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"Hey..." Sagte Raphael ruhig, als er das Zimmer betrat.
Milan, der am Fenster stand und wütend die Straße fixierte drehte sich zu ihm um.
"Du musst mir jetzt nicht erzählen wie gefährlich Kokain ist und wie dumm das alles von mir war, das weiß ich selber und außerdem wollte ich das Zeug gar nicht selber nehmen."
Raphael setze sich auf Milans Bett.
"Keine Angst, ich wollte dir sicher keine Standpauke halten." Raphael lächelte beängstigend.
Er deutete neben sich, Milan sollte sich zum ihm setzten und tat dies.
"Als ich letztens mit meinen Jungs feiern war, haben wir ein paar coole Girls kennengelernt, die waren übelst scharf darauf mal eine Nase zu ziehen..." erzählte Milan.
"Und da dachtest du dir, du lässt mal den Mafia Tschechen raus und besorgst was." Unterbrach Raphael ihn grinsend und stieß ihn brüderlich an.
"Joa... Ich weiß, das Donna sich unglaubliche Mühen macht, das ich meinen Weg gegen kann und ein gutes Leben habe. Sie betet jeden Abend für uns und man merkt auch wirklich wie gut du ihr tust, aber manchmal treibt sie mich echt in den Wahnsinn."
„Ich leg ein gutes Wort für dich ein." sagte Raphael.
„Ey Raf, du bist echt korrekt."

Als Raphael mit seiner Hand über Donnas Schulter strich, konnte Donna die Gewissenbisse wie Stiche auf ihrer Haut spüren. Scheisse. Raphael hatte es geschafft sich in ihren Alltag fest zu positionieren, sie vermisste ihn, wenn sie ihn zwei Tage nicht sah, sie konnte nur dann zufrieden einschlafen, wenn er ihr eine gute Nacht-Nachricht geschrieben hatte. Sie war emotional abhängig von ihm. Und das schlimmste dabei war, es machte ihr nicht mal mehr Angst, sie genoss es sogar. Schlechtes Gewissen. Er wusste nur die halbe Wahrheit, von ihrer Reaktion gerade, von ihr, von allem.
War weglassen nicht wie lügen? Sie war jedenfalls alles andere als ehrlich, das war sicher.
Und noch heute würde er sich mit Bonez treffen und sie wusste genau, dass es keine Garantie dafür gab, dass Bonez die klappe halten würde.
Bonez war ein ehrlicher Mensch. Im Gegensatz zu ihr. Wenn Raphael nach den Vorkommnissen in HH fragen würde, würde Bonez ehrlich antworten, nichts weglassen.
„Danke." sagte sie zu Raphael und küsste ihn lange.
„Da nicht für." antwortete er mild.
„Ich muss gleich los, bin wirklich gespannt, wie es mit Bonez wird, bis jetzt schien es wirklich so als seien wir komplett auf einer Wellenlänge."
„Ich fahr dich zum Studio."
Ja, wahrscheinlich war das am besten. Bonez einfach selbst gegenübertreten, auch wenn das nach so langer Zeit schwer fiel.

Es war wieder einer dieser Momente, in denen alles schwarz und sinnlos zu sein schien. Einer dieser Momente, in denen man das Gefühl hatte, eine unsichtbare Schnur würde sich um die eigene Kehle legen und Stück für Stück enger werden. Es war der Moment in dem Raphael die Zeilen seines Parts von „Geschichte" überflog und ihn eine Welle der Selbstzweifel überkamen. Er selbst, war stolz die Zeilen zu lesen, es könnte wirklich gut werden, so gut wie in seinen Vorstellungen. Es könnte wirklich klappen, eine neue Musikrichtung zu erschaffen, deutsch dancehall.
Doch würde diese Richtung überhaupt verstanden werden? Es war eine Hassliebe zwischen Raphael und dem Business.
Er sprühte voller neuer Ideen, doch er war halt auch abhängig, abhängig davon ob Menschen seine Musik kaufen würden. Es war nun mal sein Beruf. Außerdem gab es zu viele falsche Schlangen, Neider-
Donnas Duft stiegt in seine Nase. Sie kuschelte sich an seine Seite.
„Ich kann es gar nicht erwarten, dich mit dieser Platte im Erfolg Baden zu sehen." sagte sie mit einem breiten triumphierenden Grinsen.
Das war es, was Raphael gebraucht hatte.
Als hätte sie die schwarze Wolke über seinem Kopf gesehen und weggepustet.
Es klingelte. Bonez.
Donna machte ihm auf.
„Donna, das überrascht mich jetzt doch ein wenig, erst wegrennen in Hamburg und nun machst du mir hier sogar die Tür auf?"
„Wir müssen reden."
„Ich weis. Ich melde mich."
"Hey Bonez!" Sagte Raphael erfreut und kam zur Tür....

Raphael und Bonez arbeiteten, philosophierten und quatschen bis 3 Uhr morgens. Es schien der Anfang einer engen Freundschaft zu werden, das spürten beide jetzt schon. Raphael war eine Mischung aus müde und vollkommen euphorisiert, als er sich ins Bett schmiss. Fix schrieb er Donna noch, die bestimmt schon längst schlief, und dann fielen ihm selber die Augen zu.
Doch Donna war noch wach, sie hatte darauf gewartet, dass Raphael schreiben würde, wenn sie fertig waren, damit sie Bonez abfangen konnte. So machte sie sich also 3 Uhr nachts auf den Weg in Bonez Hotel.
Der angekommen natürlich nicht so ganz begeistert, als Donna plötzlich noch vor seiner Tür stand. Er wollte einfach nur pennen, der Rum, den er und Raphael Glas für Glas geleert hatten, lies sich bermerken.
„Keine Angst, wir machen es schnell." sagte Donna und quetschte sich an Bonez vorbei in sein Zimmer.
„Gut, also hör Donna, was soll ich sagen, Viktor war unser bester Freund und natürlich war ich sauer und enttäuscht, als er einfach so abgehauen ist. Aber ich kenne deinen Bruder mittlerweile auch so gut, dass ich weis, das ein Plan dahinter steckt, welcher Plan auch immer. Trotzdem finde ich es verantwortungslos, dich nun so allein da stehen zu lassen, aber vielleicht vertraut er eben auch auf seine Leute, das wir dir helfen. Und das werden wir auch tun. Eigentlich habe ich mit der Sache abgeschlossen, du weist ich habe Tyga, Straße ist vorbei, ich habe Verantwortung für sie. Die Musik läuft zurzeit gut, der Staat gönnt sich von meinen Steuern, ich habe jetzt nicht annähernd so viel wie zu Viktors Zeiten, aber man wird älter. Ich habe einfach keinen Bock mehr auf Straße."
„Das glaube ich dir gern." murmelte Donna.
Bonez rieb sich die Augen.
„Sammos Clan, die sind stink sauer oder?"
Donna winkte ab.
„Ach, die sind schon wieder ruhiger geworden." log sie.
Bonez zog die Augenbraue hoch.
„Wie auch immer, wir helfen dir, eine Nachricht und Gazo springt. Wir stecken da genau so drin wie du." sagte er.
Donna nickte und bewegte sich Richtung Tür. Bevor sie die Klinke der Tür herunter drückte, drehte sie sich noch einmal zu Bonez um.
„Danke. Und gib Tyga einen Kuss von mir."

Rabenschwarz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt