Sonoro

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Keinen einzigen Augenblick ließ sie Alenyma aus den Augen. Die dunkelgrünen Schwingen, die neben ihr aufragten waren sehr ungewohnt für die schwarzhaarige Elfe. Sie wurde damals schon sehr jung von Palu erwählt und daher kannte sie nur ein paar blaue Flügel neben sich auf und ab gehen. Das ist das erste Mal, dass sie auf einem anderen Drachen reitet.

Der Flugstiel des Grün goldenen Drachen, war ein gänzlich anderer als der der ihr so vertraut war. Da Palu deutlich kleiner war als Sonoro, waren ihre Flügelschläge weicher und auch irgendwie leiser. Sonoro hatte genug Kraft in den Flügeln, um sich mit einem Flügelschlag ein großen Stück in die Luft zu bringen. Somit konnte er sich auch eine längere Zeit in der Luft gleiten lassen und musste sich seltener durch einen Flügelschlag Auftrieb verschaffen. Bei Palu war das ganz anders und Alenyma merkte, wie schrecklich sie ihre Seelenverwandte vermisste.

Die Zwergin Fera, die natürlich vor ihr saß, ließ keinen Moment aus, um Alenyma für ihre Unachtsamkeit bezüglich des Dracheneis zu rügen. Bei rast müsse sie alles alleine machen. Feuerholz sammeln, Essen zubereiten, Zelt aufbauen, Geschirr abwaschen und letztendlich sollte sie auch alle Klamotten wachen, die sie dabei hatten. Alenyma hatte sogar das Gefühl, Fera hat extra noch Dreckswäsche von Zuhause mit genommen, damit sie mehr zu tun hatte.

"Nur weil du mich die ersten Tage zu eurem Rastplatz begleitest, heißt das noch lange nicht, dass du dich auf die faule Haut legen kannst. Strafe muss eben sein." hatte sie Alenyma dann,  die Hände in die Hüften gestemmt aufgeklärt, als sie versucht hatte Wiederworte zu geben. Die Reise verlief also mit einer stetig kühlen Stimmung, freudlos und langweilig. Zu aller Glück aber auch Ereignislos.

Ein Glück, dass du nicht dabei sein musst Palu“ schmerzlich wurde ihr aber wieder bewusst, dass Palu schon längst zu weit entfern war, um mit ihr kommunizieren zu können. Bisher war Alenyma noch nie wirklich bewusst gewesen, wie sehr ihr und Palus Bewusstsein doch schon verschmolzen war. Doch jetzt, auf Sonoros Rücken und hunderte von Flugstunden von Palu entfernt, wurde ihr dies schlagartig bewusst.

Erst als sie nach einigen Tagen den Rastplatz erreichten konnte sie sich endlich auf etwas anderes konzentrieren. "Ratsmitglied Fera" Sie drehte ihren Kopf nach hinten "dort unten auf der Lichtung müssen wir landen." mit einem knappen nicken drehte sie sich wieder um und Sonoro steuerte auf die genannte Lichtung zu. Er landete mit einem Ruck, der die Erde leicht zittern ließ, auf dem Boden und sah sich um. "Absteigen jetzt. Ab hier machen wir alleine weiter."

Alenyma stieg, ohne Wiederworte von dem wuchtigen Koloss. Sie trat ein Stück zur Seite, und gab sich mit der Rolle der stillen Beobachterin zufrieden. Alenyma wusste von dem goldenen Drachen nicht viel. Es war aber allgemein bekannt, dass er der Sohn des legendären Glaedrs war, der vor dem Sturz der Drachenreiter ein Gelege mit der Grün goldenen Drachendame Ideldrir hatte. Das Gelege bestand aus vier Eiern. Der Umstand, warum einzig Sonoros Ei überlebt hatte, war den meisten, also auch Alenyma unbekannt.

Nachdem Eragon eine Neue Heimat für die Drachenreiter gefunden hatte, wurde Glaedrs Kind nach Tronjheim gebracht, um dort einen den ersten zwergischen Reiter zu erwählen. Als dann Fera, die Tochter des Zwergenkönigs Orik, von dem noch geschlüpften Drachen erwählt wurde, waren alle Zwerge damit zufrieden. Sie feierten ein großes Fest mit einem ordentlichen Trinkgelage, an dem Saphira natürlich mit Freuden teilgenommen hatte.

Durch die ausgelassene Stimmung die im ganzen Zwergenreich geherrscht hatte, war der Schock für alle umso größer. Das kleine Drachenbaby ist ohne Augenlicht auf die Welt gekommen.

Es gab keine Aufzeichnungen über einen ähnlichen Fall und auch die Eldunari hatte so etwas noch nie gesehen. Das Volk der Zwerge fürchtete, dass alle Drachen, die sich einen Zwerg erwählen, Bild auf die Welt kommen würden. Niemand wollte sich mehr einen Drachenei nähern. Die, die von Anfang an gegen den Pakt waren, ergriffen die Chance und verbreiteten die Meinung, Drachen seinen nicht würdig genug, sich mit dem Geist eines Zwerges zu verbinden und jeder der es doch tat, dem nahm Helzvog die Gabe zu sehen.

Gut zwanzig Jahre diskutierten die Zwerge was sie machen sollten und entschieden sich dafür, aus dem Pakt auszutreten. Eragon hatte versucht genau das zu verhindern und er fand einen Zwerg der das genau so sah. Um sicher sein zu können, dass Sonoro eine Ausnahme gewesen sein musste, überredete er den Zwerg Osek dazu, mit ihm nach Tal-Wacht zu kommen. Dort schlüpfte dann eine komplett gesunde alabasterfarbene Drachendame. Somit war der Beweis erbracht, dass kein Drache unbedingt blind auf die Welt kommen musste, nur weil er sich einen Zwerg als Reiter erwählte. So folgten zwar wieder etliche Diskussionen, doch die Zwerge blieben im Pakt der Völker und jeder Drache kam bei ihnen gesund auf die Welt.

Bei Sonoro allerdings entwickelte sich der Geruchssinn am stärksten.

Er hatte Alenyma sogar während des Fluges kurz erklärt, dass er die Gerüche als Farben vor seinem visuellen Auge sehen konnte. So wusste er auch wie die Welt aussah. Zwar war dann beispielsweise ein Reh lila und ein Baum hatte die Farbe von einem hellen grau doch das störte ihn nicht.

Alenyma konnte sich das nicht wirklich vorstellen. Doch mit fiesen Fähigkeiten, war sie sich sicher würde er den Dieb finden.

Sie sah nur noch zu wie das Reiterpaar im Wald verschwand. Jetzt hieß es für sie abwarten.

Ferus und Kartosh bei den Scales (Eragon FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt