Es roch steril. Als hätte man jedes Möbelstück mindestens drei mal mit Desinfektionsmittel eingesprüht. Ein bisschen so wie in einem Krankenhaus. Also die aus dem Betrieb genommene Fabrik in der Xave und ich sonst immer schliefen war das definitiv nicht. Ich versuchte mich aufzusetzen, was sich als großer Fehler erwies, da mir sofort schwindelig wurde.
»Na, gut geschlafen?«
Ich drehte mich in die Richtung der sprechenden Person, allerdings stand nicht wie erwartet der Typ mit den grauen Augen, sondern ein etwas älterer, kleiner Herr, ich schätzte ihn auf Ende 70, wenn nicht älter, neben einer Stehlampe. Der Raum war sehr hell und simpel eingerichtet, so wie ein Ausstellzimmer im Ikea.
»Wo bin ich?«
»Das wirst du später erfahren, zieh dir erstmal was an und dann komm bitte nach draußen.«Der Mann verließ den Raum und ließ mich mit offenem Mund stehen. Da mir nichts anderes übrig blieb, ich konnte ja schlecht ewig auf dem zugegebenermaßen echt unbequemen Bett liegen bleiben, zog ich mir die bereitgelegten Sachen an und ging langsam nach draußen. Währenddessen legte ich mir schon einen Plan bereit, wie ich hier am besten wieder abhauen konnte. Mein Handy war in der Hosentasche meiner Jeans. Ich war in einem Nachthemd aufgewacht, also hatten sie mir meine Sachen ausgezogen und ich hatte keine Ahnung wo ich hier überhaupt war. Fuck!
»He, he, he! Wo haben wir denn diesen Ausdruck her, junges Fräulein?«
Uuups hatte ich das etwa laut gesagt? Vor mir stand ein grinsender junger Mann, vielleicht in meinem Alter, den ich bei meinem Gedankengang übersehen haben musste. Seinem Ausdruck nach zu urteilen, erwarte er sich jetzt wohl, dass ich lachte, aber diesen Gefallen würde ich ihm nicht geben. Zum Einen weil ich verdammt noch mal wissen wollte was hier los war und zum Anderen weil ich sowieso nicht der Typ war, der anderen Gefallen tat.
»Ich habe keine Ahnung wo ich bin?, warum ich hier bin und was ich hier machen soll, also wärst du so lieb und könntest mir wenigstens eine dieser Fragen beantworten, oder ist das etwa zu viel verlangt?«, blaffte ich ihn an.
»Alles zu seiner Zeit. Beruhig dich erstmal ein bisschen und...«
»Beruhigen? Beruhigen?! Was glaubst du wie das ist gekidnappt zu werden und plötzlich in einem fremden Bett zu erwachen? Ha?!«
»Oh glaube mir, ich weiß besser wie du dich fühlst als du denkst. Wenn du so lieb bist komm doch einfach mit und ich zeig dir mal alles. Womöglich beantworten sich dann ein paar deiner Fragen von selbst.«Schweigend und ohne Widerspruch folgte ich ihm. Natürlich nur, um mir weiter über meine Flucht Gedanken zu machen. Die haben sie hier ja nicht mehr alle. Da wäre ich jetzt lieber noch mit Tiger in diesem kleinen, alten Wagon und... ok nein, ich bekam schon Brechreiz. Wir waren mittlerweile an einer riesigen Lichtung angekommen. Es roch nach Harz und Laub. Eigentlich liebte ich den Geruch, aber in New York war das immer so eine Sache.
»Das hier ist der Speisesaal.«, er zeigte nach rechts, auf eine riesige Halle, die etwas an einen Chinesischen Tempel erinnerte. Mitten im Gebäude wuchs ein Baum durchs Dach, was alles nur noch kurioser machte. »Hier essen jetzt alle und danach ist im Neuenhaus noch Unterricht. Links ist die Kampfarena. Hier wird-wer hätte es gedacht, gekämpft.« Dabei zwinkerte er mir zu. Auf irgendeine Art und Weise war mir -wie hieß er eigentlich?- sympathisch. Während er noch was von Außenarena und Trainingsplätzen schwafelte, betrachtete ich ihn etwas genauer. Er hatte Rehbraune Augen, die sehr unschuldig wirkten, eine geschwungene Nase und einen länglichen Mund, der fast immer zu einem Lächeln verzogen war. Seine dunkelblonden Haare waren Mittelgang und standen in jede Himmelsrichtung ab. Ja, er war sicherlich nicht gerade hässlich, aber mein Typ war er nicht. Mein Typ hatte mattgrüne Augen, pechschwarze Haare bis zu den Schultern und ist fast überall tätowiert. Tattoos waren seit dem „Unfall" verboten und das machte Xave nur noch einzigartiger.
»...jedenfalls sind das die Schlafräume der Sekte Luft und das wars dann auch. Irgendwelche Fragen?«
»Ähm wer sind „die Anderen", was für eine Sekte und was habe ich hier verloren?«
Ehrlich gesagt hatte ich noch an die 100 weiteren Fragen, aber das waren mal die wichtigsten für mich.
»Das wird dir er erklären.«
Der Unbekannte führte mich in einen kleinen Raum, dass ein prima Büro abgeben könnte, würden nicht überall alte Bücher und Zeitungsartikel herumliegen. Bücher waren heutzutage unheimlich schwer zu kriegen und ich war schon ewig auf der Suche nach einem, weswegen ich mich gespannt umsah. Dabei bemerkte ich auch den alten Mann von heute in der Früh und -wie sollte es nicht anders sein- den Mann mit den grauen Augen...
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PISCES-Es gibt immer einen Anfang
FantasiDie 18 jährige Skyla hat eine ziemlich heftige Vergangenheit hinter sich. So wie es aussieht wird die Zukunft auch nicht gerade besser, denn als sie eines Nachts wieder einmal mit ihrer Gruppe durch die Straßen NewYorks zieht, begegnet sie einem Man...