Kapitel 3

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Alice:

Irgendwie war Nick ja schon ganz süß. Ich fragte mich, was mit ihm passiert war. Er saß noch nicht lange im Stuhl, dafür waren seine Beine noch zu muskulös. Aber ich würde ihn nicht danach fragen. Vielleicht war er gar nicht gut darauf anzusprechen. Er fuhr mit seinem Rollstuhl an den Tisch herein. "Hi." Sagte ich. Er lächelte. "Hey." Seine hellbraunen Augen glänzten als er lächelte. "So, womit wollen wir anfangen?" Fragte ich. "Am besten mit Mathe. Da muss ich ganz dringend nachholen, weil wir bald eine Prüfung haben." Ich nickte zustimmend. Alle Leute, die Nick wegen seinem Rollstuhl komisch anguckten, wurden von mir mit einem Blick getötet. Also natürlich nicht wirklich, aber ich starrte sie aggro an. Als ich mich wieder zu Nick drehte, sah ich, dass er mich anstarrte. Er wandte schnell den Blick ab. "So, wollen wir mit der analytischen Geometrie anfangen?" Schlug ich vor. "Okay." Er holte seine Sachen aus einer Tasche die an seinem Rollstuhl hing raus. Ich tat es ihm nach. Das Thema fiel mir etwas leichter als ihm, so half ich ihm viel. Wir verstanden uns sehr gut, und er konnte meinen Erklärungen gut folgen. Er wirkte gar nicht so, als wäre er so schlau. Und das war nicht gemein gemeint. Ich dachte halt nur, dass er in der Schule eher durchschnittlich war. Wir übten noch ca eine Stunde, dann wurde er von seiner Mutter abgeholt. Sie lächelte mich sehr dankbar an. Na das war doch schön, dass ich so viele Menschen heute glücklich gemacht hatte. Erst meinen Vater mit einem Frühstück, dann Nick, und jetzt noch seine Mutter.

Nick:

Glücklich lag ich abends in meinem Bett. Alice war ein total nettes Mädchen, und wenn sie mir etwas erklärte, verstand ich es auch.

Am nächsten Tag bemerkte ich das erste mal die Gedenkstätte für Jason in der Schule. Die Kerzen waren schon abgebrannt in der Zeit, wo ich im Krankenhaus gewesen war. Alice kam zu mir. "Kanntest du ihn?" Fragte sie vorsichtig. Ich nickte. Ich spürte keinen Hass gegen ihn, obwohl es größtenteils seine Schuld gewesen war, dass ich mich so verändert hatte. "Er war ein guter Fake Freund." Sagte ich. Sie nickte verständlich. "Bevor ich hier her kam, hatte ich auch viele von der Sorte. Aber du bist kein Fake Freund." Ich lachte. "Kannst du doch gar nicht wissen." Sie wechselte ganz plötzlich das Thema, als sie sagte: "Die Brille steht dir." Dann ging sie davon. Ich rückte beschämt meine Brille zurecht. Ich fand das nicht. Auf dem Bild sah Jason wie ein normaler Junge aus, der nichts verbrochen hatte. Aber ich wusste es besser. Er war kein Mensch gewesen, über den ich mit Sicherheit sagen konnte, dass er nicht in die Hölle kam. Aber gut. Ich fuhr mit meinem Rollstuhl zu meiner Klasse zurück. Von dem ganzen fahren bekam ich fast etwas Muskelkater. Ich musste unbedingt wieder trainieren gehen, nur wusste ich nicht, ob ich das durfte. Ich hatte noch nie jemanden im Rollstuhl im Fitnessstudio gesehen. Als ich wieder Zuhause war trainierte ich auf meinem Laufband. Ich hatte noch sehr wenig Kraft in den Beinen, versuchte aber gut zu trainieren. Bestimmt hatte sich die Chance, dass ich wieder laufen konnte, auf mindestens 30% erhöht. Eine Ärtzin besuchte mich heute. Sie merkte auch, dass ich Fortschritte machte, und war stolz auf mich. "Du musst einfach jeden Tag weiter üben, ich freue mich sehr für dich, Nick!" Ich lächelte glücklich. "Darf ich ins Fitness Studio gehen, für meinen Oberkörper?" Fragte ich. Sie schaute skeptisch. "Ich weiß nicht, ob das auf dem Rollstuhl geht. Aber versuchen kannst du es ja." Ich bedankte mich schnell, und fuhr sofort zum Fitnessstudio, denn es war nicht weit weg. Natürlich wurde ich sofirt von allen Seiten komisch angeguckt. Ich holte meine Vereinskarte raus, und zeigte sie vor. "Darf ich trotz meiner Einschränkung noch trainieren?" Mitleidig sah der Mann an der Theke mich an, aber er sagte ja. Ich fuhr rein, und guckte mich erstmal um, um zu sehen, was ich überhaupt machen könnte. Erstmal ging ich zu einer Bank wo kleine Hantel lagen. Ich zog mich aus dem Rollstuhl, natürlich nicht ohne Schmerzen, aber ich schaffte es. Es starrten mich ein paar Leute an, aber ich versuchte es nicht zu beachten.

 Es starrten mich ein paar Leute an, aber ich versuchte es nicht zu beachten

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Ich trainierte ungefähr eine Stunde, bis ich mich ausgepowert hatte. Im Fitnessstudio ich nicht duschen, weil ich eine Badewanne brauchte. Schnell fuhr ich nach Hause und schmiss mich in die Badewanne. Abschließen durfte ich nicht, weil ja immer was passieren konnte. Ich kriegte es aber alleine auch gut hin, und meine Beine gewannen immer mehr an Kraft. Ich war sehr stolz auf mich, und bestimmt konnte ich bald wieder laufen.

Und tatsächlich. Zwar wurden meine beiden Beine eingeschient, aber ich bekam Krücken. Ich war so glücklich, und wollte Alice überraschen. Dorian auch. Er lebte nicht mehr bei uns, kam aber oft vorbei. So wie heute. Ich saß in meinem Rollstuhl, und er beugte sich gerade zu mir runter, um mich zu umarmen, da sagte ich: "Warte mal, das geht doch auch anders." Ich stemmte mich hoch, und stand schließlich vor ihm. In meiner Zeit im Rollstuhl hatte ich nochmal einen Wachstumsschub hingelegt, und jetzt war ich schon ein ganzes Stück größer als er. Er riss die Augen auf, und ich sah wie ihm Tränen der Freude in die Augen tritten. Er umarmte mich fest, was fast ein bisschen weh tat. "Nick! Das ist so cool. Ich freue mich so für dich." Ich lächelte ihn breit an.

Natürlich konnte ich nicht die ganze Zeit laufen, aber ich versuchte es immer wieder. Noch am selben Tag wo ich Dorian überrascht hatte, traf ich mich im Café mit Alice. Sie guckte schon skeptisch auf meine Schienen, als ich zu ihr an den Tisch fuhr. Wir übten kurz, dann fragte ich: "Soll ich kurz etwas zu trinken holen?" Verwirrt guckte sie mich an. "Ich denke, ich sollte das lieber machen, weil es bei mir etwas einfacher ist." Sie stand gerade auf, da sagte ich: "Dann komme ich zumindest mit!" Ich stemmte mich hoch, und sah ihren erschrockenen Blick. "Nick..." ich nah mir die Krücken, und humpelte zu ihr. Es tat gut, mal wieder zu stehen. "Oha! Das ist ja super! Das freut mich für dich." Auch sie lächelte ich an. Wir gingen zusammen zur Theke. Heute war einer der schönsten Tage in meinem Leben, aber man sollte sich nie zu früh freuen...

Wenn ihr bis hier alles durchgelesen habt, dann erst mal vielen Dank☺ Ich hoffe, die Geschichte gefällt euch, und ich werde auch versuchen sie ganz fertig zu schreiben.

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