Backenkneifer & Komplimente

59 3 0
                                    

Und erneut sitze ich an diesem Tisch und fühle mich noch unwohler als zuvor, denn weitere Augenpaare betrachten mich heute.

Emilio, der neben mir sitzt und meinen Blick sieht, hüstelt leise und versucht dann, mir die Anwesenden vozustellen. "Also Malika...", fängt er an, dann zeigt er auf einen gut begräunten Mann mit schwarzen Locken und dunklbraunen Augen, die mich intensiv betrachten. "Das ist mein Cousin, Giacomo."

Giacomo nickt mir zu und lächelt mich an. Er sieht recht gut aus, scheint so um die 20 Jahre alt zu sein. "Guten Tag, Malika.", sagt er freundlich.

Die nächste ist Emilios Tante Vittoria, die wie seine Mutter klein, gebräunt und niedlich ist, aber irgendwie zerstreut wirkt. Sie trägt einen langen Rock mit altmodischem Blumenmuster und kneift Emilio andauernd in die Wange, wenn er redet. Ich muss mir das Lachen ziemlich verkneifen, um die Familie nicht zu beleidigen. Die Erinnerung an Emilios langgezogenes Gesicht werde ich jedoch für immer behalten.

Dann stellt er mir noch seine Oma Nonna vor, obwohl ich bezweifle, dass das ihr Vorname ist. Sie ist eine zusammengeschrumpelte, alte Frau, die andauernd etwas auf italienisch dazwischen ruft. Echt niedlich eigentlich, wenn sie nicht mit Emilio verwandt wäre.

Sein Vater ist übrigens ein Mann mit dickem Schnauzer vor dem Mann gleich Respekt bekommt. Ich habe mich nicht einmal getraut, "Hallo" zu sagen. Dennoch scheint er recht offen zu sein, denn er hat schon öfters schallend gelacht (wobei ich mich jedes mal erschrocken habe)

Und schließlich deutet er auf ein blondes Mädchen mit strahlend blauen Augen und perfekter Haut. Er muss den Namen nicht aussprechen, ich weiß schon so wie sie heißt.

"Aylin."

Und trotzdem hat er es getan.

Was jetzt?

Einfach ein freundliches Lächeln aufsetzen und schon guckt sie wieder weg.

Marco hat nicht übertrieben, die ist tatsächlich viel hübscher als ich. Ach ja, diese Minderwertigkeitskomplexe, die ich von Zeit zu Zeit habe.

"Ich freue mich, mit meine Familie und Freunde zu essen dürfen.", sagt Emilios Mamma und grinst mich breit an. "Für alle, die noch nicht kennen..." Sie zeigt auf mich und auf einmal stehe ich wieder im Mittelpunkt. Mist. "Das ist Malika, Freundin von meine Emilio..."

Und erneut kneift Emilios Tante ihm in die Wange."Maschilista!"

Emilio lacht nur auf und versucht dann, die Hand seiner Tante von sich weg zu bekommen. Die klebt aber an ihm wie Kaugummi.

Seine Mamma verschwindet in der Küche und kommt mit viel Pizza wieder. Alle klatschen. Soll ich mitmachen? Ich entscheide mich dagegen und lächele nur freundlich.

Und schon bekomme ich ein riesiges Stück Pizza auf den Teller geklatscht. Na, guten Appettit.

-

Nun sitzen wir eine geschlagene Stunde am Tisch und die essen immer noch. Ich knabbere an meinem dritten Stück Pizza herum und habe gar keinen Hunger mehr, aber was soll ich machen?

Marco hat den Arm um Aylin gelegt, die sich ständig zu ihm dreht und ihn innig küsst.

Der ist auch nichts peinlich.

Emilio fühlt sich schon wieder genauso unwohl wie ich. "Mamma, können wir aufstehen?", fragt er hoffnungsvoll, aber seine Mamma schüttelt rasch den Kopf.

"Nein nein nein! Müssen erst kennenlernen Malika!", sagt sie und ich seufze so leise, dass nur Emilio es merkt.

Ich spüre, wie er seine Hand tröstend auf mein Knie legt und schlage sie aus Reflex weg. 

Bestfriend, Boyfriend.?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt