Von Selbstbeherrschung & Kuscheleinheiten

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Sie schnappten nach Luft, völlig außer Atem, mit rasenden Herzen. Doch während Alecs Lippen sich zu einem Lächeln formten, das Magnus normalerweise die Knie hätte weich werden lassen, zog sich in dem Designer alles schmerzhaft zusammen. Es wäre einfach gewesen, hier und jetzt, so zu tun, als hätte es das Weihnachtsfest nicht gegeben und alles zu vergessen, nur um sich in einen weiteren Kuss verwickeln zu lassen. Aber alles in ihm sträubte sich dagegen. So leicht würde er es Alec nicht machen. Er hatte mehr verdient, als die Worte eines Betrunkenen, die vielleicht wahr sein mochten, die er aber im nüchternen Zustand vielleicht nie gesagt hätte. Magnus war es wert, dass man um ihn kämpfte. So schön dieser Kuss gewesen war, er reichte nicht.

„Du hättest nicht kommen sollen", sagte Magnus schließlich, auch wenn es ihm das Herz zerriss und Alecs Miene sich sofort verdunkelte.

„Warum?", fragte sein Schönling, die wunderschöne Stirn in tiefe Falten legend. Magnus musste den Impuls unterdrücken mit seiner Hand über sie zu streichen, um sie wieder zu glätten und die seidige Haut unter seinen Fingerspitzen zu spüren. Alec nah zu sein und ihn nicht zu berühren, forderte mehr Selbstbeherrschung, als er gedacht hätte, aber es musste sein. Er konnte ihm nicht wieder verfallen, nicht jetzt, wo so vieles ungeklärt zwischen ihnen stand.

„Hast du etwa schon mit mir abgeschlossen?", fügte Alec leise hinzu, wobei seine Stimme zum Ende hin brach und seine Augen verdächtig zu glänzen begannen. Für gewöhnlich war Alec nie so nah am Wasser gebaut gewesen, der Alkohol schien allmählich seine ganze Wirkung zu entfalten. Magnus wollte gar nicht wissen, wie viel der Schwarzhaarige getrunken hatte.

„Nein", antwortete der Designer ehrlich, „Aber es nicht hilfreich, wenn du mal eben betrunken bei mir vorbeikommst und meinst, ein Kuss könnte unsere Probleme lösen. Du hast Mist gebaut. Ziemlich großen sogar und ich werde nicht so tun, als wäre nichts vorgefallen. Du hast mich verletzt."

„Das wollte ich nicht", nuschelte sein Schönling weinerlich, „Wirklich Magnus. Ich war ein Dummkopf und es tut mir leid. Bitte, bitte, nimm mich zurück."

Und damit warf er sich in Magnus entgegen, der ihn ganz automatisch gewähren ließ und der Designer verfluchte sich dafür, wie schön sich dies für ihn anfühlte, als sei er erst jetzt wieder vollständig. Er hatte es Alec schwer machen wollen und doch konnte er ihn kein zweites Mal von sich stoßen, auch wenn es wahrscheinlich das Richtige gewesen wäre. Aber er brachte es nicht übers Herz seinen Schönling vor die Tür zu setzen und diese hinter ihm zu schließen. Er schob es auf den Alkohol und sein gutes Gewissen, das ihm dies nicht erlaubte, weil Alec nicht mehr Herr seiner Sinne war und ihm da draußen womöglich etwas passieren könnte. Der Gedanke schickte einen kalten Schauer durch seinen Körper. Nein, das würde er definitiv nicht riskieren. Also zog er den anhänglichen Schwarzschopf weiter in seine Wohnung und ließ die Tür hinter ihnen ins Schloss fallen, bevor er ihn in sein Schlafzimmer manövrierte und ihn sanft aus Bett fallen ließ. Alec entfuhr durch die schnelle Bewegung ein überraschtes Quieken und wäre Magnus nicht noch immer sauer auf ihn gewesen, wäre es das Süßeste gewesen, was er jemals gehört hatte. Leider wurde es bald wieder von seinem Schniefen abgelöst, als Alec langsam zu realisieren schien, wo er sich jetzt befand.

„Magnus, bitte! Ich weiß, ich habe es schon wieder verbockt, aber bitte beende das zwischen uns jetzt nicht", brachte er zwischen Schluchzern hervor, die es in Kombination mit seinem Lallen fast unmöglich machten, ihn zu verstehen „Ich brauche dich, die Tage ohne dich waren schrecklich und ich kann das nicht. Ich kann es nicht ohne dich aushalten."

„Shh", flüsterte der Designer beruhigend, setzte sich zu seinem Schönling und erlaubte es sich, durch dessen Haare zu streichen. „Du wirst jetzt erst einmal deinen Rausch ausschlafen. Alles Weitere sehen wir morgen. Mir ging es die letzten Tage nicht anders, aber damit das zwischen uns klappen kann, müssen sich Dinge ändern. Und ich will ehrlich mit dir sein, ich weiß nicht, ob das gelingen wird. Doch darum kümmern wir uns, wenn du wieder nüchtern bist."

Unter Tränen nickte Alec, sich seinem Schicksal ergebend, während Magnus sich daran machte, ihm die Schuhe, die Jeans und das dunkelblaue Hemd, welches trug, auszuziehen. Der Designer musste sich fest auf die Lippe beißen, um sich zusammenzureißen und seinen Schönling nicht mehr als nötig zu berühren. Als er endlich fertig war und Alec mit seiner Bettdecke zugedeckt hatte, wollte er bereits erleichtert aufatmen und den Raum verlassen, um selbst im Wohnzimmer zu schlafen und Alec seine Ruhe zu geben, da erklang ein Wimmern, noch bevor er einen Fuß aus dem Zimmer herausgesetzt hatte.

„Bitte bleib hier", bettelte sein Schönling, „Lass mich nicht allein."

Ein betrunkener Alec schien anstrengender als gedacht, aber seine Selbstbeherrschung war nun so oft auf die Probe gestellt worden, dass sie äußerst gebrechlich geworden war und dieser einfachen Bitte nicht mehr Stand hielt. Dafür begehrte er selbst Alecs Nähe viel zu sehr. Mit einem Kopfschütteln, mehr über sich selbst, als über Alecs Bitte, drehte er auf dem Absatz herum und legte sich zögerlich zu seinem Schönling, der ihn im Schein der letzten verbliebenen Feuerwerke am Himmel anstarrte. Die Tränen waren zum Glück versiegt und der Designer wischte vorsichtig die Spuren der letzten von den Wangen seines Schönlings. Seine Augen strahlten, in ihnen lag ein Verlangen, das Magnus so noch nie an Alec gesehen hatte, da der Schwarzhaarige für gewöhnlich viel zu kontrolliert war, als dass er seine Emotionen so offen zeigte. Es ließ den Designer erröten und zur Seite blicken, bevor er all seine Pläne in den Wind schießen und sich auf Alec stürzen würde.

„Ich war noch nie so eifersüchtig auf Jace wie heute", murmelte sein Schönling leise, während ihm langsam die Augen zu fielen, die aufregende Nacht schien langsam ihren Tribut zu fordern. „Den ganzen Abend hatte er Clary an seiner Seite, hat sie geküsst oder einfach nur gehalten. Er war glücklich, so richtig glücklich. Und ich konnte ihn nur beobachten und mir wünschen, ich wäre an seiner Stelle, mit dir neben mir."

Damit schlang er völlig unerwartet seine Arme um Magnus, presste ihn an sich, als sei der Designer sein ganz persönlicher Teddybär und brummte zufrieden. Magnus war im ersten Moment zu perplex um zu reagieren und verharrte einfach. Als er sich gefangen hatte und sich aus dem Griff lösen wollte, musste er feststellen, dass Alec bereits eingeschlafen war. Also stoppte er seine Versuche und beschloss liegen zu bleiben. Eine Nacht konnte nicht schaden. Jedenfalls redete er sich das ein und versuchte auszublenden, wie wunderbar es sich anfühlte, Alecs warme Haut auf seiner zu spüren, seinem Herzschlag lauschen zu können und nicht allein in seinem Bett zu sein. Lange sollte ihm dies nicht gelingen, dafür war es zu schön so zu liegen und er wusste ganz genau, dass sein Schönling im Begriff war, sein Herz ein weiteres Mal zu erobern. Spätestens als er seine Lippen vorsichtig auf Alecs drückte, weil er nicht anders konnte, nur um noch einmal das Kribbeln in seinem Bauch zu spüren. Es war nicht mit dem vergleichbar, das er an der Tür gespürt hatte, aber Alec schlief eben auch und konnte diesen Kuss nicht erwidern.

„Du treibst mich in den Wahnsinn", murmelte der Designer leise und verzweifelt, als er das schlafende Gesicht des Schwarzhaarigen bewunderte und sich schließlich mit einem Seufzen herumdrehte, um nicht Gefahr zu laufen, seinen Schönling mit Küssen zu überhäufen. Nicht, dass er sich dabei aus Alecs Griff gelöst hätte. Im Gegenteil, er ließ es zu, dass Alec sich um ihn schlang und ihn fest an seine Vorderseite presste. Er gab seine abweisende, distanzierte Haltung auf und konnte spüren, wie die unbewusste Anspannung seinen Körper verließ und er sich fallen lassen konnte, was sogar Alec nicht verborgen blieb, der zufrieden im Schlaf brummte und seinen Griff noch einmal verfestigte. Selten hatte sich Magnus so zuhause, so beschützt gefühlt. Eine angenehme Wärme umhüllte ihn wie einen Kokon, als könne ihm nichts und niemand etwas anhaben und für einen Augenblick gab er sich der Illusion hin, dass zwischen ihm und seinem Schönling alles in Ordnung war, dass er fortan jede Nacht so verbringen würde und es bescherte ihm ein Lächeln, dass selbst dann noch seine Züge schmückte, als er bereits tief und fest schlief.


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Ich melde mich nach einer persönlich sehr stressigen Zeit zurück, die auch ein wenig Grund für die Kürze des Kapitels ist. Ich hoffe, ihr verzeiht mir das, immerhin habe ich eine schöne Malec-Szene im Gepäck :) 



Obsessed with you (Malec) #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt