08

12 3 0
                                    

E M I L I A N O

Die nächsten Tage und Vorlesungen verliefen ähnlich, wie die letzten. Und ich habe das Gefühl, dass ich eine Art von Rhythmus in meinen Alltag bekomme. Die Programierungsvorlesungen waren immer noch die besten. Diese hatten wir nämlich zwei mal in der Woche und es wurde jedes mal spannender. Man könnte sich vorstellen, eine eigene Welt aufzubauen, welche mit unendlich vielen Variationen verbunden war, einfach nur unglaublich beeindruckend. Babybelle hingegen fand das ganze weniger amüsant und langweilte sich zu Tode, was manchmal wirklich nervig wurde. Nach der Uni hatten wir beide gelernt, Aufzeichnungen ausgetauscht oder es uns im Park bequem gemacht. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell so gute Freunde sein würden. Ich hatte auch noch andere Studenten kennengelernt, welche alle samt sympathisch waren.

Von ihnen wurden wir auch zu einer Ersti-Party eingeladen. Es war, wie eine Art Party oder Willkommensfeier für alle Erstsemester dieser Uni bzw. dieser Stadt. Diese fand an einem Samstag statt, was perfekt passte, da unsere Vorlesungsfreien Tage Freitag und Sonntag waren. Das heißt, das wir auch was trinken können. Gerade stehe ich vor meinem Kleiderschrank und wechsle das blaue Handtuch, welche sich mir nach dem Duschen um die Hüfte gebunden habe, gegen eine dunkle Jeans und ein weißes T-Shirt. Doch wir haben immer noch Februar und es wird nachts noch ziemlich kalt sein, deswegen nehme ich noch ein kariertes Hemd mit grauer Kapuze aus dem Schrank und ziehe es mir über. Ich sehe mich noch kurz im Spiegel an und fahre mir durch meine Haare. Sie standen wild durcheinander und meine braunen Haare kann man langsam wieder erkennen. Doch mir gefiel es und das reicht mir.

Ich sah auf mein Handy und der Zeit nach konnte ich entspannt zu Isabellas Wohnung laufen. Sie wohnte eine viertel Stunde von mir entfernt und zusammen mit ihr ging ich zu der Feier. Ich checkte durch abtasten ob ich alles hatte. Das Portemonnaie hatte ich in der rechten Arschtasche gesteckt, ebenso wie mein Handy. Ich schloss noch kurz die Wohnungstür ab und steckte ihn in meine vordere linke Hosentasche. Meine Hände wanderten in die vorderen Hosentasche und ich lief los. Leipzig war wirklich eine schöne Stadt,  vor allem bei Nacht, wenn sie praktisch leuchtete. Einfach nur wunderbar anzuschauen. Mit verträumten Gedanken hielt ich vor ihrer Wohnungstür und suchte nach den Namen Martinéz. Ich fand diesen in in der linken Spalte an dritter Stelle und drückte auf das Klingelschild. Sofort hörte ich das knacken des Durchsagesprechers und ihre Stimme ertönte leicht verzerrt.
„Isabella Martinéz, hallo?"
Ich fing leise an zu lachen, diese Höflichkeit haut mich um. Jeder normale Mensch sagt einfach nur Hallo, doch sie nicht. Sie war einfach anders.
„Emiliano Ramirez hier, bereit für einen fantastischen Abend?"
Ich hörte ein leises kichern und musste sofort anfangen mit Grinsen.

Sie summte ein ‚ja' und die Verbindung war beendet. Sie ließ nicht lang auf sich warten und kam in einer hellen kurzen Hose, welche locker um ihre Hüfte lag, einen schwarzen kurzärmligen Top, welches in der Hose verschwand und einem schwarzen weiß karierten Hemd, welches locker ihren Körper bedeckte, heraus. Mein Grinsen wurde breiter, als ich sprach.
„Partnerlook, gefällt mir."
Dazu versuchte ich mich an diesen Augenbrauen Ding, welches so anzüglich wirken sollte. Bei mir sah dies, aber anscheinend eher wie ein Anfall aus, denn Isabella fing an in schallendes Gelächter auszubrechen und legte ein Arm um meine Schulter. Das gelang ihr allerdings nicht wirklich, da sie ca. einen halben Kopf kürzer war und somit nicht ganz über meine Schulter kam. Wir grinsten uns beide an. Ja, heute würde wirklich ein fantastischer Abend werden.

Wir liefen auf den Campus, wo die ganze Feier statt fand. Die Party war schon voll im Gange und ich meine auch schon Leute gesehen zu haben, welche ein wenig zu viel getrunken haben. Doch das war mir egal, jeder sollte seinen Spaß haben. Wir gingen auf die improvisierte Bar zu und sahen uns die Getränkekarte an. Ein Typ, welcher hinter der Bar stand, kam auf uns zu und grinste uns an.
„Wisst ihr schon was ihr haben wollt?"
Schrie er über die Musik, welche aus vielen modernen Songs bestand, und sah mich eine Weile an. Wahrscheinlich erwartet er das ich zuerst bestelle.
„Ein Sternburger, bitte."
Der Kerl nickte mir zu und sah dann Isabella an, welche mich allerdings entsetzt anstarrte. Verwirrt blickte ich zu ihr. Habe ich etwas falsches gesagt? Habe ich etwas im Gesicht? Doch bevor ich diese Fragen stellen konnte, begründete Isabella ihren Gesichtsausdruck.
„Du, mein Lieber, wirst definitiv kein langweiliges Bier trinken! Wir werden heute Spaß haben und das so richtig!"
Sie wandte sich den Bar Typen zu, welcher uns nur grinsend mustert.
„Gib mir das härteste was ihr habt! 2 shots!"
Sie hob dabei ihre Hand und zeigte zwei Finger, zur Verdeutlichung. Isabella wurde also zu Partymaus. Na das kann ja lustig werden, bevor ich auch nur irgendwie die ganze Sache umrudern konnte, war der Typ mit zwei Shots wieder da und stellte diese mit einen Zwinkern und den Worten ‚viel Spaß' bei uns ab. Isabella drückte mir ein Glas in die Hand und stieß mit mir an.
„Auf uns und ein klasse Studium!"
Schrie sie über die Musik und ich sah zu, wie sie die durchsichtige Flüssigkeit herunterkippte und ihr Glas auf den Tisch schmiss. Ich tat ihr nach und ließ die Flüssigkeit meiner Speiseröhre hinab laufen. Schnell breitete sich eine wohlige Wärme, wenn nicht sogar ein feuriges Gefühl in mir aus. Isabella sah mich mit großen Augen an, während ich das Glas abstellte und beim Reden das Gesicht verzog.
„Also das ist... oah ist das ekelhaft!! Ich wäre lieber bei meinem Sterni geblieben."
Sie fing an zu lachen und zog mich zu der Tanzfläche. Sie beugte sich zu mir rüber und schrie über die Musik.
„Der Barmann hat's auf dich abgesehen."
Dazu machte sie dieses Augenbrauen-Ding, welches gar nicht so übel aussah. Doch bei ihrer Aussage musste ich schmunzeln. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und sprach.
„Babybelle, ich bin nicht schwul, sorry."
Ihr Gesicht verzog sich zu einem Schmollmund.
„Das ist wirklich enttäuschend! Du hättest mein schwuler bester Freund seien können. Dein Zug ist abgefahren!"
Ich fing an zu lachen und umarmte sie. Ich legte mein Kopf auf ihren und sprach die Worte aus, welche mir schon länger im Hirn herum kreisten.
„Manchmal bist du echt knuffig."

T A N T A L I Z I N GWo Geschichten leben. Entdecke jetzt