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Eric öffnete die Augen. Es war wieder hell geworden, die Vögel zwitscherten draußen und jemand schloss unten die Haustüre. Er schaute auf seinen Wecker. Sieben Uhr morgens, wahrscheinlich sein Vater, der zur Arbeit ging. Er hörte das Auto wegfahren. Eric erhob sich aus seinem Kissen und setzte sich an den Rand seines Bettes. Seine nackten Füße berührten den Diehlenboden, er schaute kurz auf das Gemälde, das an der Wand vor ihm hing, -es zeigte den Wald-, und stand dann auf.

Unten nahm er sich eine Cola-Flasche aus dem Schrank unter der Spüle, wo sie ihre Getränke lagerten und setzte sich mit ihr an den kleinen Küchentisch.

„Bestes Frühstück ever“, murmelte Eric vor sich hin. Für ihn war das ohnenhin kein richtiges Frühstück. Um frühstücken zu können, musste man erst mal geschlafen haben, das war zumindest seine Ansicht. Aber das hatte er nicht. Nachdem gestern wieder einmal viel passiert war, wollte er sich ausruhen, aber immer wieder kamen die Gedanken zurück. Also ging er wie die Nächte zuvor wieder an den PC und googelte ein wenig. Irgendwann fand er eine Seite, auf der man Meditation vorschlug. Sich auf den Atem konzentrieren, alle äußerlichen Einflüsse ausblenden. Eric war zunächst noch skeptisch, doch er wollte es wenigstens versuchen. Er legte sich ins Bett, schloss die Augen und betrachtete seine Atmung. Zu seinem Erstaunen war es relativ einfach. Er schlief zwar nicht ein, aber sein Kopf war nicht mehr schwer wie ein Stein und voll mit den Erlebnissen. Es erwies sich als geeignete Alternative. Er verweilte so, bis er dann merkte, dass es wieder Tag wurde.

„Du ernährst dich also gesund“, sagte plötzlich jemand hinter ihm. Eric schreckte auf und schaute hinter sich, wo Jenna stand. Sie lachte.

„Oh, sorry, willst du Kaffee, Milch, Essen?“, fragte Eric.

„Bleib sitzen“, meinte Jenna und winkte ab. „Ich finde mich hier allein zurecht.“

„Ja, klar.“

Jenna öffnete den Kühlschrank, holte sich die Milch heraus.

„Cola also...“, sagte sie. Eric schaute zu seiner Flasche, die zu einem Drittel leer war.

„Ja... ich habe es gerade nicht so mit dem Frühstücken“, sagte er und nahm noch einen Schluck.

„Ich merk's. Hey, da ich ja eh gerade hier bin, sollen wir nicht was miteinander machen, heute?“, fragte sie, während sie die Milch in ein Glas schüttete.

„Äh... Müsst ihr nicht noch euren Keller aufräumen?“, antwortete Eric mit Gegenfrage, gezielt, um Jenna ein wenig aus dem Weg zu gehen. Nach Flo's gestrigen Bemerkung fühlte er sich ein wenig unwohl dabei, mit Jenna etwas zu machen. Er wollte die Gerüchte nicht auch noch anstacheln.

„Ach, das macht mein Vater, der ist eh von mir genervt, wenn es um so Zeug geht. Pass auf: Wie wäre es, wenn wir um viere ins LastMinute gehen? Da triff man doch immer jemanden“, meinte Jenna und zuckte mit den Schultern. Eric dachte nach. Es gab gute Gründe, warum er nicht gehen sollte. Erst einmal, weil Flo sich wahrscheinlich wieder irgendeinen Scheiß erträumen würde, so wie er es immer tat. Dann kam noch dazu, dass er von seinem Vater ja so etwas wie ein Ausgeh-Verbot hatte, wogegen er sich selbst bisher auch nicht gewehrt hatte. Andererseits... Flo hatte in einem Teil schon Recht. Eric mochte Jenna, zwar nicht auf die Art, dass er mit ihr zusammen sein wollte, aber als gute Freundin. Sie machten eigentlich viel zu wenig miteinander. Außerdem langweilte Eric sich, da er ja jetzt auch nachts immer wach wahr. Er überlegte. Sein Vater würde erst um etwa sechse nachhause kommen, da wären sie schon weg. Das LastMinute lag in der Stadt, also ging davon schon einmal keine so große Gefahr aus. Aber für was entschied er sich jetzt. Auf Nummer sicher gehen und da bleiben, oder mitgehen und ein bisschen Ablenkung haben?

„Okay. Aber wir bleiben nicht so lange, weil mein Dad sonst hohle dreht“, sagte Eric und nickte. Jenna kicherte.

„Und was machen wir bis dahin?“, fragte sie.

BöseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt