Ein ganz normaler Tag. Wie jeder andere auch. Zusammen mit meinem Freund und Kollegen Tom bin ich momentan auf Streifenfahrt durch Köln. An einem Park halten wir und melden uns für eine Fußstreife ab. Morgens ist im Park auch noch nicht soviel los wie Nachmittags, wo alle draußen unterwegs sind. Wir sind nur ein paar Meter in den Park reingelaufen als mir eine Parkbank in den Blick fällt. "Du Tom, ich glaube da liegt ein junges Mädchen auf der Bank." Tom blickt zu ihr und wir laufen nun etwas schneller zu ihr. Tom bleibt etwas entfernt von der Bank stehen und gibt der Leitstelle bescheid. Währenddessen versuche ich das junge Mädchen zu wecken. "Hey, mach mal die Augen bitte auf." Ich streiche ihr leicht über den Arm. Ich ziehe meine Hand gerade zurück, als sie die Augen öffnet. Erleichtert atme ich aus. Für einen Moment dachte ich sie wäre eventuell bewusstlos oder sonst was. "Alles gut bei dir?" frage ich trotzdem vorsichtshalber nochmal nach. Allerdings zeigt sie keine Reaktion darauf. Ich versuche mein Glück nun mit einem anderen Frage, "Willst du mir vielleicht sagen, was du hier draußen so alleine machst?" Doch auch darauf kriege ich keine Antwort. Merkwürdig. Ich bemerke wie sie anfängt zu zittern, was bei ihrer Bekleidung für diese Jahreszeit nicht verwunderlich ist, und strecke ihr meine Hand hin. Zögerlich umgreift sie diese. Als ihre Hand in meiner liegt, merke ich wie kalt ihre Hand ist und wende mich Tom zu: "Tom, lass uns ins Auto gehen. Ihr scheint echt kalt zu sein, außerdem wissen wir auch nicht wie lange sie hier schon liegt." Allerdings hat Tom einen noch besseren Vorschlag, "Lass uns direkt ins Krankenhaus mit ihr. Sie sieht mir nicht sehr gesund aus." Ich nicke und Tom greift erneut das Funkgerät. Langsam laufen wir nun also zum Streifenwagen. Doch kurz bevor wir da sind, zieht sie ihre Hand aus meiner. Ich blicke zu ihr. Irgendwas ist mit diesem Mädchen. Nicht mal eine Sekunde später dreht sie sich um und rennt los. Tom reagiert schneller als ich und ist direkt hinter ihr. Etwas verspätet sprinte ich nun auch los. Tom legt ihr seine Hand auf die Schulter und im nächsten Moment ertönt ein schluchzen. Außerdem fängt sie an um sich zu schlagen und zu treten. Da Tom sich scheinbar nicht anders zu helfen weiß, drückt er sie auf den Boden, damit sie sich beruhigen kann. Es tritt allerdings keine Besserung ein, sondern sie fängt an zu hyperventilieren. Wir drehen sie wieder auf den Rücken und setzen sie auf. Ich kniee mich hinter sie, sodass sie angelehnt sitzen kann. Tom joggt nun schnell zum Auto um von dort eine Tüte zu holen. Schnell ist er wieder bei uns und hält ihr die Tüte vor den Mund. So langsam normalisiert sich ihre Atmung wieder. "Was war denn das jetzt?" Von dem Mädchen erwarte ich schon keine Antwort mehr, weswegen ich nach einer kurzen Pause direkt weiter rede, "Ich weiß nicht ob du uns verstehst, aber mein Name ist Martin und der von meinem Kollegen ist Tom." Schwach schaut sie uns an. Wir helfen ihr nachdem hoch und bringen sie ohne weitere Probleme zum Auto. Stumm steigt sie ein und setzt sich in die Ecke. Ich setze mich zu ihr und Tom geht nach vorne. Dann fahren wir ins Krankenhaus. Dort angekommen übergeben wir sie in die Hände des diensthabendem Arzt Frederik Seehauser. Dann geht es für uns zur Wache, den Bericht schreiben.
Nachdem wir den Bericht fertig haben, es gibt ja nicht viel zum schreiben, beschließen ein paar Kollegen und ich noch was, nach dem Dienst, trinken zu gehen. Gesagt getan. Nach Dienstschluss und nachdem wir alle uns umgezogen haben, geht es los. Da es eine gute Kneipe ganz in der Nähe der Wache gibt entscheiden wir uns dorthin zu gehen.
Angekommen an der Kneipe suchen wir uns einen gemütlichen Ecktisch, wo wir uns dann niederlassen. Da der Kellner uns schon kennt und wir immer das gleiche nehmen, müssen wir nicht viel machen, außer ihm einmal kurz zuzunicken. Und dann entflammen schon die Gespräche. Doch heute kann ich den Gesprächen der Kollegen nicht wirklich folgen. Meine Gedanken wandern immer wieder zu dem Mädchen. Das scheint auch Paul mitzubekommen, der direkt neben mir sitzt. "Was ist denn los Martin? Sonst bist du doch auch nicht so still." Die Gespräche verstummen und nun blicken alle mich an. "Heute Morgen hatte ich einen, ja eher komischen Fall. Tom und ich haben im Park ein Mädchen, schlafend auf einer Bank, aufgefunden. Wir wollten dann mit ihr ins Krankenhaus, weil sie stark zitterte und sie generell ziemlich kalt war. Wir haben es auch fast bis zum Auto geschafft bis sie plötzlich wegrannte. Tom hat sie dann gekriegt, doch sie fing an um sich zuschlagen und treten. Ja Tom hat sie dann auf den Boden gedrückt, damit sie sich beruhigt. Daraus entwickelte sich dann jedoch nur einer Hyperventilation. Später sind wir dann mit ihr noch ins Krankenhaus. Ach ja, sie hat kein einziges Wort gesprochen und auch keine Anzeichen gemacht das sie uns versteht. Das war das komischste daran. Alle schauen mich ratlos an. Bis Claudia die Stille wieder unterbricht, "Vielleicht hat sie ja vor etwas Angst?". Ein Teil nickt zustimmend während der andere Teil nur was unverständliches murmelt.Der Abend gestern war danach noch echt schön gewesen. Jedoch bin ich dann auch bald nachhause gegangen, da ich heute wieder arbeiten muss. Ich ziehe mich schnell an und mache mich im Bad fertig. Dann mache ich mir schnell was zum Frühstück und fahre dann zur Wache. Dort angekommen gehe ich sofort ins Büro und schalte den Rechner an. Ich werde versuchen etwas über das Mädchen zu erfahren. Auch wenn das ohne Namen und jegliche Informationen schwierig ist und wird.
Ein paar Tage sind nun vergangen, mittlerweile haben wir einen Anruf aus dem Krankenhaus erhalten, dass das Mädchen einen Namen genannt hat. Sie heißt wohl Mara. Ich hoffe, dass irgendjemand sie vermisst. Denn das würde uns schon sehr weiterhelfen. Ich gebe ihren Vornamen ein und suche bei den Vermisstenfällen, nach ihrem Namen. Allerdings finde ich keinen und wenn die Leute Mara heißen, sind sie zu alt oder sehen anders aus. "Das gibt es doch nicht.", rege ich mich auf. "Was denn?", fragt Tom, der gerade ins Büro kommt. "Mara. Das Mädchen, wurde von niemandem als Vermisst gemeldet." Tom zuckt ratlos mit den Schultern und stellt vor mich eine dampfende Tasse mit Kaffee. "Wir müssen Mara im Krankenhaus besuchen. Vielleicht finden wir so mehr raus." Tom nickt zustimmend.
Seit ein paar Tagen versuchen wir nun schon, Mara im Krankenhaus zu besuchen, allerdings schläft sie immer wenn wir da sind. Doch heute haben wir Glück. Sie ist wach. Im Flur treffen wir auf Dr. Seehauser und Schwester Linda. Dr. Seehauser klopft an die Tür und tritt dann ein. Wir folgen ihm. Im Zimmer liegt noch ein kleines Mädchen welches uns neugierig anstarrt. Doch für sie haben wir jetzt keine Zeit. "Hallo Mara. Schön dich zu wiederzusehen.". Ich lächel sie freundlich an. "Wir würden gerne nochmal mit dir reden. Es kann doch nicht sein, dass dich niemand vermisst. Bitte sag uns doch wo du wohnst." Überrascht blicke ich Tom an. Seine Stimme hört sich so an, als ob er sie anfleht. Allerdings muss ich ihm zustimmen. Es kann echt nicht sein, dass niemand sie vermisst. "Das einzige was wir über dich wissen ist wie du heißt. Und selbst das ist nicht mal sicher." Ich möchte ihr eigentlich glauben. Allerdings kam es schon öfter vor, dass ausgerissene Kinder falsche Namen angaben. Sie scheint das allerdings lustig zu finden, denn sie lacht kurz. " Ihr denkt echt, dass ich einen anderen Namen nenne? Okay, übel nehmen kann man es euch nicht. Immerhin vermisst mich ja niemand. Aber es ist so. Niemand vermisst mich und vorallem: Niemand wird mich jemals vermissen." Mara klingt bitter. So als wüsste sie, von was sie redet. "Doch… Ich! Ich würde dich vermissen.", rutscht es dem Mädchen raus. Frederik antwortet kurz danach was ähnliches. Davor wirft Mara aber noch einen überraschten Blick zu dem Mädchen. Linda versucht nun nochmal ihr Glück, dass sie uns ihren vollen Namen gibt. Auch Tom möchte nun eine, auch für mich nicht ganz uninteressante, Frage stellen, "Und möchtest du dann auch sagen, warum du draußen auf der Bank gelegen hast?". "Wir wollen dir doch alle nur helfen.", füge ich noch hinzu. Daraufhin lacht Mara los. Wir alle werfen ihr besorgte und beunruhigte Blicke zu. Nachdem sie sich beruhigt hat fängt sie an zu reden, "Helfen… Helfen wollten sie alle. Und jetzt? Jetzt habe ich nichts. Nichts und niemanden mehr. Nein danke, ich verzichte.". Das hätte ich nicht erwartet.
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Ich brauche keine Hilfe!
FanficEine Geschichte erzählt aus mehreren Perspektiven. Die Hauptstory handelt von einem jungen Mädchen. Sie trifft im Laufe der Story auf fünf Personen die die Geschichte auch aus ihren Perspektiven erzählen.