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Der Laptop fuhr hoch.
Ich musste jetzt wissen wer das war.
Sobald ich konnte hatte ich seinen Namen auch schon eingegeben und vor mir explodierte mein kleiner Rechner förmlich.
Tausende Suchergebnisse, was zum...
Ich klickte erstmal auf Wikipedia und las dort unteranderem:

"Adam Hawk (*13.10.'95) ist der Erbe des sehr erfolgreichen Mutterunternehmens "Hawk", welches er in kommender Zukunft übernehmen wird.
Man geht davon aus, das er letztes Jahr mehrere Millionen gemacht hat..."

Da standen auch noch Sachen von wegen er hätte im Moment keine Frau und keine Freundin.
Seine letzte Ex-Freundin war so eine bekannte Schauspielerin, kannte ihren Namen nicht.
Er war 21, also ein Jahr älter als ich und er war wirklich angesehen in der Gesellschaft.
Aber kein einziges schlechtes Gerücht über ihn. Halt nur sowas wie ob er mit der und der ausging oder nicht.
Nichts geschäftsbelastendes.
Automatisch musste ich grinsen.

Ich schaute mich in meinem Panthouse um.
Es wurde hier schon ein wenig langweilig, nach ganzen zwei Jahren.
Es wurde sowieso Zeit wieder umzuziehen, ich meine ich machte mir ja auch nicht nur Freunde, ha ha.
Nur blieb die Frage ob ich dieses Risiko eingehen sollte?
Immerhin war dieser Adam eine öffentliche Person und er schien auch nicht so zu sein wie meine anderen Opfer, er sah im Gegensatz zu denen endlich mal gut aus.

Ich surfte noch für zwei Stunden weiter, bekam aber nichts besonderes heraus.
Bevor ich mir jetzt den Kopf zerbrach sollte ich besser mal drüber schlafen.

Ich konnte vielleicht geldgierig wirken und als würde ich alles erreichen ohne mich wirklich anzustrengen, aber das sagten alle die nicht in meiner Haut steckten.
Warum ich dann so luxuriös lebte?
Weil ich es konnte und weil ich es brauchte.
Für meine Maske.

Ohne Geld wollte mich kein reicher Mann; er würde denken ich wäre hinter seinem her.
Ohne mein Lächeln wollte niemand mit mir befreundet sein; sie würden alle denken ich wäre arrogant.
Ohne meine Kaltblütigkeit würde ich keinen meiner Ziele zu Ende bringen können; ich selbst würde daran sterben.
Und ohne meinen Schmerz hätte das ganze gar nicht erst angefangen.
Keine Ahnung wie ich hier reingerutscht bin, ich würde auch lieber einen normalen Job haben und eine kleine Einzimmerwohnung.
Ein ganz normales Leben.
Stattdessen steigere ich mich jedesmal in meinen möglichen Tod hinein und ich kann einfach nicht aufhören.
Wahrscheinlich war ich einfach krank.
Was hätte ich früher auch tun sollen?
Als ich da auf der Straße stand, in meinem fünf Jahre altem Körper, hässlich wie die Nacht, zerfressen vom Hunger und Angst.
Hätte ich an das gute im Menschen glauben sollen?
Ich konnte es mir nicht vorstellen.
Ich wusste nicht mal, ab welchem Alter ich dann eine Waise war, nur das ich plötzlich auf mich alleine gestellt war.
Und dann fing ich an ganz höflich nach Geld zu fragen.
Niemals hätte ich geklaut, das hätte meinen Stolz verletzt.
Trotzdem gab mir immer nur diese eine Frau ein Stück Brot und Wasser.
Im Winter holte sie mich sogar zu sich und pflegte mich.
Sie sorgte seit dem für mich wie eine Mutter, ermöglichte mir sogar die Schule und liebte mich immer.
Ich wusste gar nicht wie ich das verdient hatte und wie jemand so selbstlos sein konnte.
Sie hieß Petra und war jetzt schon 72 Jahre alt.
Sie geriet vor zwei Jahren in einen schlimmen Autounfall und lag seitdem im Koma. Ich kam sie mindestens einmal in der Woche besuchen und bezahlte die sündhaft teuren Rechnungen des Krankenhauses. Aber da es in der Nähe kein so gutes wie dieses gab ließ ich sie dort hinbringen.
Ich war damals 18 Jahre alt, gerade "erwachsen" geworden und hatte kein Geld und war noch daran mein Abitur abzuschließen.
Was wäre mir verdammt nochmal übrig geblieben?
Ich nahm drei Nebenjobs an und es reichte gerade so für Petras lebenserhaltende Geräte, für mich blieb nur wenig übrig.
Das war das mindeste was ich für sie tun konnte.
Und das tat ich bis heute.
Ich musste nur neue Geschütze auffahren und anfangen dreckig zu spielen.
Leute verarschen, umbringen und nach außen hin perfekt sein.
Das war nicht immer leicht, aber mir blieb wirklich nichts anderes übrig.

Das ist keine Entschuldigung für das was ich getan habe aber habe ich jemals gesagt ich würde mich entschuldigen?
Ich liebe mein Leben so wie es ist und werde nie vergessen wer mich gerettet hat.
Trotzdem ändert das nichts an mir.

Ich habe mich selbst so gemacht und sehe keinen Grund das zu ändern.

Andere würden anfangen rum zu heulen und mir Sachen wie "Mörderin" an den Kopf zu werfen, stimmt ja auch.
Dann sollten sie mich einfach in Ruhe lassen und sich nicht in mein Spiel reinziehen lassen, ganz einfach.
Jeder der viel Geld und ein bisschen Verstand hätte würde wissen das nicht jede hübsche Frau eine reine Seele war.
Und genau so einer ist dieser Adam Hawk, da bin ich mir sicher.
Erfolgreicher Geschäftsmann mit viel Geld und ohne Freundin.
Bei solchen Männern stellte sich nur immer die Frage:
Gibt es schon eine Frau, die er heiraten soll?
Wegen Profit und so für's Geschäft.

Nun ja ich könnte mich zwar zwischen sowas drängen, bestimmt auch mit Erfolg, aber ich habe ehrlich gesagt keine Lust dazu.
Immerhin kann ich jetzt nicht zwei ganze Firmen betrügen und wichtige Leute umbringen.
Aber so einen jungen Sohn schon.
Er war noch jung, da macht man schonmal Dummheiten und kann seinen Tod besser glauben.

Viele Pro und Contras.
Ich sollte mir lieber eine Tabelle anlegen, wie in der guten alten Schule.
Ich stand von meiner Couch auf und holte mir einen Stift und einen speziellen Schlüssel.
Mit dem schloss ich eine Besenkammer auf und es zeigte sich mein kleiner "Planraum".
Er bestand aus vier glatten weißen Wänden und einem Schalter.
Nichts stand rum, nichts hing an den Wänden.
Mithilfe des Drückens des Lichtschalters zwei mal hoch schaltete sich das Schwarzlicht ein und der Raum erleuchtete in meinen Notizen auf den Wänden.
Schlau oder?
Selbst wenn hier jemand mal einbrach, würde er hier drin gar nichts finden.
Außer er wäre natürlich gelangweilt und würde den Lichtschalter unnötig drücken...

Wie auch immer wischte ich erstmal alles wieder weg vom letzten Opfer und sammelte dann alle wichtigen Informationen, die ich schon hatte.
Ich brauchte zehn Minuten.
Sieben zum Wischen. Drei zum Aufschreiben.
Anders gesagt, ich weiß gar nichts über ihn.

Vielleicht sollte ich für heute wirklich einfach schlafen gehen.

Black DiamondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt