Ich gebe niemals auf

170 13 1
                                    

Ein Wolf, der seinen heulenden Gesang in den von Sternen behangenen Himmel schrie, erklang aus weiter Ferne. Ein Gebüsch raschelte verräterisch in nächster Nähe. Aus dem Geäst einer Großen Eiche ertönte ein lautes Schuhuuu.

Die Augen vor Schreck weit geöffnet versteckte sich der kleine Bernsteinfarbene Drache in einer kleinen Kuhle im Erdreich. Die Ohren, stetig nervös zuckend, um auch jedes noch so kleine Geräusch wahrnehmen zu können. Zitternd blieb er noch ein paar Augenblicke zusammengekauert liegen. Erst als er sich ganz sicher sein konnte, dass keine Gefahr drohte, wagte er einen Blick. Alles war wie immer. Es war dunkel und man sah überall nur diese Stamm-dick und braun-Blätter-viel und grün-Bäume, die in der Nacht noch gruseliger waren als am Tag.

Er hatte so große Angst und fühlte sich furchtbar allein gelassen. Seit Tagen lief er jetzt schon in eine Richtung, in der Hoffnung IHN zu finden. Der kleine Braune hatte den Menschen durch seine Eierschale genau gespürt. Ein junger Mann, in dem viel Gutes steckte und der sehr willensstark war. Ein Wunsch war in dem Bewusstsein des Jungens stets präsent. Freiheit. Jeder Drache liebte die Freiheit. Vor allen fühlten sie sie wenn sie in der Luft sind und die ganze Welt erblicken können. Auch das kleine Drachenkind sehne sich schon jetzt danach und es wusste dieser Mensch Ferus war derjenige, mit dem er immer verbunden sein wollte. Ferus. Ferus. Ferus.

Den Namen wie ein Mantra immer wieder in Gedanken auszusprechen tat ihm unglaublich gut. Es war aber auch von Trauer und Einsamkeit begleitet. Nachdem das Drachenküken sich, in voller Erwartung auf seine neuen Seelengefährten, aus seiner Schale befreit hatte, fand es sich allein gelassen in einem riesigen Wald wieder. Tiere die er nicht kannte und Geräusche die ihm Angst machten waren überall um ihn herum. In seinem Innern wusste er, dass  etwas fehlte. Er wusste dass er IHN finden musste um dieses zu bekommen. Doch er war doch ganz allein, saß im Dreck und um ihn herum funkelten die einzelnen Stücke seines Bernsteinfarbenen Eis. In diesem Moment, allein und noch ein wenig verwirrt, entschied er sich dazu einfach zu warten. Irgendwann musste Er ja kommen. Oder?

Doch nach einiger Zeit wurde es immer dunkler. Die neu entdeckten kräftigen Farben verblassten. Vom Himmel kam etwas kaltes, nassen und unangenehmes. Ein aufkommender starker Wind schleuderte ihm das vom Himmel klein-nass-Wasser ins Gesicht. Die Dunklen, zum Himmel aufragenden Bäume bogen sich unter den starken Windböen. Es dauerte dann auch nicht lange und ein lautes ohrenbetäubendes donnern wahr zu hören. Schlagartig wurde alles kurz erhellt und dann war alles noch viel dunkler als zuvor.

Mit einem kurzen quicken flüchtete er vor den eigenartigen Dingen die gerade passierten in ein Gebüsch. Die Schuppen merkwürdig aufgestellt und die Pranken vor das Gesicht gelegt wartete er ab. Das Himmelswasser sammelte sich am Boden und lief in kleinen Rinnsalen an seinem Körper entlang. Ihm wurde schnell furchtbar kalt und seine noch untrainierten glieder steif.  Er sehne sich einfach nur danach in den Armen von Ferus zu liegen und dieses eklige Wetter zu vergessen. Auch wenn er diesen nur flüchtig kannte und er ihn eigentlich noch nie wirklich gesehen hatte liebte der kleine Drache ihn. Erst als der Regen aufhörte und die hell-groß-rund-Sonne am Himmel zu sehen war, wagte er sich aus dem Gebüsch. Er ging vorsichtig zurück zu den Eierschalen, um dort weiter auf Ferus zu warten. Die warme Sonne weckte seine steifen Glieder und wärmte seine Schuppen. Nie wieder wollte Er wie gestern so eine Nacht erleben. Nicht mehr so nass werden, so frieren und Angst haben. Er fasste den Entschluss, dass er sich irgendwie vor dem Regen schützen musste und sah sich um. Sein Blick fiel immer wieder auf braun leuchtende Schale um ihn herum. Ob man sich durch sie schützen kann? Er überlegte kurz. In seinem Ei hatte er nie Angst und wurde nass oder ihm war kalt.

Glücklich darüber, dass er so eine gute Lösung gefunden hatte machte er sich an die Arbeit. Mühsam schleppte er das Material in das Gebüsch um es irgendwie so zu drapieren, dass kein Wasser durch kommen konnte. Doch so recht wollte das einfach nicht klappen. Es war einfach zu wenig von der Schale da, auch wenn er wirklich jedes noch so kleine Teil geholt hatte. Traurig und total frustriert ließ er seine glänzende Schale im Gebüsch liegen. Könnte er weinen würde er das jetzt tun. Er war alleine, umgeben von so viel Unbekanntem und er wollte endlich zu Ferus. Auf den nächsten Sturm zu warten und wieder so zu frieren wäre sinnlos. Die Angst seinen künftigen Seelengefährten niemals kennen lernen zu können machte ihn schier verrückt.

Ohne noch weiter darüber nachzudenken und einzig und allein von diesem einen Gedanken getrieben, setzte er seine vier Pranken in Bewegung.

Sein Gefühl allein führte ihn dabei in eine Richtung. Er dachte nur noch an das eine. Er fraß nur wenn der Hunger sich nicht mehr ignorieren ließ und er schlief, wenn die Müdigkeit ihn übermannte und er erschöpft auf den Boden sank.

Die ständige Angst und das Alleinsein zerrten an seinen Nerven und er war so unglaublich traurig nicht bei seinem Seelenpartner sein zu können. Er sperrte sich von allen äußeren Einflüssen ab und konzentrierte sich auf sein Ziel. Ferus.

Jeden Tag den er jetzt durch den Bäume-groß-endlos-Wald gelaufen war, ist er immer schwächer geworden. Doch auch wenn sein Verstand mittlerweile komplett verwirrt war, eins wusste er bestimmt, er würde niemals aufgeben, das fehlende Stück in seinem Innern zu suchen. So entfernte sich der kleine magere Drache von der Kuhle, in der er vor kurzem noch Schutz gefunden hatte und ging wieder vom ewig währenden Gedanken getrieben in die Richtung, die sein Gefühl ihm wies.

Ferus und Kartosh bei den Scales (Eragon FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt