Mamma Mia!

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Meine Augenlieder öffnen sich leicht und ich erkenne eine weiße Decke. Hübsch. Ich liege im Bett, es ist so warm und weich, dass ich am Liebsten für immer liegen bleiben würde. Ich liebe mein Bett. Ich liebe meine weiße Decke. Ich liebe meinen braunen Teddy, der wie immer auf meinem Nachttisch steht...

Moment.

Wo ist der Bär? 

Oder noch bessere Frage:

WO ist mein Nachttisch?!

Ich schrecke nach oben und schaue mich mit laut klopfenden Herzen um. Alles hier ist so fremd. Da hängt ein Fußbllposter an der Wand. -Ich hasse Fußball!

Mir gegenüber steht ein vollgestellter Schreibtisch und ein Schreibtischstuhl, den man mit einem Kleiderschrank verwechseln könnte, so viele Klamotten sind unordentlich darauf verteilt.

Es liegen an sich viele Klamotten in diesem Raum.

Ich zucke erneut und gucke panisch unter die Decke.

Gut. Ich hab meine Kleidung also noch an. Aber das benantwortet auch nicht die Frage, WO ICH DENN JETZT BIN!

Ich höre Schritte, die eindeutig näher kommen. OH GOTT! Will da etwa jemand reinkommen? Der Türgriff wird langsam, wie in einem Horrorfilm, heruntergedrückt und ich verschwinde unter der Decke.

Warum macht man das eigentlich, wenn man Angst hat? Ist das nicht irgendwie kontraproduktiv?

Aber ich schweife ab! Ich liege also zitternd unter der Decke und erst als ich ein leises Kichern höre, luke ich hervor.

"Emilio?!"

"Morgen...", lacht er. "Was machst du unter der Decke?"

"So lieg ich halt gerne da?!", sage ich schnippisch, werfe aber die Decke von mir weg. "Wo bin ich?"

"Du liegst gerade in meinem Bett.", sagt er gelassen, als wäre es das natürlichste auf der ganzen Welt.

Ich meine, ich liege ja auch nur IM BETT EINES FREMDEN JUNGENS! Passiert mir doch jeden zweiten Tag. Ach und jeden dritten werde ich übrigens von Aliens entführt. Außer Sonntags, da gehe ich verkleidet als Wolf zu den sieben Geißlein.

Ich springe angeekelt aus dem Bett und Emilio kann sich sein dämliches Grinsen wohl einfach nicht verkneifen. Ich glaube, er versucht nicht mal es zu unterdrücken. Idiot. "Pfui! Du perverse Sau!!"

"Was?" Jetzt wirkt Mister Obercool aber überrascht. Und jetzt wird er rot. Er ist süß, wenn er rot ist. Ups. Vergesst das wieder. "Tut mir leid... Ich... hab mich nicht getraut, dich heimzubringen...wär doch irgendwie komisch gekommen..."

"Und deshalb legst du mich in dein Bett?! Ja, das ist EINDEUTIG die beste Lösung." Ich kotze heute den Sarkasmus ja schon aus. "Was meinst du eigentlich mit heimbringen und das wäre komisch?!"

"Naja, du bist auf einmal einfach eingepennt. So mitten im stehen. Ich hatte voll Schiss um dich...", gibt er zu und wird nochmal einen Farbton röter. "Da hab ich dich mit hier her geschleppt, denn ich wollte nicht wie ein Vergewaltiger oder so etwas wirken." Merkt der eigentlich nicht, was für einen Müll er da labert? 

"Und wo hast du geschlafen? Doch wohl nicht hier im Bett!", knurre ich ihn an und suche nach meiner Jacke, die er mir wohl freundlicherweise ausgezogen hat. Ich will unbedingt weg.

"Ne, da wäre die Gefahr bestanden, dass du mich am nächsten Tag zerfleischt hättest..." Wo er Recht hat... "Also hab ich mich auf die Couch gelegt. Zufrieden?"

Ich zucke mit den Schultern. "Wo ist meine Jacke?"

"Willst du nicht frühstücken?"

Ich schüttele energisch meinen Kopf und öffne die Tür, wo mich schon die nächste Überraschung erwartet.

"Ai, Emilio! Tu hast ja eine Freundin bei dir! Warum du mir nicht gesagt?" Eine circa 40-Jährige Frau mit dunklem Teint und Putzklamotten kommt auf mich zugerannt, umarmt und küsst mich hastig. Dann redet sie aufgeregt in ihrem italienischen Akzent weiter. "Ciao Bella! Emilio, ich bin stolz auf dich! Endlich du hast eine Freundin!"

"Ähmm eigentlich bin ich nicht...", fange ich an, aber Emilio schnappt sich meine Hand und drückt sie fest. Automatisch stoppe ich und gucke ihn entsetzt an.

"Si Mamma, ich wollte sie dir und Marco heute vorstellen." 

Was labert der Typ gerade? Ich petzte ihm so stark in die Hand wie ich kann und spüre, wie er leicht zusammenzuckt. Er versucht angestrengt, keine Miene zu verziehen.

Die Mutter, beziehungsweise Mamma, ist total abgedreht und rast grade im Affentempo weg, während sie irgendetwas auf italienisch ruft.

"Was soll der...", fange ich an, werde aber von einem:Emilio komm in Cucina und stell uns Freundin von dir vor!!! unterbrochen.

"Spiel bitte mit...", flüstert er mir zu und zieht mich mit.

Na, das kann ja heiter werden.

Bestfriend, Boyfriend.?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt