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Ich musste wirklich etwas dämlich aussehen, aber ich hatte noch nie einen so zauberhaften Ort gesehen. Der Himmel war inzwischen dem dunklen Schwarz der Nacht gewichen, was die hellen, warmen Lichter der Kirmes nur mehr strahlen lies. Das Ufer des Han-Rivers war geflutet mit lachenden und glücklichen Menschen. Verliebte Paare, die sich eine Zuckerwatte teilten, lachende Kinder, die sich schreiend zwischen den Menschen hindurch schlängelten, alte Ehepaare, die den Trubel aus sicherer Entfernung genossen, Familien, die sich einen schönen Abend machten.
Der Moment war so voller Leben und positiver Energie, dass mir einige Tränen in die Augen stiegen. "Wow..", kam es mir von den Lippen und ich schaffte es gerade so, meinen Mund wieder zu schließen.

Junmyeon nahm sanft meine Hand und zog mich hinter ihm her. Es fühlte sich fast an, wie einer dieser perfekten Liebesgeschichten, die ein Tumblr-Post sein könnte, außer, dass ich mit meinem besten Freund hier war. Meine letzte Beziehung lag schon viele Jahre zurück. Auf dem Gymnasium, als ich gerade 16 geworden war, war ich mit Byun Baekhyun zusammen gekommen. Oberstufenschüler, gerade im Abi-Stress und verdammt hinreißend. Leider hatten wir uns schnell auseinander gelebt, als er sich nach der Schule für ein Auslandsjahr in Europa, Frankreich, entschieden hatte. Ich weiß nicht einmal mehr, ob wir wirklich schlussgemacht hatten. Der Kontakt war nach den ersten beiden Monaten einfach zum erliegen gekommen und ich hatte nie erfahren, was aus ihm geworden war. Vielleicht hatte er ja jetzt einen französischen Ehemann und lebte in Paris.
Seitdem hatte ich nicht mehr den richtigen finden können. Ich hatte sogar versucht, mich vielleicht wieder auf Frauen einzulassen, aber das war einfach nicht das richtige für mich. Eine Beziehung mit dem gleichen Geschlecht war doch so viel einfacher. Ich wusste genau, was sich gut und richtig anfühlte, bei Frauen war das so viel schwerer einzuschätzen.

Durch ein Zupfen an meinem Arm wurde ich aus meinen Gedanken über Frauen gerissen und blickte verwirrt in Junmyeons Gesicht "Hm?"
Dieser Lachte und wiederholte seine Frage, ob wir uns welche von den gebrannten Mandeln holen wollten. Erst da bemerkte ich, dass wir uns vom Eingang der Kirmes wegbewegt hatten und nun vor einem kleinen, hellbeleuchteten Stand warteten, der die wunderbarsten Leckereien verkaufte. Bratäpfel glänzten vom süßen Caramel, die verschiedensten gebrannten Nussarten verzauberten die Leute mit ihrem Duft, Lebkuchen Herzen hingen von der tiefroten Decke herunter und trugen die kitschigsten Aufschriften und die Rückwand war zugestellt mit Popcorn-Maschinen und einer Zuckerwatten-Trommel. Die beiden Verkäufer lächelten uns breit, mit funkelnden Augen an und fragten uns nach unseren Wünschen. Sie beugten sich in ihren bunten Uniformen vor, über die riesige Auswahl und befüllten uns jeweils eine kleine Papiertüte mit den gold-braun gebrannten Mandeln, die ich ihnen dankend abnahm. Junmyeon bezahlte für uns beide und meinte glücklich, dass er mich einlade, während er mir seine Mandeln abnahm. Als sich unsere Hände dabei kurz streiften überkam mich eine angenehme Gänsehaut und ich musste lächeln. Er sah wirklich schön aus heute, mit dem nun etwas weiter aufgeknüpften Hemd, der dunklen Jeans, die seine starken Beine betonte und den braunen Schuhen, die ihm ein Vermögen gekostet haben mussten.
Als wir uns entschieden zum Flussufer zu gehen um uns auf eine der Bänke zu sitzen ging er angeregt plaudernd dicht neben mir. Junmyeon hatte immer so unglaublich viel zu erzählen und ich liebte es. Ich liebte es ihm zuzuhören und ich liebte es, wie er sich für so viele Dinge begeistern konnte, die andere vielleicht gar nicht beachteten oder nicht wertschätzten, weil es sich um solch banale Sachen handelte. Ich liebte es seine angenehme, glasklare Stimme hören zu können und sein wunderbares Lächeln zu sehen, wenn er sich über etwas freute. Wenn seine Augen zu kleinen Schlitzen wurden und seine strahlenden Zähne zum Vorschein kamen. Ich liebte es wenn er sich mit seinem starken Arm durch die Haare fuhr weil sie ihm zu tief in die Augen fielen, dass er fast nichts mehr erkennen konnte und wie er beim Laufen ab und zu immer wieder etwas gegen mich stieß, weil wir es so gewohnt waren dicht beieinander zu gehen. Vor allem an Orten, an denen es so laut war, dass man sich nicht gut verstehen konnte.
Wenn ich dürfte, würde ich gerne behaupten, dass er das perfekte Gegenstück zu mir bildete und mich ausglich, wie niemand anderes es tat oder getan hatte, nicht einmal Baekhyun, obwohl wir doch eigentlich so verliebt gewesen waren.
Junmyeon war immer für mich da. Er akzeptierte mich so, wie ich war und half mir durch alles hindurch. Er hatte Verständnis dafür, dass ich oft keine Zeit wegen meinem Studium hatte und hatte dennoch immer Zeit für mich, wenn ich ihn darum bat. Ihn störte es nicht, dass ich kaum redete und oft traurig war oder vielleicht schlechte Laune hatte.

Und falls du dich jetzt wunderst - oh ja, und wie ich in ihn verliebt war.

best friends; ♡ hunhoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt