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I S A B E L L A

Die Vorlesung war extrem langweilig. Alle 5 Minuten sah ich auf meine Uhr, doch die Zeit wollte einfach nicht ablaufen. Ich bekomme noch einen zu viel, wenn die ganze Zeit irgendwelche Programme und Tastenkombinationen angesagt werden. Genervt seufze ich zum Abertausenden male. Von Emiliano bekam ich nicht aufheiternde Kommentare. Er saß einfach neben mir und hörte die ganze Zeit zu. Die ganze Zeit! Mit meinen Händen strich ich mir über mein Gesicht und seufzte, mal wieder.

Auf einmal drehte sich ein Mädchen, welches neben Emiliano saß zu mir, sah mich böse an und sprach:
"Vielleicht ist das nicht dein Themengebiet oder du hast ein schlechten Tag, ist mir eigentlich auch relativ egal, aber sei doch verdammt nochmal einfach leise, andere interessiert das hier wirklich!"
Beleidigt sah ich sie an. Ich konnte es ihr ja nicht mal verübeln, dass Sie mich so an schnauzte. Ich war wirklich schlimm, wenn mir langweilig war. Mein Blick wechselte von beleidigt zu entschuldigen und ich nuschelte nur ein 'Sorry'. Zufrieden, da ich Ruhe gab, lehnte sich die Blondine wieder an ihren Stuhl zurück und sah weiter gespannt dem Professor zu, wie irgendwas programmierte.

Mein E-mail Fach bloppte auf und ich sah, dass Emiliano, welcher direkt neben mir saß eine E-Mail geschickt hatte. Ich sah in mein Postfach. Seine E-Mail, welche den Betreff >Halte durch!< hatte, öffnete ich und las.
> Sehr geehrte Babybelle,
Hiermit teile ich Ihnen mit, dass Sie die ersten 20 Minuten von der 4 stündigen VL für das erlernen des Programmierens überstanden haben. Nach deutlicher Zurechtweisung meiner Nachbarin muss ich Ihnen etwas Beichten. Die kleine gräbt mich die ganze Zeit an. Was soll ich tun? Du bist meine Wing-belle! Hilf mir!
Mit freundlichen Grüßen Pinkes flausche Einhorn<
"Spinner!"
Sprach ich leise lachend. Manchmal war er ein wirklicher Idiot. Allerdings hatte ich ihn echt lieb gewonnen, genau wegen solchen Sachen. Er brachte mich zum Lachen, auch wenn mir gar nicht danach war. Emiliano boxte mich leicht in die Seite und sah mich mit einem bösen Blick an, welcher nicht lange hielt und ein amüsiertes Grinsen seine Lippen umspielte. Wir schrieben uns ein paar Mails hin und her und trotz der Ablenkung verging dir Zeit einfach nicht schneller. Irgendwann ließ ich meine Gedanken durch die Gegend schweifen. Nach der Vorlesung bräuchte ich dringend die Notizen von Emiliano. Ich hätte ja auch zuhören können, aber ich schreibe lieber ab. Im Notfall kommt es noch in der Prüfung dran und dann bin ich am Arsch.

Ich schrieb ihn eine weitere Mail.
> Sehr geehrtes Pinke flausche Einhorn,
Mir ist gerade eine wichtige Frage aufgekommen, welche ich unbedingt von Ihnen beantwortet haben muss! Wie ist eigentlich ihr Nachname?
Mit freundlichen Grüßen Isabella aka Babybelle<
Die Förmlichkeit der Mail lässt mich mal wieder schmunzeln. Doch, wie sein Nachname war, interessierte mich wirklich. Prompt kam seine Antwort in Form einer Mail.
> Meine allerliebste Isabella,
Du überlegst wohl mich zu heiraten? Meine Name würde gut zu dir passen! Und Mamá würde sich definitiv darüber freuen. Ich glaube sie plant eh schon unsere Verlobungsfeier.
Mit freundlichen Grüßen Emiliano Ramirez<
Ich fing an meine Unterlippe zwischen die Zähne zuziehen und darauf herum zukauen, nebenbei bildete sich ein Lächeln in mein Gesicht. Emiliano Ramirez, schöner Name! Schnell antwortete ich.
> Sehr geehrter Emiliano Ramirez,
Ich wusste gar nicht, dass wir schon beim 'Du' sind. Allerdings muss ich dich enttäuschen, denn die Hochzeit ist auf Eis gelegt.
Mit freundlichen Grüßen Isabella Martinéz<
Ich sah auf die Uhr. Nur noch eine halbe Stunde und dann hatte ich es endlich geschafft.

Das blonde Mädchen neben ihm bemerkte ich, als er mir einen Ellenbogen sanft gegen meinen Brustkorb stieß und mit dem Kopf zu seinen Schoß nickte. Als mein Blick seinen folgte, sah ich, wie ihre Hand auf seinen Oberschenkel auf und ab wanderte. Kurz darauf nahm er ihre Hand weg und legte diese auf ihren Schenkel. Mein Blick verweilte auf seinen Oberschenkel. Ich konnte es ihr wirklich nicht verübeln. Emiliano war ganz und gar nicht hässlich, weshalb ich das flirten irgendwie verstand. Doch ich bemerkte, wie sie immer und immer wieder ihre Hand auf seinen Schoß legte, was ich ehrlich gesagt sehr aufdringlich fand. Emiliano fand das ganze auch nicht besonders witzig. Ich lehne mich leicht nach vorne um sie besser an zu sehen und lächelte falsch.
"Hay, Ähm wie heißt du?"
Sie verdrehte kurz die Augen, weil ich ihr Liebesspiel beendete und sah mich ebenfalls falsch lächelnd an.
"Marie."
Sprach sie kurz angebunden, aber mit genervten Unterton. Okay, dann sind wir halt besonders lieb zu Marie. Ich blickte sie lieb an und lege meine Hand betont um Emiliano's Nacken.
"Also meine liebe Marie, du hattest wahrscheinlich nicht genug liebe oder dir wurde als Kind immer alles in den Arsch geschoben. Ist mir allerdings auch egal, was von beiden zu trifft. Aber du solltest definitiv lernen, wenn jemand keine Interesse an deinen platinblonden schlecht gefärbten Hohlschädel hat, es einfach zu lassen. Ich würde nur ungern gemein zu dir sein, nur weil du meinen Freund pausenlos angrabscht und dieser es offensichtlich nicht will. Also lass es bitte einfach, danke!"
Sprach ich mit immer mehr Nachdruck. Mein Gesichtsausdruck blieb bei einen falschen lächeln, aber mein Blick würde sie direkt in die Hölle verfrachten. Sie hob abwehrenden die Hände und murmelte ein genervtes 'Hab's verstanden', welches durch ihre verdrehten Augen nur noch mehr an Unglaubwürdigkeit zu nahm. Doch sie rückte ein wenig von ihm ab und sah starr gerade aus. Zufrieden mit ihrer Reaktion oder eher der Konklusion daraus, lehnte ich mich ebenfalls wieder zurück und zog meine Hand aus seinen Nacken. Ich hatte die wütende und eifersüchtige Freundin wirklich gut drauf.

Ich sah mal wieder auf die Uhr meines Computers und genau jetzt war die Zeit um, sensationell! Ich fuhr meine. Laptop herunter, packte meine Sachen zusammen und ging mit Emiliano schweigend aus der Vorlesung. Hatte ich vielleicht übertrieben? Ich hätte vielleicht nicht so beleidigend sein sollen. Weiterhin grübelnd merkte ich erst jetzt, dass wir vor der Uni stehen geblieben waren.
"Danke."
Sprach nun Emiliano mit einem Lächeln im Gesicht, welches mir all meine Bedenken aus dem Hirn fegte.
"Als Deine Alibi Freundin, habe ich das gern gemacht."
Erwiederte ich mit leichten lächeln. Er legte seine Kopf auch und sah mich Stirnrunzelnd an.
"Alibi Freundin?"
Ich nickte bestimmend und sah ihn entschlossen in die Augen.
"Genau. Weißt du noch die Sache mit dem Jungen aus der Vorlesung, da hattest du auch getan, als wärst du mein Freund und jetzt habe ich so getan als wäre ich deine Freundin. So können wir uns gegenseitig vor unerwünschten Flirterein schützen."
Er überlegte kurz und sah durch die Gegend. Ich zweifelte wieder mal an meiner Aussage. War das zu aufdringlich? Doch er sah mich an und nickte bestimmend.
"Klingt gut!"

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