PoV Tom Mayer

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Martin und ich haben uns gerade für eine Fußstreife im Park abgemeldet. Nach ein paar Metern in den Park rein, durchbricht Martin die Stille. "Du Tom, ich glaube da liegt ein junges Mädchen auf der Bank." Ich richte meinen Blick auf die Bank, und tatsächlich, da liegt ein junges Mädchen. Sie scheint zwischen 14 und 15 Jahren alt zu sein. Zügig schreiten wir zu ihr. Etwas entfernt von der Bank bleibe ich stehen um der Leitstelle bescheid zu geben, während Martin zu dem Mädchen geht und sie versucht zu wecken. "Arnold für 15/24." "Arnold hört." "Wir haben in dem Park ein junges Mädchen anscheinend schlafend auf einer Bank vorgefunden und würden uns jetzt erstmal um sie kümmern und gegebenenfalls nach hause verbringen." "Alles klar.". Als ich sehe, dass Martin das Mädchen erst nicht wach bekommt, kriege ich es mit der Angst zu tun. Doch als ich gerade Martin fragen möchte, ob ich einen RTW bestellen soll, sehe ich wie sie die Augen öffnet. Erleichtert atme ich aus. Das gleiche bemerke ich auch bei Martin. Ich höre wie Tom mit ihr redet, höre aber seine Worte nur nebenbei und nehme diese nicht ganz bewusst auf. Erst als Martin mich direkt anspricht, "Tom, lass uns ins Auto gehen. Ihr scheint echt kalt zu sein, außerdem wissen wir auch nicht wie lange sie hier schon liegt.". Ich werfe dem Mädchen noch einen Blick zu und wende mich dann wieder an Martin, "Lass uns direkt ins Krankenhaus mit ihr. Sie sieht mir nicht sehr gesund aus.". Martin nickt zustimmend und ich greife das Funkgerät erneut um der Leitstelle ein Update zu geben. "Arnold für 15/24." "Arnold hört." "Wir fahren mit dem Mädchen zur Klinik am Südring, damit sie durchgecheckt werden kann." "Arnold hat verstanden.". Damit stecke ich das Funkgerät wieder weg und zusammen laufen wir Richtung Auto. Fast am Auto angekommen, rennt das Mädchen jedoch plötzlich weg. Ich renne ihr sofort hinterher. Denn meistens rennen die Leute vor uns weg, die etwas zu verbergen haben. Als ich sie endlich greifen kann, lege ich meine Hand auf ihre Schulter. Wir bleiben stehen und erst ist ein paar Sekunden noch alles normal. Doch dann fängt sie an zu weinen und um sich zuschlagen und zutreten. Da ich nicht weiß wir ich sie sonst unter Kontrolle kriegen soll, drücke ich sie auf den Boden. Das fördert allerdings nicht, wie gedacht, die Beruhigung sondern eher das Gegenteil. Sie fängt an zu schnell zu atmen. Sprich, sie fängt an zu hyperventilieren. Martin, der mittlerweile auch zu uns aufgeschlossen hat, hilft mir sie wieder richtig hinzusetzen. Martin kniet sich hinter sie, sodass sie sich an ihn anlehnen kann. Ich jogge währenddessen zum Streifenwagen um eine Tüte zu holen. Als ich eine gefunden habe, jogge ich schnell zurück zu den Beiden und halte ihr die Tüte ins Gesicht. Sodass sie in die Tüte atmet. Nachdem ihre Atmung sich wieder normalisiert hat, helfen wir ihr auf und verbringen sie dann ohne weitere Probleme zum Auto. Martin setzt sich mit zu ihr nach hinten, während ich nach vorne gehe.
Im Krankenhaus angekommen, betreten wir die Notaufnahme und werden von Frederik Seehauser direkt reingewunken. Wir folgen ihm in den Schockraum und bleiben während der Behandlung noch kurz da. Bei den blauen Flecken, haben wir alle einen Verdacht, allerdings zeigt sie keine Reaktion darauf. Schließlich verabschieden wir uns und verlassen das Krankenhaus.
Zurück auf der Wache angekommen, gehen wir ins Büro und schreiben den Bericht. Viel gibt es noch nicht zu schreiben. Bis jetzt. Wir haben ja kaum was über sie, weder einen Namen, noch ein Geburtsdatum.
"Hey Tom, kommst du später noch mit was trinken?", reißt Paul mich aus meinen Gedanken. Ich schüttel leicht meinen Kopf, um diesen wieder frei zu bekommen und richte meine volle Aufmerksamkeit auf Paul. "Wie bitte?", frage ich nochmal nach, da ich den Satz inhaltlich gerade nicht voll erfassen konnte. Paul lacht und wiederholt seinen Satz. "Puh, ne sorry. Heute bin ich froh wenn ich nach Hause kann. Ich bin die letzten Tage so müde…", antworte ich ihm dann. "Alles klar. Dann schlaf dich später mal aus.", Paul klopft mir nochmal freundschaftlich auf die Schulter bevor er das Büro dann verlässt.

Ein paar Tage später sind wir in dem Fall mit dem namenlosen Mädchen schonmal ein ganz kleines Stück weiter. Das Krankenhaus hatte angerufen und uns mitgeteilt, dass sie Mara heißt. Martin wollte direkt gucken, ob es eine Vermisstenanzeige zu ihr gibt. Jetzt stehe ich hier alleine in der Küche der Wache und mache zwei Kaffee's. Als diese fertig sind, gehe ich zurück zum Büro. "Das gibt es doch nicht.", höre ich Martin direkt als ich eintrete. "Was denn?", frage ich direkt, da Martin sich selten so aufregt bei Büroarbeiten. "Mara. Das Mädchen, wurde von niemandem als Vermisst gemeldet." Ich zucke ratlos mit meinen Schultern da ich mir das auch nicht erklären kann und stelle vor Martin eine dampfende Tasse mit Kaffee. "Wir müssen Mara im Krankenhaus besuchen. Vielleicht finden wir so mehr raus.", gibt Martin nachdenklich von sich, ich nicke nur zustimmend.

Seit ein paar Tagen versuchen wir Mara im Krankenhaus zu besuchen, allerdings schläft sie die meiste Zeit. Und natürlich auch immer dann, wenn wir kommen. Doch heute haben wir mal Glück. Gerade kommt uns Frederik entgegen. In seiner Begleitung ist Schwester Linda, welche ich nur vom sehen kenne. Frederik klopft kurz an die Tür und tritt dann ein. Ein kleines Mädchen, ich schätze sie auf 10 bis 11 Jahre, blickt uns neugierig an. Allerdings wenden wir uns direkt Mara zu. "Hallo Mara. Schön dich wiederzusehen." Wir beide lächeln Mara freundlich an."Wir würden gerne nochmal mit dir reden. Es kann doch nicht sein, dass dich niemand vermisst. Bitte sag uns doch wo du wohnst.", gebe ich nun von mir. Meine Stimme klingt dabei, unbeabsichtigt, so als ob ich sie anflehen würde. "Das einzige was wir über dich wissen ist wie du heißt. Und selbst das ist nicht mal sicher." Ich nicke zustimmend. Sicher sein kann man sowieso nie. Aber man kann alles dafür tun um nah daran zu kommen. Mara lacht kurz auf und wird dann schnell wieder ernst.  " Ihr denkt echt, dass ich einen anderen Namen nenne? Okay, übel nehmen kann man es euch nicht. Immerhin vermisst mich ja niemand. Aber es ist so. Niemand vermisst mich und vorallem: Niemand wird mich jemals vermissen." Mara klingt bitter. So als wüsste sie, von was sie redet. "Doch… Ich! Ich würde dich vermissen.", rutscht es dem kleinen Mädchen raus. Sie wirft dem Mädchen einen überraschten Blick zu. Frederik antwortet kurz danach "Und wir dich auch." Wo ich ihm nur zustimmen kann. Linda versucht, ihren vollen Namen, mit der Frage,"Bitte rede doch mit uns. Wie heißt du mit kompletten Namen." Auch ich möchte nun noch eine Frage loswerden, "Und möchtest du dann auch sagen, warum du draußen auf der Bank gelegen hast?". "Wir wollen dir doch alle nur helfen.", fügt Marrin noch hinzu. Daraufhin lacht Mara los. Wir alle werfen ihr besorgte und beunruhigte Blicke zu. Nachdem sie sich beruhigt hat fängt sie an zu reden, "Helfen… Helfen wollten sie alle. Und jetzt? Jetzt habe ich nichts. Nichts und niemanden mehr. Nein danke, ich verzichte.". Damit konnte niemand rechnen.

Ich brauche keine Hilfe!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt