Vibrations

Teil 3

Am nächsten Morgen war es erstaunlich still im Loft. Verschlafen tapste Isaac in die Küche und stellte die Kaffeemaschine an. Normalerweise wurde er von Derek geweckt, wenn er keuchend am Ende seines morgendlichen Sportprogramms angekommen war. Isaac bewunderte ihn für seine Disziplin. Er würde nicht so früh aufstehen, nur um sich zu verausgaben. Betrachtete man Derek, konnte man aber durchaus behaupten, dass es sich lohnte. Oft fragte Isaac sich, ob Scott ihn anders wahrnehmen würde, wenn er sich ein bisschen mehr Mühe geben würde, so wie Derek. Kopfschüttelnd goss Isaac sich eine Tasse Kaffee ein. Scott hatte kein Interesse an Männern, da konnte er aussehen, wie er wollte. Es würde wahrscheinlich auch nichts bringen, wenn er später mit Scott allein wäre. Sie würden sich nur wieder anschweigen, weil Isaac Angst hatte, sich zu verraten. Es wäre besser, Dereks Plan nicht in die Tat umzusetzen und Stiles einfach zum Rudelroom fahren zu lassen. Er verstand sowieso nicht, was Derek auf einmal mit Stiles wollte. Sie mochten sich nicht wirklich, Gemeinsamkeiten hatten sie auch nicht. Derek hatte irgendwas vor, soviel stand fest, aber was genau das war, konnte Isaac sich nicht zusammenspinnen. Als die Tür des Loft's plötzlich sehr schwungvoll aufgezogen wurde, zuckte er erschrocken zusammen. Derek warf ihm lediglich einen abfälligen Blick zu und marschierte durch ins Bad. Der Schweiß rann ihm den Rücken und das Gesicht herunter, ein sehr herber Geruch stieg Isaac in die Nase. Nicht, dass es ihm nicht gefiel, es gefiel ihm sogar sehr gut, wie manch anderes an Derek, aber er war absolut tabu. Abgesehen davon, lag Isaacs Interesse bei jemand anderem und selbst wenn er die Möglichkeit hätte, es würde nichts passieren. Dereks Anblick war einfach etwas, was den Tag ein bisschen besser machte. Ein wenig irritiert war er jedoch, dass Derek sich so früh am Morgen total verausgabte. Außerdem war er erst gestern Abend wie von der Tarantel gestochen aus dem Loft gestürmt, um joggen zu gehen. Irgendwas hatte er. Stimmungsschwankungen, das traf es ganz gut. Ob das mit Stiles zu tun hatte? Ehe er sich weiter den Kopf über Stiles und Derek zerbrechen konnte, klingelte sein Handy und kündigte eine Nachricht von Scott an:

Wir richten unser Training heute nach Stiles aus, stand dort.

Was heißt das?, wollte Issac wissen. Mit Stiles konnte man nicht trainieren. Er war viel zu... menschlich.

Pizza, Chips und GTA ;), klärte Scott auf. Isaac musste grinsen. Gedankenverloren strich er über das Display. Also war es nicht mehr, als ein gemütliches Zusammensein. Stiles würde nichts verpassen und Scott wäre nicht enttäuscht, wenn er nicht käme, denn Isaac war mittlerweile ein ernstzunehmender Gegner auf der Xbox. Außerdem mussten sie nicht reden, wenn sie sich aufs Spielen konzentrierten. Sollte Isaac es also doch tun? Dereks Plan, in die Tat umzusetzen, würde nicht ganz so einfach werden, wie es klang, denn Stiles stellte Fragen. Am besten legte er sich jetzt schonmal ein paar passende Antworten zurecht. Nachher witterte Stiles noch Verdacht und die ganze Sache flog auf.

»Du musst zur Schule«, erinnerte Derek, während er frisch geduscht zur Küche lief. Er hatte bloß ein Handtuch um die Hüften, welches ziemlich tief saß. Isaac konnte nicht wegsehen. Es war natürlich Dereks gutes Recht, in seinem Zuhause so rumzulaufen, wie er wollte, aber musste er sich gleich so präsentieren? Isaac zog seine Unterlippe zwischen die Zähne und sah zur Tür. Als Derek zurückkam und stehen blieb, huschte Isaacs Blick vom nackten Oberkörper hinauf in sein Gesicht. Derek wirkte leicht schockiert. Er deutete mit der Kaffeetasse in der Hand zu Isaac.

»Lass das bleiben«, warnte er. »Denk nicht mal dran.«

Sofort schoss Isaac die Röte ins Gesicht. »Ich denk nicht wirklich dran«, murmelte er verlegen und griff nach seinem Rucksack.

»Denk an unseren Plan«, rief Derek ihm ins Gedächtnis.

»Ja doch, keine Sorge, du kriegst deinen Stiles«, antwortete der Jüngere unbedacht. »Es ist nicht mein Stiles«, knurrte Derek verärgert. Isaac nickte knapp und lief schnell an Derek vorbei, nicht ohne seinen Blick nochmal ausgiebig über den Körper des ehemaligen Alphas schweifen zu lassen. Ja, wenn man über seine Art hinwegsah, dann verschönerte er einem wirklich den Tag.