Nächtlicher Begleiter

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Art des Textes Nachterlebnis. Imagination?

Wahrheitsanteil 85%

Date 20072014/0136 (Ankunft 0110)

Es war ein langer Tag. Zum Frühstück Eisessen mit Freundinnen, danach ins Kino und nach dem Film Nachos und Popcorn (mit Salsa-Sauce) essen. Später kurz  zum Christopher Street Day und mega hübsche Transen bei der Wahl einer neuen Manga-Reihe helfen. Anschließend an den Fluss zur einer Geburtstagsparty, die viel zu nah am FKK-Strand statt fand. Von dort aus dann auf die Hausparty mit unbekannten Menschen.

Als sie auf die Veranda ging, war sie überrascht ihn dort vor zu finden. Sie traf ihn bisher nie auf Hauspartys, noch irgendwo. Ihre Freundesgruppen überschneiden sich nun mal nicht und sie hätte nicht erwartet jemals außerhalb der Schule Zeit mit ihm zu verbringen. 

Wieso konnte sie nicht aufhören ihn zu beobachten? Wie er sich Zigaretten selbst dreht, wie er raucht, wie er seine Bierflasche in der Hand hält, wie er trinkt, wie er lacht, wie er zuhört, anstatt selbst zu reden. Das Problem war, dass er vor ihr saß. Viel zu auffällig ihn immer anzustarren. Außerdem ist es krankhaft und wirklich kennen tat sie ihn nicht mal.

Der Abend verlief sehr ruhig. Es wurde mehr eine Chillerrunde, als eine 'wirkliche' Hausparty. Die Gäste der Chillerrunde kannte sie nur von Erzählungen und/oder von fernen Beobachtungen. Es waren keine Menschen mit denen sie abhängt. Der Gastgeber stand ihr am nächsten und die Freunde, die ihre Brücke von ihrer Freundesgruppe und der Freundesgruppe des Gastgebers sind, kamen doch nicht. Sie fühlte sich fehl am Platz, aber nicht unbedingt unwohl. Die Dunkelheit der eingehenden Nacht gab ihr das Gefühl von Sicherheit.

Irgendwann sprach sie ihn an. Fragte ihn: "Wann gehst du nach Hause?" "Gehen wir gemeinsam?" Sie wohnen einen Wohnblock von einander entfernt. Er war aber mit dem Fahrrad (ohne Gepäckträger) da, sie mit öffentlichen Verkehrsmittel. Dann kam der Vorschlag, dass sie gemeinsam zu Fuß gehen können. Zu Fuß dauert der Nachhauseweg gut eine 3/4 Stunde. Trotzdem besser als alleine nach Hause fahren zu müssen.

Die Zeit zog sich hin und sie langweilte sich. Nach und nach gingen die Leute und sie wollte auch gehen. Als hätte er ihren Gedanken gehört, rief er ihren Namen. Er saß nun an einem Ende der Bierbank und sie am anderen. 

"Wann willst du gehen?", fragte er sie.

"Ich richte mich nach dir."

"Wann du willst."

"Jetzt?"

"Jetzt?"

"Jetzt."

Sie verabschiedeten sich von den noch Dagebliebenen und gingen los. Sind den ganzen Weg zu Fuß gelaufen, obwohl sie öffentliche Verkehrsmittel nutzen und er mit seinem Fahrrad fahren könnte. Ganz zu Beginn ihres Heimweges fragte sie ihn nochmal: "Bist du dir sicher?" Woraufhin er antwortete, dass er sie doch nicht einfach alleine lassen könnte. Sich nicht einfach verabschieden, aufs Fahrrad schwingen und sich verpissen könnte. Doch. Doch könntest du, dachte sie sich.

Zusammen liefen sie die nächtlich verlassenen Straßen entlang und durch den nicht beleuchteten Park. Sprachen eine Stunde lang über Freunde, Schule, Abschlussfahrt und Zukunft. Auch über Sterne und Musik. Sie stellten fest, dass das Sternbild 'großer Bär' mehr nach einem 'großen Wagen' aussieht, aber trotzdem mehr einem Kochtopf glich.

Sie liefen zu erst an seiner Wohnung vorbei und sie machte sich auf das Ende ihrer sehr selten geführten Gespräche und den Abschied bereit. Doch dann fragte er, wo sie genau wohnt und begleitete sie noch weiter. Weiter bis vor die Haustür. 

Er hielt ihr die Faust zum Abschied hin und das tat er sonst nie. Sonst genügten sich die beiden mit einem kurzen "Ciao!" und keiner Geste. Sie ging auf ihn zu und er verstand, dass es nun eine Umarmung geben wird. 

"Ich gebe immer eine Brofist. Das verwirrt Mädchen, weil sie sich immer umarmen."

"Ich normalerweise auch, weil ich nicht jeden umarmen möchte. Dich wollte ich aber umarmen."

Und so verabschiedete sich ihr nächtlicher Begleiter mit einem Lächeln und sagte: "Gute Nacht. Und schlaf gut."

Fetzen des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt