance gegeben hat. Ich konnte es immer noch nicht glauben doch nun begriff ich, dass ich noch hier saß und das eine Weile das ihr Gesichtsausdruck verriet.
"Danke vielmals. Wie schon gesagt sie werden es nicht bereuen", sagte ich mit einem überheblichen lächeln. worauf sie antwortete mit, "Das hoffe ich doch".
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Mittlerweile war es schon 12 Uhr und ich befand mich hier zwischen ein duzend Stapel von Büchern. Die Bibliothek war schon immer ein besonderer Ort für mich. Hier konnte man sich vor der Realität verstecken auch wenn es für eine kurze Zeit ist, konnte man hier allein sein und die Gedanken sortieren. Ich hab mich auf meinem Lieblingsplatz niedergelassen was sich in der hintersten Ecke befand und man ungestört sein kann. Es bestand aus einem kleinen runden Tisch mit jeweils vier Stühlen. Gerade war ich dabei die Fakten über den zweiten Weltkrieg aufzulisten als mein Handy in meiner Tasche vibrierte. Ich zuckte es heraus und sah eine Nachricht von Scotti auf meinem Bildschirm aufleuchten, in der stand "Hast du Hunger?" daraufhin antwortete ich mit "Meinst du das sarkastisch?". Dann steckte ich mein Handy weg kurze Zeit später vibrierte es wieder und mit einem Seufzen holte ich es raus da, ich eigentlich ungestört weiterlernen wollte.
"Thunfischsandwich oder Chicken-Wrap?", fragte Scotti.
Allein der Gedanke an Essen brachte mein Mund zum überlaufen. Ich schrieb ihn "beides :D" und setzte dahinter wo ich mich gerade befand damit ich nicht erneut mein Handy anschalten musste. Nach drei Stunden pauken verdiente ich eine kleine Pause. Gerade als in meinem Bauch ein Krieg herrschen wollte, kam Scotti mit zwei Getränke in der Hand angelaufen. ich machte etwas Platz damit er sich hinsetzten konnte. Dann holte er drei Brot-tüten aus seinem Rucksack heraus trotz der Verbot-Schilder für Speisen.Scotti hatte gerade eine Freistunde und verbrachte diese mit mir in der Bibliothek. Ab und zu half er mir während er schon mal anfing Notizen für seinen Essay den er am Ende des Semesters abgeben muss, zu machen. Als er dann gehen musste da sein Physikkurs beginnen würde war ich so vertieft das ich dabei völlig die Zeit vergaß. Ich packte meinen Kram ein da es schon viertel vor zwei war und legte die Bücher an deren Standorte zurück, dann machte ich mich auf den Weg zum Raum. Scotti wünschte mir schon vorher "Viel Glück", da er wusste das er es nicht rechtzeitig schaffen würde weil, sein Dozent gerne Überstunden macht als es nötig ist.
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Ich quälte mich durch die letzten Aufgaben im Test und gab es rechtzeitig zum Ende ab. Mrs. Meliston berichtete mir, dass die Ergebnisse in ca. eine Stunde mir per E-Mail bescheid geben würde. Als ich ins freie trat wartete Scotti auf mich. Er bat an ein Milkshake trinken zu doch mir war schlecht geworden. Solange ich nicht weiß ob ich wieder aufgenommen werde oder nicht kriege, ich nichts hinunter.
Irgendwie schaffte Scotti es doch mich zu überreden mitzukommen damit er sich eins holen könne. Er traf da auf Freunde und unterhielt sich gerade mit ihnen. Austin, aus meinem damaligen Biologiekurs trat neben mir und wir quatschten ein wenig bis ein Ton läutete. Es war mein Handy. Scotti überhörte es nicht und kam zu mir und stellte sich neben mir.
"Die Stunde der Wahrheit", sagte er sarkastisch.
"Nicht der richtige Zeitpunkt, Scott", widersprach ihm Austin.Mittlerweile wussten die anderen auch Bescheid, wieso ich so nervös war. Mit zitternden Händen holte ich mein Handy raus und ging auf die E-Mail App.
Innerlich betete ich, dass ich diese Nachricht nicht öffnen müsse, doch das würde noch weniger Gewissheit über meine jetzige Lage bringen. Ich riss mich zusammen und öffnete die eingegangene E-Mail. Ich überflog sie bis ich das fett gedruckte las."Bestanden"
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Sooooo guyssssss nach mehr als 2 Monaten bekommt ihr auch mal was von mir zu hören. Und ja ich lebe noch. Hier ist nach langer ZEIT wieder ein neues Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch!!!😁📖
Sänks a lot für eure Geduld, dafür küss ich eure Augen 😘😘😘😘😘
xoxo M/S🌓
