Jetzt sitze ich in einem altmodisch eingerichteten Zimmer, an einem altmodischen Holztisch und werde von allen Seiten bestaunt, als wäre ich eine neue Statue oder so etwas.
Ich hasse solche Mittelpunkt-Momente, da weiß man nie, wie man sich verhalten soll.
In dem Fall schiebe ich mir einfach einen riesen Löffel Suppe in den Mund und betrachte interessiert meinen Teller, in der Hoffnung, mich bald in Luft aufzulösen. Frühstück? Ich muss ziemlich lange geschlafen haben, denn das ist ja schon Mittagessen.
Marco scheint Emilios großer Bruder zu sein. Zumindest sieht er Emilio ähnlich. Er hat auch die dunkel-braunen fluffigen Haare wie er, aber Marcos Augen sind eher tarnfarben. Er mustert mich ungefähr alle 2 Minuten und jedes Mal fühle ich mich unwohler.
Emilios "Mamma" hingegen grinst nur breit wie ein Honigkuchenpferd und ich mache mir echt Sorgen um diese Familie. Emilio scheint das ganze wenigstens genauso unangenehm zu sein wie mir. Ein Triumph meinerseits.
"Und wie heißt du?"
Es dauert eine Weile, bis ich begreife, dass die Frage an mich gerichtet ist und Emilios Mutter mich mit leuchtenden Augen anstarrt. "Ähm... Malika."
"Ohhh schöööön!", sagt sie übereifrig und nickt ziemlich bekloppt. Niedlich ist sie ja, aber ich verstehe immer noch nicht, was dieses Spielchen soll.
"Naja, klingt seltsam.", lachte Marco und mustert mich erneut. Was heißt denn hier seltsam?
Emilio sagt nichts, sondern starrt einfach nur in seinen Suppenteller.
"Nicht seltsam!", beschützt Mamma mich. "Sehr schöne Name!"
"Aylin ist hübscher. Vom Namen und vom Aussehen her."
Mamma schüttelt nur den Kopf und sagt mir, ich soll mir nichts draus machen. Dann räumt sie in einem Mordstempo alle Teller ab und verschwindet in der Küche.
Meine Gedanken schreien nur so etwas wie: Nooooin, verlass mich nicht!
Toll, ich sitze mit zwei Italienern, die ich heute und gestern erst kennengelernt hab an einem Tisch und würde am Liebsten verschwinden. Wenigstens passiert mal was in meinem Leben.
"Und? Wie betrunken warst du gestern, dass du mit meinem Bruder rumgemacht hast?", ertönt Marcos Stimme. Ich kann ihn jetzt schon nicht leiden. "Oder bekommst du einfach nichts besseres ab?" Ok, der Typ hats gerade echt verkackt.
Ich werfe Emilio einen kurzen Blick zu. Er sagt nichts, sitzt nur da und beißt sich vor Wut auf die Lippe, aber er unterwirft sich seinem Bruder anscheinend völlig. Auch wenn er innerlich kocht.
Soll ich Marco antworten? Ich will mich nicht auf sein dummes Spielchen voller Provokationen einlassen. So blöd bin ich auch wieder nicht. Aber Emilio sieht so wütend aus.
"Ich hab überhaupt nichts getrunken! Und übrigens stehen die Mädchen bei Emlio Schlange! Ich hatte echt Glück, dass er sich für mich entschieden hat!" Warum Malika, warum?! Warum musst du immer so eine Scheiße labern?!
Emlio ist überrascht. Er starrt mich vollkommen fassungslos an. Das würde ich am Liebsten auch tun. Nein, Malika. Rückrad bewahren, cool bleiben, Selbstbewusst wirken, auch wenn dein Selbstbewusstsein im Moment auf die größe einer verkrüppelten Linse geschrumpft ist.
"Ach ja.?" Marco lacht. Dieses ekelhafte Macholachen, das Jungs machen, wenn sie sich richtig cool fühlen. "Na, wenn du meinst."
Ich wünschte, ich wäre ein Hund, dann könnte ich nämlich ganz laut knurren und ihn vielleicht sogar beißen. Ok, ans Bein pinkeln wäre auch ne tolle Variante.
"Kinder, ich habe noch mehr Essääään!" Emilios Mutter kommt aus der Küche heraus, in den Händen eine dampfende Lasagne. Niedlich ist sie. Richtig niedlich.
-
"Oh Mann." Ich drehe mich ungefähr 5 mal auf der Stelle. Endlich bekomme ich frische Luft zu schnuppern. Draußen. In Freiheit. Weg von dieser seltsamen Frau und diesem idiotischen Macho und vor allem von diesem italienischen Depp.
"Hey, warte mal." Ach Mann, da ist er ja wieder.
"Was?", frage ich genervt und versuche, ihn abfällig anzugucken und mit meinen Blicken wegzuekeln. Klappt nicht, der bleibt einfach neben mir stehen.
"Mamma sagt, ich soll dich heimbringen, das gehört sich für einen Freund so.", erklärt er und setzt sich in Bewegung.
Ich torkle ihm genervt hinterher. Den werd ich wohl nie mehr los.
"Was sollte das eigentlich?", frage ich, nachdem wir eine halbe Ewigkeit schweigend nebeneinander hergelaufen sind.
Er seufzt. "Gibt es eine Möglichkeit, dieser Frage zu entgehen?"
Ich schüttele nur kalt den Kopf und er gibt erneut seufzende Laute von sich.
"Gut.", meint er nach der Seufzerei. "Du hast meinen reizenden Bruder Marco ja kennengelernt..."
"Ein sehr freundlicher Junge. Gut erzogen.", antworte ich sarkastisch und er lacht leise.
"Mamma war immer sehr stolz auf ihm, denn er sieht sehr gut aus, ist lustig, hat viele Freunde und seit ein paar Monaten eben auch eine Freundin, Aylin." Ja, diesen Namen habe ich auch schon einmal gehört. "Das hat sie noch viel stolzer gemacht, naja, Aylin ist auch ein sehr hübsches Mädchen und so..." Er errötete ein wenig und ich beiße mir leicht auf die Lippe. Interessante Beziehung zwischen den beiden. "Mamma will unbedingt, dass ich auch eine Freundin bekomme. Sie redet nur noch darüber und wie glücklich sie wegen Marco und Aylin ist. Das hat mich immer echt sauer gemacht und auf einmal warst du da und... tut mir leid, ich konnte einfach nicht anders..."
Ich zucke mit den Schultern. "Gut. Ich helfe dir."
"Was? Wirklich?" Er ist auf einmal so glücklich und strahlt heller als die Sonne. Oh, ich bin heute wieder so poetisch. "Wieso das denn auf einmal?!" Misstrauen breitet sich in seinem Gesicht aus.
"Hab im Moment eh nix besseres zu tun." Wir stehen längst im Vorgarten meines zu Hauses. Ich grinse und gebe ihm rasch einen Kuss auf die Wange, dann lasse ich ihn mit offenem Mund stehen und renne ins Haus. Tja, ich kann auch verführerisch sein... oder...?
Ich schlage die Tür hinter mir zu, was ziemlich blöd ist, denn meine Mutter kommt sofort angerannt wie ein erschrockenes Hühnchen. "Malika?", fragt sie, sichtlich erleichtert. "Gut, dass du endlich da bist! Wo warst du denn über Nacht? Ich hatte riesige Angst."
"Ja, entschuldige.", sage ich, während ich mir die Schuhe und meine Jacke abstreife, die ich unordentlich in eine Ecke pfeffere. "Hab bei ner Freundin gepennt, weil es so spät war."
Sie nickt und seufzt. Dann geht sie zurück in die Küche. "Dann gib nächstes Mal wenigstens Bescheid. Ich koche, kommst du dann zum Mittagessen?"
"Nee.. ich habe keinen Hunger." Ich will einfach nur in mein Zimmer und alleine sein.
"Ach ja, hab ich ganz vergessen.", ertönt ihre Stimme aus der Küche, wo irgendetwas laut bruzelt. "Timo ist da, er wartet in deinem Zimmer. Und das schon seit einer Stunde!"
Fuck.
DU LIEST GERADE
Bestfriend, Boyfriend.?!
RomanceMalika ist jung, recht hübsch und voller Sarkasmus. Sie liebt ihren besten Freund Timo, aber nur freundschaftlich. Dich das ändert sich schlagartig, als sich die Schulzicke an ihn ranschmeißt. Und ehe sie sich versieht, wird sie fast von einer itali...