Sam.

Kapitel 5 - Der Morgen danach

- Samantha

Ich werde wach, will aber meine Augen noch nicht öffnen. Ich drehe mich auf die andere Seite und kuschel mich an ihn ran. Ich lege meinen Arm auf seine Brust und meinen Kopf auf seine Schulter. Ich atme tief und entspannt ein. So könnte jeder Tag anfangen. Abgesehen natürlich von meinem pochenden Kopf. Ich greife mir an die Stirn und massiere mir die Schläfen. Ich setze mich auf und sehe nach rechts zu meinem Nachttisch, in der Hoffnung eine Wasserflasche zu entdecken, aber Fehlanzeige. Seufzend lasse ich mich wieder ins Bett fallen und drehe dann meinen Kopf rüber nach links zu ihm. Chris scheint noch immer tief und fest zu schlafen. Seine Haare stehen in alle Himmelsrichtungen von seinem Kopf ab und sein Mund steht leicht offen. Alles in allem sieht es schon niedlich aus, wie er so da liegt. Aber wie komme ich eigentlich ins Bett? Ich kann mich nicht daran erinnern zu Bett gegangen zu sein.
Und schon melden sich meine Kopfschmerzen wieder. Es fühlt sich an, als würde er gleich explodieren. Das war wohl mehr als genug Alkohol gewesen gestern. Das Bierpong hätten wir uns echt sparen können. Apropros Bierpong.....Was ist danach eigentlich passiert? Ich weiß noch, dass Lenn mir unendlich mal versichert hat, dass nichts zwischen ihm und Olivia laufe, nachdem ich ihn zur Rede gestellt hatte. Denn Helen hatte mir erzählt, dass sie gesehen habe, wie sie sich geküsst hätten. Aber ich wollte von ihm hören, dass es gar nicht so wahr wie ich dachte und ich mich total irre und so weiter. Als er mir dann erklärte, dass er sie ja gar nicht geküsst habe, sondern sie ihn, er das gar nicht wollte, er niemals jemand anderen küssen wollen würde als mich und er mir danach tausende Liebesgeständnise zusprach, wollte ich ihm einfach glauben. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er mich ernsthaft hintergehen würde. Wir hatten zwar in der Vergangenheit schon öfter darüber gestritten, aber als er mich dann liebevoll küsste, rückten all die Gedanken daran in weite Ferne. Ich vergaß Olivia und alle anderen Gedanken, die mir noch kurz vorher im Kopf herum schwirrten.

Und mit einem Mal kamen die ganzen Erinnerungen an gestern abend wieder. ,,Fuck!", flüstere ich immer wieder vor mich hin. Mir laufen, wie gestern abend, wieder die Tränen die Wangen hinunter. Von meinem leisen Weinen aufgeweckt, dreht sich Chris zu mir und sieht mich erst verwirrt an, scheint dann aber schnell zu begreifen, was los ist und nimmt mich vorsichtig in den Arm: ,,Hey ist ja gut!", meint er etwas hilflos. Da ich nichts antworte redet er weiter: ,,Was ist denn gerstern eigentlich passiert nachdem du und Lenn nach oben verschwunden seid? Ich kam erst später dazu."
Ich schluchze noch einmal bevor ich es ihm erzähle: ,,Naja du hast ja mitbekommen, dass ich mit Lenn über Olivia geredet habe und er mir dann Liebeserklärungen gemacht hat ohne Ende. Ja beim Bierpong hast du ja gesehen: wir kamen nicht mehr voneinander los. Olivia tauchte dabei zwar wieder vor meinem inneren Auge auf, aber ich ignorierte sie und wollte nichts mehr davon wissen, wer jetzt wen geküsst hatte. Ich meine: Das war mein Geburtstag und ich wollte kein Drama. Ich wollte nicht, dass sich was ändert. Ich wollte Spaß haben. Die Sache nagte zwar immer noch an mir. Ich verdrängte sie aber so gut es ging und konzentrierte mich nur auf Lenn. Deshalb hatte ich auch nichts dagegen, als wir beide, dann halt nach oben in mein Zimmer sind." Ich mache eine kurze Pause. ,,Ich fühle mich total blöd wegen gestern. Das klingt total billig, wenn man es ausspricht. Ich war bereit mit Lenn zu schlafen, obwohl mir eigentlich schon klar war, dass ich nicht die Einzige für ihn bin. Ich dachte ernsthaft ich könnte das alles einfach ignorieren und so tun, als wäre nichts gewesen. Oh man Chris! Ich fühle mich so beschämt." Ich schluchze noch einmal und er streicht mir daraufhin beruhigend über den Arm, während ich mich weiterhin in seiner fester gewordenen Umarmung befinde.
Leise fragt er: ,,Und was ist passiert, nachdem ihr aufs Zimmer seid?" Ich drehe meinen Kopf langsam in seine Richtung und blicke ihn mit hochgezogener Augenbraue an. ,,Kann man sich das nicht denken? Ich habe doch gerade gesagt: Ich war bereit mit ihm zu schlafen."
Er verdreht die Augen und meint: ,,Ja schon klar. Ich kann's mir schon denken. Aber was ist danach passiert?" Ich schmunzel kurz wegen seinem Komentar und erzähle dann weiter: ,,Also wir haben halt rumgemacht. Irgendwann habe ich ihn aber aufgehalten und gefragt, ob da wirklich nichts zwischen ihm und Olivia sei, weil Helen mir ja erzählt hatte, dass sie angeblich Lenn und Olivia am Auto gesehen hätte. Und dann hat Lenn nur noch genervt reagiert. Er hat mir vorgeworfen ich würde ihm nicht vertrauen und ich solle das doch endlich vergessen. Daraufhin habe ich gesagt, er gäbe mir halt genug Gründe, um ihm nicht zu vertrauen. Ja dann hat er allen ernstes gesagt, ich würde aus jedem Scheiß ein riesen Drama machen und ich solle doch mal runterkommen, weil es mich eh nichts angehe. Schließlich sei es sein Leben."
,,Das hat er wirklich gesagt? Wow! Das ist die dümmste Begründung, die ich jeh gehört habe", unterbricht mich Chris. ,,Ja vermutlich hast du Recht. Jedenfalls haben wir dann angefangen zu streiten. Ich weiß nicht mehr, was wir genau gesagt haben, aber Lenn ist irgendwann aus dem Zimmer rausgestürmt mit den Worten: ,,Das muss ich mir nicht mehr anhören", oder so. Ich war zu überrascht von der Aktion und bin ihm deshalb erst ein paar Sekunden später gefolgt. Ich hatte gehört, wie er die Treppe runter ist, also bin auch runter gegangen, aber als ich dann auf der Treppe stand, habe ich aus dem Flur Olivias Stimme gehört. Sie sagte sowas wie: ,,Und Babe? Habt ihr euch jetzt endlich getrennt?" Ich bin dann stehen geblieben und habe weiter zugehört. Ich dachte mir schon, dass sie mit Lenn geredet hat. Und was für 'ne Überraschung: Er war es tatsächlich. Ich habe ihn zwar immernoch nicht gesehen, weil ich noch ziemlich weit oben auf der Treppe stand, aber es war definitiv er.