Kapitel 3

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Eine Welle des lärms überrollte mich nach dem ich die Tür zu den Schulgängen geöffnet hatte.
Massen von Schülern die sich durch die Gänge zu ihren neuen Klassenzimmern drängelten, sich schubsten und sich gegenseitig Sachen zu brüllten, und dazwischen... "Hey, Lizzi." Ich hob meine Hand und furchtelte mit ihr wild herum, um sie auf mich aufmerksam zu machen.
Sie stand mit dem Rücken zu mir und unterhielt sich mit ein paar Leuten aus der parallel Klasse, die unserer Meinung nach noch nicht ganz an die Idioten verloren waren und mit denen wir sogar manchmal zum Mittagessen in der Kaffeeteria an einem Tisch saßen.
Da war Dorothee sein süßes, junges Mädchen mit klugen Augen und engelsgleichem, Blonden locken die sie fast immer in einem Nackenzopf trug. Sie war erst 15 Jahre alt und trotzdem in der 11. Klasse weil sie so klug war, dass sie erst ein Jahr früher eingeschult wurde und zusätzlich noch eine Klasse übersprungen hatte, ein beinahe perfektes Gegenstück zu ihr war Jacob.
Jacob war nicht unbedingt ein schnell checker, jedes Schuljahr bestand er nur mit ach und krach. Seine Pech schwarzen Haare standen wirr in alle Himmelsrichtungen ab und seine Lippen waren immer aufgesprungen und rissig, vermutlich weil er ständig an ihnen rum kaute wie ich. Und dann war da noch Tom.
Tom war eigentlich recht gut aussehend, hell braunes gewelltes Haar, tiefe graue Augen, markantes Gesicht und ebenfalls recht nett.
Als mich Lizzi endlich entdeckt hatte drehte sie sich zu mir um, lächelte, verabschiedete sich rasch von den anderen die mir nun auch zuwinkten und zwängete sich durch die Menge wieder zurück zu mir.
"Und...?" Fragte sie vorsichtig.
"Also lang hat das Gespräch ja nicht gerade gedauert, was entweder heißt es ist nochmal alles gut gegangen oder du hast jetzt ein problem." "Letzteres." Wir schwiegen bis wir aus dem Schulgebäude raus waren, worüber ich froh war, denn so konnte ich noch einmal kurz meine Gedanken ordnen bevor ich Lizzi von meiner Dummheit erzählen musste. Ein Glück, dass Deutsch heute unsere letzte Stunde war, da ich sonst sicher wegen meiner Laune einen weiteren Streit mit anderen Lehrern riskiert hätte. Erst als wir auf auf die lange Blumenalee einbogen, die über und über von sommerlichem Pflanzenleben strotzte - obwohl wir mit Ende September eigentlich schon Herbst Anfang hatten - und Lizzi mir einen weiteren fragenden Blick zu warf, schilderte ich ihr die Ereignisse in dem Klassenzimmer.
Sie ist eine wirklich gute Zuhörerin, sie unterbricht einen nie, stattdessen bemüht sie sich immer beide Seiten der Münze zu betrachten und demnach zu urteilen.
Da sie Frau Laurenz aber auch nicht leiden konnte, verstand sie meine Reaktion etwas besser als sie es vermutlich sonst getan hätte.
"Ou man Cali, das haben wir doch schon so oft besprochen, äußerliche störfaktoren deines verhabdelungspartners ausblenden, etwas Honig um den Mund schmieren, nett lächeln und lügen was dass Zeug hält."
"Ja ich weiß... aber sie hat mich in dem Moment einfach so wütend gemacht und jetzt mal ehrlich, ihren ganz offensichtlichen störfaktor auszublenden ist etwas für Profis." Lizzi lachte laut auf. "Der Kayal?"
Bei ihrer Frage und dem anhaltenden Gelächter blähten sich ihre Nasenflügel auf was bei jedem bis auf ihr komisch ausgesehen hätte.
"Was denn sonst." Frau Laurenzs Kayalstrich ging
erstens viel zu weil nach hinten, zweitens war er so uneben wie eine ruckelige Landstraße in den Bergen und drittens malte sie einmal um das gesamte Auge herum so dass ihre Augen wirkten wie die eines Drachen auf Meth.
Wir lachten, während sich Lizzi bei mir ein hackte und ein Stück meiner Anspannung von mir wich.
Ich machte mir nur noch sorgen um Mum die echt enttäuscht von wir werden würde wenn ich ihr erzählen musste dass ich wieder Ärger mit der Schule hatte. Sie hatte schon so oft mit mir versucht darüber zu reden, dass ich ihr wirklich wichtig sei und sie mir deshalb von Herzen einen guten Schulabschluss wünschte und dass sie doch wüsste dass ich ein kluges Mädchen sei und mich deshalb auf gemeine Lehrer Kommentare nicht weiter einlassen müsse und...
Und ich wollte mich auch jedesmal für sie zusammenreißen aber ich war anscheinend doch nicht so klug wie sie immer betonte. Sie war immer so nervös und angespannt wenn sie dann ein Lehrer Gespräch hatte und erzählte mir danach manchmal dass sie sich in Grund und Boden geschähmt hatte, im Nachhinein hätte ich ihr so gerne all diese schlechten Gefühle erspart.
"Ach übrigens," Lizzi riss mich wieder mit ihrer gewohnt fröhlich trellernder Stimme aus meinen Gedanken.
"Die aus der B haben mich vorhin auf dem Gang gefragt, ob wir nicht Lust haben nächstes Wochenende auf ihre Party zu kommen."
Verwundert zog ich meine Augenbrauen hoch. Lizzi und ich gingen eigentlich nie auf Partys...
Zu viele Schwachmaten die sich bis zur Ohnmacht betrinken und und dann versuchen mit jedem x beliebige Mädchen zu flirten, was dann  meistens mit einer Hand oder einem Cocktail im Gesicht endete.
"Hm, mal sehen." Ich ließ meine Schultern zucken während wir das letzte Stück zu unserer Auffahrt hinter liefen.

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