Kapitel 2 - Aprikosen-Mohn-Sahne Torte

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- Samuel

„So Samantha jetzt erzähl mal, wo bist du heute morgen gewesen?" Meine Mutter schaut meine Schwester mit hoch gezogenen Augenbrauen an, aber man sieht eindeutig, dass sie in keinster Weise erbost ist, denn sie ist viel zu neugierig darauf zu erfahren was ihre älteste Tochter wieder spannendes erlebt hat.

„Also, heute Nacht, oder viel mehr heute Morgen hatte ich erst einen Albtraum,-" beginnt Sam mit einem Lächeln zu erzählen aber wird gleich von Kat unserer kleinen Schwester unterbrochen: „Ich mag keine Albträume, da ist es immer so dunkel und man ist immer alleine und alles ist so langweilig!" „Kathleen, ich weiß, dass du dich freust, dass Priscilla und Emma gleich kommen, aber es ist unhöflich Andere zu unterbrechen. Entschuldige dich bitte bei deiner Schwester!" „Jaha, tschuldigung," nuschelt Kat und stopft sich ein bisschen eingeschnappt ihren Kartoffelauflauf in den Mund.

Mein Eltern schauen nur kurz etwas verwirrt zu ihr, denn sie wird selten so schnell ruhig, besonders nicht, wenn ihr gesagt wird, dass sie nicht so viel erzählen soll und auch einmal andere zu Wort kommen lassen soll. Unsere Eltern wenden ihre Aufmerksamkeit dann aber wieder Sam zu, welche auch begeistert weiter erzählt: „Naja auf jeden Fall, dann hat es geklopft und ich bin wach geworden und es war Chris, der mich abgeholt hat, damit wir zu den Klippen fahren können." Bei einem kurzen Seitenblick zu Mum, die schon etwas erschrocken drein blickt und mitten in der Bewegung ihre Gabel angehalten hat, hängt sie noch schnell ein: „Natürlich sind wir nicht gesprungen, dass wäre ja sehr verantwortungslos, wir sind auch nicht bei diesen Temperaturen geschwommen, wir wollten uns ja nicht erkälten, wir saßen nur in seinem Auto und haben den Sonnenaufgang angesehen," hinten dran.

Ich weis, dass sie lügt, sie und Chris sind heute Morgen zu spät zum Unterricht gekommen und hatten beide nasse Haare. In der Pause haben die Beiden dann Allen erzählt, dass sie heute gesprungen sind. Aber Sam hält gegenüber unseren Eltern immer das Bild des kleinen unschuldigen und perfekten Engels aufrecht.

Ich blicke kurz von meinem Essen auf, um zu sehen ob alle Aufmerksamkeit auf Sam liegt und hole unauffällig mein Handy heraus um zu schauen ob mein bester Freund Lukas endlich wieder etwas geschrieben hat, eigentlich hatte mein Handy nicht vibriert, aber man kann ja Hoffnung haben. Leider keine Nachricht, also esse ich still mein Essen weiter.

Währenddessen schmückt mein Schwester ihre Lügengeschichte weiter aus und beschreibt in allen Einzelheiten den Sonnenaufgang, obwohl dieser schon begonnen hatte, bevor die beiden überhaupt das Haus verlassen hatten. Ich weiß dies, weil ich zum Zeitpunkt des Sonnenaufgangs wach auf meiner Fensterbank saß und nach draußen gehen habe, immer abwechselnd mit dem Blick auf meinen Wecker um zu schauen, wie lange ich noch schlafen könnte, wenn ich mich wieder hinlegen würde.
Aber wieso sollte jemand darüber nachdenken, oder Etwas kritisch hinterfragen, was die liebe Samantha tut, oder erzählt? Sie hat ja die richtigen Freunde und weiß immer was man tuen soll und was nicht.

Apropos richtige Freunde, gerade berichtet Sam wie sie die Kette und den Anhänger von Chris bekommen hat und, dass sie dann in der Schule ähnliche Anhänger von all ihren Freunden bekommen hat: „Lennart hat mir sogar einen Geschenkt der in Herzform ist und dann ist er auch noch rot und passt perfekt zu meinen Haaren, schaut mal:" erzählt sie total begeistert und zieht ihre neue Kette unter ihrer Bluse hervor.

An dem schwarzen Band sind drei Anhänger zu sehen, der Blaue von Chris, der Rosane von Helen und der Herzförmige und etwas Größere von Lennart. Wahrscheinlich bekommt sie nachher auch noch welche von Nick und Marvin.
„Darf ich die mal anfassen? Die sind so hübsch und die glänzen so schön im Licht, wie das Horn eines Einhorns!" Meldet Kat sich wieder zu Wort, es grenzt wirklich an ein Wunder, dass sie so lange zuhören konnte, obwohl sie so aufgeregt ist, aber durch den geschickten Zug meiner Mutter ihr Lieblingsessen zu machen, war sie zu beschäftigt so viel wie möglich davon zu essen, anstatt ständig etwas erzählen zu wollen.

Sam.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt