5 - Zabuzas kontrollwütige Art

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Am nächsten Morgen stand ich schon recht früh auf und fing an Frühstück zu machen. Haku ließ ich noch etwas schlafen. Ich deckte den Tisch und war grade dabei das Brot in Scheiben zu schneiden, als Zabuza Oberkörperfrei in den Raum kam. Sofort wendete ich meinen Blick ab und versuchte der Versuchung zu widerstehen, ihn mir noch einmal genauer anzusehen. Er sah schon echt gut aus! Leider konnte ich bis jetzt noch nie sein Gesicht sehen. Er nahm sich nämlich immer etwas zu Essen mit in sein Zimmer oder aß erst gar nicht mit. Ich hatte bis jetzt noch kein einziges 'Danke' von ihm gehört. Aber so war er eben. „Morgen", grüßte ich ihn und bekam nur ein Brummen von ihm zurück. Sehr nett. „Wo ist mein Tee?", fragte er und ich lachte kurz auf. „Denkst du wirklich ich bring dir nach Gestern noch einen Tee ans Bett?", fragte ich ihn und zeigte ihm den Vogel. Der hatte sie doch nicht mehr alle. „Tse!", machte er und drehte sich beleidigt weg. Schnaubend schnitt ich weiter. Er konnte so ein Arsch sein! „Autsch!", entfuhr es mir und ließ reflexartig das Messer fallen. Ich hatte mir vor Wut und Unachtsamkeit in den Finger geschnitten. Es blutete wie verrückt. Der Schnitt musste wohl sehr tief sein. Fluchend suchte ich mit meinen Augen nach einem Tuch, womit ich die Blutung stoppen konnte. Leider war keins zu finden. Auf einmal stand Zabuza vor mir. Ohne ein Wort zu verlieren, nahm er behutsam meine Hand und schaute sich den Schnitt an. Mir schoss nun das Blut in die Wangen. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Er wickelte mit seiner anderen Hand einen Teil seiner Bandagen ab, die um seinen Hals lagen. Er riss es ab und verband damit meinen Finger. Er tat das Ganze so sanft und mit so einer Vorsicht, dass man denken könnte vor mir stände ein ganz anderer Mensch. Selbst als er fertig war ließ er meine Hand nicht los. Ich schaute hinauf in sein Gesicht. Ich war wie erstarrt. Er sah so lieb und zahm aus. Wir standen uns unglaublich nahe und ich hatte Angst, er könnte meinen schnellen Herzschlag hören. Ich blinzelte ein paar Mal und senkte meinen Blick wieder. „Ähm... Danke", murmelte ich und schaute ihn wieder an. Es schien als würde er aus irgendwas erwachen und ließ ruckartig meine Hand los, als hätte er sich verbrannt. „Äh... Ja", sagte er, schnappte sich schnell eine Scheibe Brot und hastete aus dem Raum. Verwirrt blickte ich ihm nach. Die ganze Situation kam mir so seltsam vor. Sträubte er sich dagegen nett zu sein? Es war doch nichts Schlimmes. Verträumt betrachtete ich meinen Finger. In der langen Zeit, die ich hier schon verbrachte, hatte ich ihn noch nie so erlebt. War er vielleicht doch nicht so herzlos, wie er immer tat?

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Kurz nachdem ich mich wieder etwas beruhigt hatte, kam Haku aus meinem Zimmer und wir frühstückten zusammen. Leider trainierte er danach sofort wieder mit Zabuza. Dieser gönnte ihm auch wirklich nicht mal einen Tag Pause.

Da es im Haushalt nichts mehr zu machen gab, beschloss ich, dass aller erste Mal das Gebäude zu verlassen. Es war nun fast schon ein halbes Jahr her, als ich von ihnen gerettet wurde und kein einziges Mal habe ich das Haus verlassen. Also räumte ich den letzten Rest noch auf und schnappte mir mein Buch. Ich spürte die Aufregung in mir und je näher ich dem Ausgang kam, desto mehr zweifelte ich an meinem Vorhaben. Durfte ich denn überhaupt raus? Sofort schüttelte ich den Kopf. An so etwas wollte ich nicht denken. Ich war ein freier Mensch! Keine Untergebene oder Gefangene. Ich lebte mit ihnen zusammen und durfte meine Entscheidungen selbst treffen. Es machte mich wütend, dass Zabuzas kontrollwütige Art sich bereits in meinen Verstand gefressen hatte. Mit neuem Mut setzte ich meinen Weg fort und stand irgendwann in dem weichen Gras. Tief atmete ich Ein und Aus. Es tat so unheimlich gut! Ich wollte nicht wissen, wie bleich ich geworden war, weil einfach kein bisschen Sonne meine Haut berührt hatte. Der Wind, der um mich herumwirbelte, verpasste mir eine Gänsehaut. Ich hörte die Vögel zwitschern und in der Nähe das leise Plätschern eines Flusses. Kurzerhand beschloss ich diesem Geräusch zu folgen und stand recht schnell an meinem Zielort. Es war einfach wunderschön! Langsam hockte ich mich an den Rand des Flusses und zog meine Schuhe aus, um meine Füße in dem kalten Wasser baumeln zu lassen. Wohlig seufzte ich auf und ließ mich auf den Rücken, in das saftige Gras fallen.

Minute um Minute verging, während ich einfach nur da lag und das Wetter genoss. Als ich jedoch Schritte hörte, die immer schneller auf mich zu stampften, wurde ich nervös. Ruckartig riss ich meine Augen auf und setzte mich hin. Hastig zog ich meine Schuhe wieder an. Kurz darauf erschien ein nicht sonderlich erfreuter Zabuza. Augenblicklich entspannte ich mich wieder etwas. „Was zum Geier machst du hier?", fragte er mich barsch und zog mich an meinem Arm auf die Beine. Überrascht sah ich ihn an. Er war also tatsächlich nicht damit einverstanden, dass ich auch mal das Haus verließ. „Was soll denn das? Ich darf doch wohl auch mal das Haus verlassen!", meckerte ich ihn an und schlug seine Hand weg. „Ja, aber was ist, wenn jemand durch dich unser kleines Versteck finden würde? Dann könnten wir uns sofort was Neues suchen und das wäre dann nicht in einem so guten Zustand!", entgegnete er ebenso unfreundlich, wie ich. Ich wunderte mich, warum er es als Versteck bezeichnete. Generell verstand ich nicht ganz, was er meinte. Das bemerkte er nun auch. „Vergiss es! Wag es dich ja nicht nochmal so weit weg zu gehen!", sagte er noch, drehte sich um und lief wieder zurück. Ich schnappte mir mein Buch und hastete ihm hinterher. „Was meinst du damit?", fragte ich ihn neugierig. Das ich wütend auf ihn war, hatte ich dabei komplett vergessen. Er ignorierte mich und setzte seinen Weg stur fort. „Ich rede mit dir!", versuchte ich erneut ihn auf mich aufmerksam zu machen und es funktionierte. Ruckartig drehte er sich zu mir um und ich blieb erschrocken stehen. Beinahe wäre ich in ihn hinein gekracht. „Sag bloß, du hast es immer noch nicht verstanden?", meinte er und beugte sich runter zu mir. Was meinte er? Als keine Reaktion von mir kam, kniff er die Augenbrauen unzufrieden zusammen. „Dabei dachte ich bei meinem Namen wüsstest du, wer ich bin. Ich bin Zabuza Momochi, Dämon des geheimen Nebels! Teil von Kirigakures Attentat- Gruppe und Mitglied bei den Sieben Shinobi Schwertkämpfern!"

Erschrocken riss ich meine Augen auf und starrte ihn an. Natürlich! Der Auslöser einer Rebellion und versuchter Mord an dem Mizukage! Das war er gewesen? Er verschwand damals und man hörte so einiges schlechtes über ihn. Warum ist mir das denn nicht schon früher aufgefallen? Das konnte doch nicht wahr sein. Ungläubig starrte ich ihn an. „Aha, hat es also doch Klick gemacht", sagte er ruhig und wollte sich umdrehen, aber ich hielt ihn an seiner Hand fest. „Es... Es ist mir egal!", sagte ich und er drehte sich verwundert um. „Ich bleibe trotzdem bei euch. Auch wenn ich noch nicht so lange bei euch bin, seid ihr zwei die einzigen die ich noch habe", sagte ich und war den Tränen nahe. „Und das werde ich wegen so einer beschissenen Sache nicht einfach aufgeben!"

Sachte ließ ich seine Hand los und wischte mir stattdessen die ersten Tränen weg, die sich ihren Weg nach draußen suchten. Ich wollte nicht vor ihm weinen. Dann fühlte ich mich so erbärmlich und schwach. Er sagte nichts, sondern blieb einfach nur vor mir stehen. Ein Blick in sein Gesicht verwirrt mich. Er schaute ziemlich verdattert aus. Es schien, als wüsste er nicht was er denken, fühlen oder gar tun sollte. Genauso erging es mir grade auch. Meine Gefühle waren völlig durcheinander, mein Kopf ratterte und ich kam mir ziemlich verloren vor. „Lass uns zurück gehen", sagte Zabuza leise. Ich nickte leicht und wir liefen stumm nach Hause.

But Not Without Feeling?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt