Knurren

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Sarina p.o.v.

Es ist friedlich.
Es ist warm.
Die Sonnenstrahlen scheinen uns ins Gesicht.
Und so liegen wir da.
Arm in Arm auf einer Wiese im Sommer, kuscheln und blicken zum wolkenlosen Himmel.
Traumhaft.
Schlichtweg traumhaft.
Ich liebe die Natur.
Ich liebe dieses Leben.
Ich liebe meinen Freund, Jan.
Wir sind seit fast zwei Jahren nun schon ein überglückliches Pärchen und verbringen jede erdenkliche Sekunde miteinander.
Genauso auch wie jetzt.

"Was liebst du eigentlich am Meisten an mir?", murmele ich gedankenverloren zu ihm und blicke derweil weiterhin in den hellblauen Himmel.

"Alles"

Ich drehe meinen Kopf zur Seite und sehe ihn an.
"Nein, ich meine wirklich nur eine Sache. Eine, die du am Meisten an mir schätzt"

"Deine Art. Ich liebe einfach deine verrückte Art"

Ich muss leicht lachen.
"So, so, meine verrückte Art also?"

"Ja, absolut", grinst er.

"Nenn mir ein Beispiel. Ein Verrücktes", sage ich und grinse ebenso.

Jan überlegt einen Moment, ehe er mir antwortet.
"Gggrrrhh"

Ich kichere.
"Gggrrrhh ich dich auch. Schon verstanden, aber mir gefällt die Idee"

"Mir ja auch und genau das liebe ich. Andere sagen einfach nur 'Ich liebe dich' zu einem und du möchtest, dass wir uns als Zeichen der Liebe anknurren. Sehr originell", erzählt er lächelnd.

"Ich weiß", erwidere ich lächelnd und sehe ihm in die Augen.

Er sieht mir auch in die Augen und sogleich kommen sich unsere Gesichter reflexartig näher.
Sanft beginnen wir uns zu küssen und unsere Lippen erschaffen ihren ganz eigenen Rhythmus.
Ich bin glücklich.
Wunschlos glücklich.
Ich verspüre tausende, tanzende Schmetterlinge in meinem Bauch, während mein Herz Purzelbäume schlägt und unsere Lippen zärtlich miteinander harmonieren.
Ich will ihn nie verlassen.
Niemals.
Und er mich genauso wenig.
Damit bin ich mir voll und ganz sicher.
Plötzlich ist jedoch etwas anders.
Jan atmet merkwürdig, küsst mich jedoch trotzdem weiter.
Ich lasse meine Augen weiterhin geschlossen und versuche diese leicht seltsame Geste seines Körpers zu ignorieren, doch es hört nicht auf.
Im Gegenteil.
Seine Atmung wird schlimmer.
Was ist bloß mit ihm los?
Genau in diesem Moment bricht er unseren zärtlichen Kontakt abrupt ab, woraufhin ich sogleich meine Augen öffne und ihn anschaue.
Er sieht mich nicht an.
Sein Oberkörper ist nach vorne gebeugt, sodass ich sein Gesicht nicht mehr sehen kann.
Der Augenkontakt fehlt mir bereits jetzt schon.
Stattdessen vernehme ich inzwischen nur noch seine schwere Atmung.

"Jan?", murmele ich besorgt.

Keine Reaktion.
Die schwere Atmung erklingt weiterhin in meinen Ohren und macht mich allmählich nervös.

"Jan??", frage ich ihn nun schon etwas lauter und verliere ihn dabei kein einziges Mal aus den Augen.

Wieder zeigt er keinerlei Reaktion.
Was ist auf einmal bloß los mit ihm?
Vielleicht sollten wir besser gehen..

"Baby?", sage ich mit einer gewissen Vorsicht und lege behutsam eine Hand auf seine Schulter, die sich urplötzlich jedoch ruckartig bewegt und mich vor lauter Schreck zusammenzucken lässt.

Jedoch ist es nicht der übliche Schreck, nein.
Nein!
Das ist nicht wahr!!
Auf einmal schnellt sein Kopf in die Höhe und seine aufgerissenen Augen starren mich emotionslos an.
Sein Gesicht ist verwest und verfaultes Fleisch hängt bereits an seiner eben noch so makellosen Wange hinab.
Ein ekelhaftes Keuchen durchdringt meine Ohren und versetzen mich in einen absoluten Schockzustand.
Was ist auf einmal nur los!?
Ich kann nichts tun.
Ich starre ihn an.
Erwidere seinen Blick, mit einem Unterschied.
Ich bin noch menschlich.
Ich kann meine Augen nicht mehr von ihm abwenden.
Von seinem verwesten Gesicht, seiner verwesten Statur.
Grauenvoll.
Ich beginne zu zittern.
Mein Herz schlägt nun doppelt so schnell.
Ich muss weg.
Weg von ihm, ehe ich auch infiziert werde.
Meine Starre löst sich auf und ich will augenblicklich nach hinten kriechen, um von der toten Gestalt wegzukommen, als er plötzlich ein blutverschmiertes, großes Messer zieht und mir an die Kehle hält.
Es brennt.

Scharf ziehen meine Lungen alle mögliche Luft ein und ich wache schweißgebadet auf.
Meine Atmung ist schnell.
Doppelt so schnell und mein Herz rast.
Alles gut.
Alles gut...
Ganz ruhig, es war nur ein Traum.
Nur ein Traum.
Um mich herum ist es stockdunkel, es ist mitten in der Nacht.
Doch die Situation ist an sich eigentlich entspannt.
Keine Zombies in der Nähe.
Nur meine Eltern schlafend im Nebenzimmer.
Schlafen.
Das sollte ich nun besser auch wieder tun.
Aber nur mit Licht.
Dann bin ich beruhigt.
Dann wird es schon wieder funktionieren.
Ich atme tief durch, versuche mich noch mehr in meine Decke zu kuscheln, während sich mein Zustand langsam wieder verbessert.
Mein Arm streckt sich fast schon automatisch aus und mein einer Zeigefinger knipst mit Erfolg meine kleine Nachttischlampe an.
Endlich Licht.
Als mein Blick jedoch einmal durch mein Zimmer schweift, erkenne ich am Ende meines Bettes einen komplett schwarz-maskierten Mann stehen, der mich durch seine dunkle Sturmmaske anstarrt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 05, 2018 ⏰

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Zerschlagen - Blut ist das letzte ZeichenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt