„Bringt mir Timaklukka", brüllte Prinz Baoas, als er die Vorhalle seines Schlosses betrat. Sofort setzte sich eine Wache in Bewegung. Eine der wenigen, die zum Schutze der restlichen Königsfamilie im Schloss geblieben waren. „Stehen bleiben", rief eine Frauenstimme und die Wache zuckte zurück, „Ich untersage es!" Prinz Baoas Schwester, Prinzessin Biana, stand auf der großen Treppe, die zum Thronsaal hinaufführte. Ihre Haare waren im gleichen goldblond wie die ihres Bruders, doch ihre Gesichtszüge waren weicher.
Auf ihrem Arm schlängelte sich ein kleiner weißer Drache, dessen Kopf sich auf ihrer Schulter gebettet hatte. Ihre grünen Augen fixierten die Wache, die verzweifelt zwischen den Geschwistern hin und her blickte.
„Na los, hol schon", forderte Prinz Baoas erneut. Dieses Mal energischer. Der kleine Drache breitete die Flügel aus und fixierte mit seinem Blick die Wache. „Ich lasse nicht zu, dass du ihm unseren wertvollsten Besitz gibst. Du weißt, was passiert, wenn er in falsche Hände gerät", erklärte Prinzessin Biana ruhig und kam langsam die Treppe hinunter.
„Ich will sie ihm nicht geben", protestierte der Prinz gehetzt, „Und jetzt schnell, uns läuft die Zeit davon!" „Nein", befahl seine Schwester erneut und der kleine Drache stieg mit einem Flügelschlag in die Luft. Er setzte geradewegs auf die Wache zu, die unruhig den Kopf einzog.
Allerdings erblickte der Drache während seines Sturzfluges etwas anderes und drehte ab. Thor kam, gefolgt von zwei Kriegern zur Tür herein. Die Krieger trugen eine Liege, auf welcher Claire lag und sich unruhig wälzte. Thor hielt ihre Hand und versuchte sie zu beruhigen. Allerdings ohne Erfolg.
Ihr Gesicht war von nasser Erde, Blut und Schweiß bedeckt. Sie hatte die Augen geschlossen und ihre Lider zuckten unruhig hin und her. Mehr als ein Wimmern brachte sie nicht zur Stande. Es war als würde ihr gesamter Körper in Flammen stehen.
Prinzessin Bianas Drache landete auf ihrem Bauch. Mit einem Mal war er nicht mehr weiß, sondern tiefblau. Ein Zeichen für seine Besorgnis, die auch seine Herrin wie ein Schlag in die Magengegend traf. „Bringt sie hier her", verlangte Prinzessin Biana und zeigte auf eine Tür, die versteckt hinter einer der beiden großen Säulen in der Halle lag.
Es war nur ein kleiner Raum. Fast wie eine Abstellkammer, aber an der einen Wand zog sich eine Werkbank entlang, auf die Claire mit der Liege gelegt werden konnte. Der kleine Drache sprang von ihrem Bauch und schlängelte sich zu ihrem Gesicht, während die Prinzessin ihre Hand auf Claires Stirn legte. Sie beherrschte nicht so viel Magie wie Claire, aber es genügte, um die Lage einschätzen zu können.
„Kannst du ihr helfen, Schwester?" Prinz Baoas war neben sie getreten und beobachtete die Szene. „Ich fürchte nicht", seufzte sie und eine Träne löste sich aus ihrem Auge. „Wo ist jetzt Timaklukka?", rief der Prinz ärgerlich und sein Blick schnellte zu seinen Angestellten.
„Das wird nicht funktionieren", hauchte seine Schwester beinahe tonlos. Sie hatte nach Claires Hand gegriffen und fuhr langsam mit dem Finger darüber.
„Wie meinst du das?"
„Es gibt nichts mehr, das wir für sie tun können", flüsterte sie und beobachtete, wie Claires Zucken immer weniger wurde, bis sie schließlich erstarrte. „Wer von euch hat Claire dazu gebracht, ihre Rüstung auszuziehen?" donnerte eine Stimme durch die Eingangshalle und die Anwesenden zuckten erschrocken zusammen.
Die Krieger traten beiseite und ließen einen alten Mann mit langem, grauen Bart den Raum betreten. Sein Hut saß nur zur Hälfte auf seinem Kopf und drohte jeden Moment herunterzufallen. Seine Augenbrauen waren vor Wut zusammengezogen und er humpelte, auf einen Holzstab gestützt, weiter in den Raum.
Die Geschwister sahen ihn verwirrt und gleichzeitig hoffnungsvoll an, während Thor sich unter seinem Blick hinwegzuducken versuchte. „Weißt du, was du da angerichtet hast? Hast du auch nur eine Ahnung davon, was diese Rüstung für sie war?" schrie der Alte weiter.
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Ich werde nicht betteln!
Fanfic„Ich glaube, ich habe eine Idee, wer helfen könnte", meldete sich Thor kleinlaut zu Wort. Er wusste, wie absurd sein Vorschlag sein würde, aber ihnen mangelte es an Alternativen. „Wenn es jemand kann, dann er", stimmte der Heiler mürrisch zu und be...