Wer mich schon etwas länger kennt und verfolgt, weiß, dass Black Butler von Yana Toboso mein absoluter Lieblingsmanga ist und ich ihn generell viel zu underrated in der Anime-Szene finde. Warum das meine Meinung ist und es dennoch einige Kritikpunkte gibt, die ich ansprechen will – das seht ihr hier.
Handlung: Earl Ciel Phantomhive ist mit seinen fast dreizehn Jahren bereits der Kopf des Phantomhive-Adelsgeschlechts, doch das bringt auch einige Pflichten mit sich; so ist er ebenfalls der „Wachhund der Königin", dessen Aufgabe es ist, alle unschönen Dinge in England, vom East End bis hin zur Adelsgesellschaft, für Queen Victoria zu beseitigen. Begleitet wird er dabei von seinem teuflisch guten Butler Sebastian. Hier ist „teuflisch" jedoch wörtlich zu nehmen; Sebastian ist nämlich in Wahrheit ein Dämon, der mit Ciel einen Pakt geschlossen hatte, damit dieser die Ermordung seiner Eltern und die ihm zugefügte Demütigung rächen kann – im Austausch dafür bekommt Sebastian eines Tages seine Seele. So müssen die beiden also stetig Rätsel lösen, wobei Ciel (hoffentlich) der Antwort näher kommt, wer denn nun für die Bürde, die ihm auferlegt wurde, verantwortlich ist.
Obwohl der Inhalt düster wirkt, kann man Black Butler jedoch nicht in eine bestimmte Schiene einordnen. Die oftmals finstere Stimmung wird gerade in den ersten Bänden oft von Slapstick-Szenen unterbrochen, weshalb dies dazu führt, dass man die Ernsthaftigkeit einer Situation überhaupt nicht wahrnimmt. Dies bessert sich jedoch im Laufe der Zeit, wo lustige Szenen wohldosiert werden und auch in viel passenderen Momenten eingesetzt werden. Am ehesten würde ich Kuroshitsuji in die Genres Dark Fantasy und Historical einordnen; das viktorianische Ambiente ist wirklich immer sehr schön und detailreich gezeichnet. In jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken, von pompösen Möbeln über fein verzierte Gebäude und Kleider mit Rüschen und Spitze. Das sind Dinge, die man sich als Leser einfach unglaublich gern ansieht und was die Atmosphäre extrem verstärkt. So wirkt der Fakt, dass Black Butler im Jahre 1888/89 spielt, direkt glaubwürdiger und realistischer.
Doch kommen wir nun zum ersten Band des Mangas, dem meiner Meinung nach mit Abstand schwächsten Glied der Kette. Dazu kann ich sogar eine kleine Geschichte erzählen: Ich hatte mir damals als ich dreizehn Jahre alt war den ersten Band gekauft, noch bevor ich den Anime gesehen hatte. Und ich habe mich wirklich durch diesen Band gequält - denn dieser ist nämlich ursprünglich dazu da, um die Hauptcharaktere vorzustellen und hat noch gar nichts mit der eigentlichen Story zutun. Alles, was wir dort zu sehen bekommen, ist, dass Sebastian ja so ein perfekter Butler ist, er alles kann und die anderen unfähigen Bediensteten ständig aus ihrer Misere retten muss. Ach ja, und einen angepissten Ciel, der von seiner nervigen Verlobten Lizzy zu Tode geknuddelt wird und im Anschluss den Kampf zwischen Sebastian und der italienischen Mafia, die danach nie wieder in der Geschichte auftauchen wird. Verstanden? Nein? Gut.
Damals war ich so enttäuscht, dass ich mir vorgenommen hatte, nie wieder einen weiteren Band von Black Butler zu kaufen - das heißt, bis ich irgendwann angefangen habe, den Anime zu schauen.
Plötzlich hat sich nämlich die Handlung um 180 Grad gewendet und die Story wies tatsächlich sowas wie einen roten Faden auf und ich begann, mir den zweiten Band zu kaufen. Und dann den dritten. Und den vierten. Und so weiter...
Auf einmal erschienen originelle Charaktere, die nicht nur zur Belustigung da sind, sondern tatsächlich auch wichtige Rollen spielen; zum Beispiel die Shinigami (Todesgötter), deren Beruf es ist, die Seelen der Toten einzusammeln, wodurch sie immer wieder in Konflikte mit Ciel und besonders seinem Teufelsbutler Sebastian kommen, der dafür bekannt ist, die Seelen zu verschlingen. Oder auch dem skurrilen Bestatter, den man nur unter dem Namen Undertaker kennt, der auch das ein oder andere Geheimnis mit sich herumträgt. Des Weiteren werden immer wieder Referenzen auf andere Werke geschickt eingefädelt, zum Beispiel zu Der Rabe von Edgar Allan Poe, Titanic oder Shakespeare's Romeo und Julia.
Die Geschichte entwickelt sich nämlich mehr und mehr vom Setzling zur Blume, wird komplex und interessant. Und dabei unterscheiden sich unsere Hauptcharaktere auch grundsätzlich von den meisten anderen: Ciel ist hinterlistig, rachsüchtig und legt keinen Wert darauf, ehrlich an sein Ziel zu kommen. Er bahnt sich seinen Weg mit Lügen, um andere auf seine Seite zu schlagen und ihnen falsche Hoffnungen zu machen. All seine Beziehungen zu den anderen Charakteren sind mehr oder weniger oberflächlich, da er Vorteile aus Schwindeleien zieht. Für ihn sind seine Bediensteten und sonstige Bekanntschaften nur billige Bauernopfer in einem riesigen Schachspiel, das sein Leben darstellt. Es ist fast sicher, dass dieses Kartenhaus der Lügen irgendwann einmal in sich zusammenbrechen wird und auch wir Leser sollten uns darauf gefasst machen, in die ein oder andere Falle zu tappen. Oft werden nämlich Szenen nur aus einer bestimmten Perspektive gezeigt, was wir oft nicht realisieren - unser Bild der Handlung wird dadurch verzerrt und wenn am Ende eines Falles die Wahrheit aufgedeckt wird, sitzen wir nur mit verzweifeltem Gesicht da, halten uns den Kopf und denken „Warum habe ich das denn nicht gleich gesehen!"
Und was resultiert daraus? Wir beginnen, den Hauptcharakter zu hasslieben, denn er lässt uns denken, wir hätten alles genau im Überblick, nur damit wir uns dann wie ein begossener Pudel fühlen, weil wir uns etwas vorgaukeln lassen haben und damit nicht viel schlauer sind als die Charaktere, denen es noch viel schlimmer ergeht. Charaktere wie Finnian oder Maylene sind nur Mittel zum Zweck und damit Teil dieser Tragödie. Sie sind die, die wohl am meisten enttäuscht sein werden - das wissen wir jedoch noch nicht, da der Manga bisher nicht beendet ist. An dieser Stelle möchte ich jedem ans Herz legen, diesem Manga eine Chance zu geben und sich die Zeit zu nehmen, ihn zu lesen, anstatt den Anime zu schauen - denn der ist im Gegensatz zur Originalstory einfach schlecht geworden (die dritte Staffel, die OVA's und den Film ausgenommen!) und zeigt ein völlig verfälschtes Bild. Gerade deshalb rezensiere ich ja den Manga - aber vielleicht wird auch mal ein Rant zum Anime kommen, wer weiß...
Schlussendlich kann ich sagen, dass der Plot genial und gut durchdacht, das Ambiente mühevoll gezeichnet und die Charaktere authentisch und liebenswert sind. Die Story unterscheidet sich grundsätzlich von allem, was ich sonst so gelesen habe. Die Autorin Yana Toboso führt uns alle hinters Licht und wenn die Bombe am Ende platzt, bleibt nichts als ein schaler Geschmack übrig. Sie ist ein Genie.
Achso, ich gebe dem Manga 95 von 100 Dämonenkühen.
Haut rein.
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Vulgäre Rezensionen
Non-FictionEgal ob Buch, Manga, Serie oder Wattpad-Werk - wer eine Vorliebe für Sarkasmus und schwarzen Humor hat, ist hier wahrscheinlich richtig. Ich werde (je nachdem, wie gut oder schlecht ich das entsprechende Werk finde) mehr oder weniger vulgär rezensie...