11 | Die Wahrheit

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"Ja jetzt sag mir einfach die Wahrheit und sag mir , ob ich meine Jungfräulichkeit an dir verloren habe.",sagte ich leicht angepisst.

"Warte was?
Habe ich richtig gehört? Du hattest noch nie Sex ?"

Ich nickte.
"Nein hatte ich nicht und ich bin sogar stolz darauf , umso mehr hoffe ich also , dass wir einfach nur so in einem Bett nebeneinander lagen und nicht mehr."

"Seh ich so aus, als würde ich mit jemandem wie dir schlafen wollen?" ,sagte Giulio und grinste dabei gefährlich.

Das tat irgendwie weh auf eine bestimmte Art und Weise.

Meine Verzweiflung war mir anscheinend ins Gesicht geschrieben und ich bekam keinen Ton raus also übernahm Giulio erneut das Wort.

"Bitte versprich mir , dass du das glaubst , aber ich bin, wie soll ich sagen, ehm ich stehe nicht auf Frauen ,wenn du weißt was ich meine." Nun war er derjenige , der sich verlegen am Hinterkopf kratzte.

"Oh, eh also du bist schwul?"
Ein Nicken seinerseits bestätigte mir meine Frage.

"Aber du schweigst wie ein Grab okay? Du bist die erste Person , die das weiß, abgesehen von meiner Mom."

"Ich schweige wie ein Grab und es ist absolut nicht schlimm,  danke für deine Ehrlichkeit."

Ich nahm ihn in die Arme und umarmte ihn ganz fest, da ich irgendwie spürte , dass er das jetzt braucht.

                                ●●●

"Ich hab festgestellt, dass du ziemlich cool drauf bist und irgendwie nicht so dem typischen Klischee eines Teenie Mädchens entsprichst. Gefällt mir ganz gut. Ich könnte mir echt vorstellen , dass wir Freunde werden könnten und du hättest bei uns in der WG noch einen Platz frei."

Wie bitte?
Also zuerst werde ich indirekt gefriendzoned  und mir wird gesagt,  dsss ich eine tolle Freundin für Antonio wäre. Okay ersteres verstehe ich... er ist schwul. Okay.
Und jetzt bietet er mir hier einen Wohnplatz an?
Ich dachte, ich höre nicht richtig.

"Ehm. Nein danke ,ich bin im Moment nicht unbedingt auf der Suche nach einer Wohnung , und zudem nicht auf der Suche nach drei verrückten Jungs."

"Okay , schade. Wenn du willst können wir ja trotzdem in Kontakt bleiben."

"Hm , also ich weiß ja wo ich dich finde , oder bist du nicht jeden Tag in der Pizzeria?" ,sagte ich lachend.

"Im Moment schon. Ich mache eine Ausbildung."

"Na dann. Ich muss jetzt auch langsam los."

"Hey , warte. Gib mir mal dein Handy."

Verdattert starrte ich ihn an , reichte ihm aber nach einigem Überlegen mein Handy.
Er tippte irgendetwas auf dem Display herum.
Hoffentlich stalkte er nicht meine Chats.

"Hier."
Mit diesen Worten reichte er mir mein Telefon wieder.

"Und was genau hast du jetzt gemacht?"

"Wirst du schon merken." ,grinste er.

Immernoch verwirrt schaute ich zwischen dem Handy und Giulio hin und her.

"Na dann werde ich mich wohl überraschen lassen."

Ich öffnete die Haustür.
Ups.
Ich wusste ja noch nicht einmal wo ich mich befand. Echt toll.
Applaus für meine Besoffenheit gestern, falls es dafür ein Wort gibt.
Um mich zu orientieren steuerte ich auf die gegenüberliegende Bushaltestelle zu.
So weit von meinem zu Hause war ich gar nicht entfernt, nur sechs Haltestellen.
Beruhigt setzte ich mich hin und wartete auf den Bus , der eigentlich vor einer Minute hätte hier sein sollen.

Warte was ?
Ich setzte mich auf diesen ekligen versifften Sitz einer Haltestelle , ohne mir Gedanken darüber zu machen, was da alles dran sein könnte?
Krass.
Seit wann bin ich so ?

Während der Fahrt dachte ich nach, was das für ein komisches Zusammentreffen war.
Ich kannte die Jungs gar nicht , gehe mit ihnen feiern und lande anschließend bei ihnen in der WG.
Man muss das Leben nicht immer verstehen.
Es kommt , wie es kommen muss.

Irgendwie traute ich mich gar nicht nach Hause zu kommen, denn der Ärger war schon vorprogrammiert.
Wenn ich die Tür bloß öffnen werde wird der Streit in einer Explosion ausarten, weil ich einfach zu dumm für alles bin , selbst für gute Konter oder um meine Mom zu überzeugen , dass ich alt genug bin , um mich selbstständig draußen zu bewegen , ohne , dass sie sich Sorgen machen muss , aber ich denke Mütter machten sich doch immer Sorgen um ihr Kind , bloß, dass meine Mom das eben von mir nicht gewohnt war , dass ich ohne Bescheid zu geben wo anders übernachte.
Konnte ich ja leider nicht vorhersehen , was passiert ist.

Während ich auf der Suche nach meinem Schlüssel war , malte ich mir aus , was jetzt passieren würde und welchen Spruch ich rausholen sollte , doch leider fiel meinem naiven Gehirn kein guter Spruch ein , sodass ich am Überlegen war einfach alles wahrheitsgemäß zu sagen.
Wäre doch vielleicht die beste Lösung , weil ich ja eh so ein ehrlicher Mensch bin.
Meine Mama soll mir vertrauen können , nicht dass sie mich noch als Lügnerin abstempelt.

"Na endlich" , begrüßte sie mich.
"Tolle Begrüßung. Ich dachte ich sage am besten alles wie es war , damit du mir glaubst , ich wollte gestern Abend wirklich nur in die Pizzeria , aber ich war echt wütend gewesen und so ein Praktikant hat mich eben zu ner Party eingeladen, da hatten wir mehr oder weniger unserem Spaß gehabt und sind zu seiner WG gefahren, ich lebe schließlich noch also musst du die keine Sorgen machen." ,fasste ich kurz und knapp zusammen.

"Was heißt mehr oder weniger Spaß haben?" ,sie blickte mich prüfend an und hob dabei ihre linke Augenbraue hoch.
Anscheinend versuchte sie so strenger zu wirken.

"Du und der Praktikant? Also worauf ich hinaus will. Hat er dich vergewaltigt ?"

Nun starrte ich sie mir öffnen Mund an.

"Mom, nein , wie kommst du darauf und wenn schon, dann... nenn es bitte nicht vergewaltigt, das klingt echt mies brutal." ,sagte ich augenverdrehend.

"Hattet ihr Sex? Habt ihr Kondome benutzt?"

Peinlicher ging es wohl nicht.
Das einzige was sie zu interessieren schien war, ob ich mir jemandem Geschlechtsverkehr hatte?
Pff.

"Wie gesagt NEIN ! Also wir hatten kein Sex , niemand hat mich auch nur angefasst."

Vielleicht war das jetzt etwas übertrieben.

"Mom , du solltest dich eigentlich eher dafür bedanken , dass ich dir ehrlich gesagt hab , was ich gemacht hab und du hakst nur auf einem Thema rum. Hör bitte auf damit."

Sie hat es danach schon noch akzeptiert und konnte es verstehen , dass sie sich da zu viele Sorgen gemacht hat.

Ich verbrachte den Rest des Tages nur zu Hause und habe nichts spannendes erlebt, wovon ich hätte berichten können , also packte ich schon die Schulhefte , die ich morgen brauchen würde in meinen weißen Converse Rucksack. Eigentlich war er mit der Zeit eher grau geworden und ich sollte ihn wenigstens mal in die Waschmaschine schmeißen.

Während ich die Sachen einpackt , blickte ich auf meinen Stundenplan.
Montag war nicht unbedingt mein Lieblingstag, aber was soll's. Augen zu und durch.
Wortwörtlich, denn ich legte mich so langsam schlafen.

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